Musicnews 18.07.13 - Bloc Party, Kings of Leon, Kim Gordon
Bandauflösungen sind so alt wie der Pop selbst. Wir haben heute drei aktuelle Beispiele parat – (fast) alle mit Happy End!
Bloc Party is dead?
Wir wollen nichts überstürzen oder vorwegnehmen und gehen die Sache deswegen ein bisschen weniger boulevardesk an. Sagen wir so: Es könnte sein, dass sich Bloc Party gestern endgültig getrennt haben. Eine derartige Botschaft hinterließ die Band jedenfalls in einem Festivalgästebuc
h. ‚Bloc Party is dead‘ daunter vier schelmisch grinsende Figuren. Das ist insofern keine allzu neue Nachricht, weil die Band bereits zeitgleich mit der Ankündigung ihrer am 9. August erscheinenden EP ‚The Nextwave Sessions‘ über eine längere Pause nachgedacht haben. Wir erinnern uns: Beim Hurricane und Southside spielte das britische Quartett bereits mit einem Ersatzdrummer anstatt mit Langzeitschlagzeuger Matt Tong. Wie auch immer: Bloc Party sind leider bekannt für ihre (Kreativ)pausen, die schlussendlich doch wohl immer auf Zwistigkeiten innerhalb des Bandgefüges zurückzuführen waren. Seit 2010 und der Solokarriere von Sänger Kele Okereke (2010 erscheint sein Debüt ‚The Boxer‘) ging die Band immer wieder in den Ruhestand, kehrte aber auch immer wieder zurück auf die Bühne des Gitarrenrock und Elektropop. Zuletzt mit ihrem bisher vierten Album ‚Four‘, mit welchem die Band nach ‚Intimacy‘ zum Gitarrenrock switschten und die Medien den enormen Erfolg der Platte auf eine wiedergefundene Bandchemie Bloc zurückführten. Der Musikexpress titelte mit einem strahlenden Kele, Kuschelfotos der Band und in Berlin Kreuzberg trank man eiskaltes Becks im ‚Four‘-Design. Im Sommer 2012, da war die Welt noch in Ordnung. Nachdem die Band kürzlich eine EP angekündigt und zeitgleich den ersten und einzigen Song ‚Ratchet‘ ausgekoppelt hatte, schien es, als würden die Vier interne Streitigkeiten überwunden haben. Die Nachricht kam aber nur mit einem Kompromiss: Festivalsaison und EP: ja, Bandbestehen: nein. Inzwischen dürfte eine Zukunft von Bloc Party vielleicht noch unsicherer sein. Wer weiß, vielleicht waren die Kritzeleien ein besoffener Scherz des angepissten Gitarristen (in Sozialen Netzwerken steht nämlich noch nichts von einem
Breakup). Hoffen sollten wir aber nicht mehr zu sehr. Die neue Single klingt übrigens ziemlich gut und erinnert fast ein bisschen so, als hätten wir 2005 und England als das Debüt der Band ‚Silent Alarm‘ Franz Ferdinand und BBC vom Hocker riss. Schade, dass gerade jetzt, wo die Band nach Singles wie ‚Flux‘ und Alben wie ‚Intimacy‘ zu ihren Wurzeln im punkigen Gitarrenrock zurückfinden. Den konnten sie nämlich immer schon am besten.
Kim Gordon mit neuem Projekt zurück!
Kim Gordon hat alles richtig gemacht! Knapp 30 Jahre war die gute Frau Mitbegründerin einer der einflussreichsten No Wave und Noise Bands dieses Planeten, hat die Avantgarde New Yorks ebenso mitg
eprägt wie den jungen Kurt Cobain und zeigte dabei gekonnt, wie man Ehe und Rock’n’Roll unter einen Hut bekommt. Inzwischen hat Thurston Moore sie hintergangen, verlassen und Sonic Youth ist Geschichte. The Eternal wird uns als letztes und würdevollstes Sonic Youth Album, ‚Goo‘ als poppigstes und ‚Evol‘ vielleicht als bizarrstes in Erinnerung bleiben. Für all diese Werke muss man den Hut vor Kim Gordon ziehen: Sie ist als Grunge Star würdig gealtert, ohne wie etwa Courtney Love völlig dem Exzess zu verfallen und ohne jemals dem Klischee eines weiblichen Popstars gerecht zu werden. Vielleicht, weil Sonic Youth so weit vom Pop entfernt sind wie die Sonne von der Erde, vielleicht aber auch, weil Sonic Youth nie zu feministisch, nie zu radikal männlich waren. Diese Dynamik ist nach 30 Jahren leider verflogen, Kim Gordon macht trotzdem weiter. Ihr Projekt nennt sich Body/Head, eine Kooperation mit Bill Nace. Eine Doppel LP/CD soll am 16. September veröffentlicht werden. Und wen überraschts: Es soll solider Noise werden.
Neue Single: Kings of Leon
Gute Nachrichten kommen von den Kings of Leon. Aus ihrem bevorstehenden Album ‚Mechanical Bull‘ wurde die erste Single ‚Supersoaker‘ ausgekoppelt. Das Album ist der sechste Longplayer und erste nach ihrem letzten Werk ‚Come Around Sundown‘. Dieser hatte zwar keine übergroßen Singles á la ‚Sex on Fire‘ oder ‚Use Somebody‘ wie der Vorgänger zu bieten, aber großartigen amerikanischen Rock’n’Roll. In der Zwischenzeit hatte die Band mit internen Streitigkeiten und Calebs Alkoholismus zu kämpfen. 2011 wurde die gesamte US-Tour abgebrochen. Schön, wenn man am 24. September mit einem neuen Album antanzt. Vielleicht geht dann wie am romantischen Cover des Vorgängers wieder die Sonne auf.