Fuck the Business
The Sounds im Interview
Nach über 15 Jahren im Musikgeschäft immer noch in gleicher Besetzung zu rocken, verdient Respekt. Ein klares Ziel vor Augen hilft dabei – im Fall der schwedischen Band The Sounds ist es die absolute Selbstkontrolle über die eigene Kunst! Das gemischte Quintett hat jetzt ein eigenes Label und mit „Weekend“ die erste in Eigenregie veröffentlichte Platte im Repertoire. VOLUME hat Frontfrau Maja Ivarsson und Gitarrist Felix Rodriquez getroffen, um übers Älterwerden, Schweden und die bösen Majorlabels zu diskutieren.
15 Jahre The Sounds in gleicher Besetzung: Was habt ihr in Sachen Bandbeziehung richtig gemacht, woran so viele andere Bands zerbrochen sind?
Maja: Heute respektieren wir uns mehr als mit Anfang 20 in unseren ‚wilden Jahren‘. Dadurch ist unsere Beziehung im Laufe der Zeit immer besser geworden. Man wächst miteinander!
Besprecht ihr euer Privatleben innerhalb der Bandfamilie? Sachen wie Beziehungen, Familie oder Zukunftsplanung…
Maja: Um es so auszudrücken: Wir reden natürlich über Probleme, Sorgen und persönliche Lebensereignisse, aber solche Angelegenheiten sollen nicht zum Dauerthema werden. Was aber auch klar ist: Je älter wir werden, desto intensiver drehen sich die Gedanken über langfristige Beziehungen oder Familie. Wir sind jetzt schließlich auch schon über 30.
Welche Soloprojekte habt ihr neben The Sounds am Laufen?
Maja: Felix und Jesper haben für viele internationale Musiker Pop bzw. Rock produziert, ich habe in schwedischen TV-Shows und diversen Bands gesungen. Unsere gemeinsame Band hat keinen von uns in seinem eigenen künstlerischen Schaffen eingeschränkt.
Ihr habt ‚Weekend‘ selbst als ein ‚Back to Basics‘ beschrieben: Was soll das heißen?
Maja: Das Album spiegelt wider, was uns im Laufe der Jahre am liebsten war und stark gemacht hat: Konzerte spielen. Den Großteil der Beats und Basslinien haben wir live im Studio aufgenommen, um unsere Leidenschaft für die Bühne zu unterstreichen.
Felix: Die Aufnahmen waren ähnlich wie bei unserem allerersten Album, als wir noch keine Ahnung hatten, was für eine Musik wir machen werden. Heute wissen wir vielleicht mehr übers Produzieren, als uns lieb ist. Technischer Schnickschnack – für dieses Album einfach Spaß haben.
Der Vertrag mit Warner scheint das Gegenteil gewesen zu sein. Mit eurer momentanen Labelsituation kennt sich zumindest keiner aus. Klärt uns auf…
Felix: Seit 2009 betreiben wir unser eigenes, kleines Label in Schweden namens ‚Arnioki Records‘. Hier haben wir die letzten drei Alben herausgebracht. Bei den letzten zwei Veröffentlichungen (Anm. d. Red.: ‚Crossing the Rubicon‘ & ‚Something to Die For‘) hatten wir allerdings immer noch einen Vertrag mit größeren Labels – ‚Weekend‘ ist das erste Album, das wir vollkommen selbständig erarbeitet haben.
Warum dieser Schritt?
Felix: Wir wollten die komplette Kontrolle und völlige Freiheit über unseren künstlerischen Output. Wir wissen inzwischen am besten, wer wir sind. Kein hochbezahlter Manager könnte uns das besser sagen. Wir haben uns selbst aus diesem Business gekauft und sind sehr zufrieden mit der aktuellen Situation.
Maja: Jetzt sind wir frei. Noch vor ein paar Jahren waren wir vertraglich dazu verpflichtet, Alben auf Kommando zu veröffentlichen.
Hat Arnioki bereits andere Bands im Roster?
Felix: Unser Schlagzeuger hat mit meinem Bruder ein Album auf Arnioki Records veröffentlicht. Bisher haben wir allerdings noch keine Künstler unter Vertrag genommen, weil uns The Sounds bisher zu sehr in Anspruch genommen hat. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich möchte. Die Musikindustrie ist das schlimmste Business, in dem Mann oder Frau landen kann. (lacht)
Euer Album ist auch auf Vinyl erhältlich. Ein Medium…
Maja:…für die Ewigkeit! Ich höre viel Musik auf Schallplatte, weil die Soundqualität einfach ganz besonders ist. Seit 10 Jahren habe ich keine CD mehr gekauft.
Spotify?
Maja: Muss man ja, oder? Leider geht es da mehr um einzelne Songs und Singles als um ein homogenes Album. Schade!
Dafür können The Sounds 2014 mit einem heißen Album loslegen. Wohin führen euch eure nächsten Musikreisen?
Maja: Erst touren wir in Amerika, im Sommer spielen The Sounds dann das volle europäische Festivalprogramm…