Ozzys Werk & Teufels Beitrag
Black Sabbath im Interview
‚Never Say Die‘ hieß 1978 das bislang letzte Album von Black Sabbath mit Ozzy Osbourne am Mikrophon. Dass er und seine Kumpels im Jahr 2014 tatsächlich noch am Leben sind, hätte damals wohl niemand vermutet. Weit gefehlt: In alter Frische und mit neuem Album ’13‘ wird heuer am Nova Rock noch einmal der berühmte Teufelsakkord in die Nickelsdorfer Nacht gerotzt. Die Pannonia Fields zittern jetzt schon, VOLUME hat den Ozzman himself noch um eine Wortspende gebeten.
Ganz ehrlich, Ozzy: Hast du jetzt – 35 Jahre nach deinem letzten Album mit Black Sabbath – noch mit dem Riesenerfolg von ’13‘ gerechnet?
Zuerst nicht. Als ich mir die Masterbänder zum ersten Mal angehört habe, dachte ich, dass das alles Scheiße ist. Aber das ist typisch für mich, weil ich selbst mein größter Kritiker bin. Meine Frau Sharon sagt immer, ich wäre mit einem blauen Himmel nicht glücklich, solange kein dunkles Wölkchen zu sehen ist. Im Endeffekt habe ich das fertige Album aber dann bewusst analysiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass es wirklich richtig gut ist – definitiv Black Sabbath und wahrscheinlich auch das wichtigste meiner Karriere.
Was waren im Vergleich zu damals die Unterschiede bei den Aufnahmen? Milchkaffee statt Spaßpulver?
Grundsätzlich war ich Ende der 70er Jahre bis allerspätestens neun Uhr morgens schon so besoffen und auf allem möglichen Zeug drauf, dass ich danach meist nichts mehr schreiben konnte. Kein Wunder, dass ich damals völlig zurecht aus der Band geflogen bin. Das ist aber heute nicht mehr so. Außerdem war es schwierig, mich nun wieder umzugewöhnen, nachdem ich die letzten Jahrzehnte ja mehr oder weniger Solokünstler war. Jetzt musste ich mich wieder in unsere alte Bandsituation einfügen. Bei Black Sabbath habe nämlich nicht ich alleine das Sagen, sondern bin nur der Sänger.
Dass ’13‘ überhaupt fertig wurde, grenzt an ein kleines Wunder…
Die Entscheidung selbst, noch ein Album zu machen, war letztendlich gar nicht so schwierig. Wir wussten ja alle tief drinnen, dass das vielleicht unsere letzte Chance ist, weil auch wir nicht jünger werden. Aber dann wurde bei Tony (Iommi, Gitarrist, Anm.) dieser verdammte Krebs diagnostiziert. Keine Ahnung, wie er es geschafft hat, aber trotz Chemotherapie konnte er im Studio extrem hart arbeiten. Obwohl es schreckliche Tage gab, an denen seine Gesichtsfarbe in der Früh komplett grau war. Schade nur, dass es mit Bill (Ward, Originaldrummer, Anm.) nicht funktioniert hat. Da gab es leider einige unschöne Managersituationen. Aber wenn du ein Album machen willst, kannst du dich nicht verhalten wie Kinder und monatelang verhandeln, sondern musst arbeiten und nach vorne schauen. Ich denke, wenn Tony es geschafft hat, mit Krebs im Studio zu stehen, hätte es auch mit Bill eine Lösung geben können. Dem war aber nicht so.
Produzentengott Rick Rubin soll bei den Aufnahmen hart mit dir ins Gericht gegangen sein…
Er hat gemeint, ich solle singen wie auf dem ersten Album von Black Sabbath 1970. Ich sagte: ‚Rick, das war wie ein verdammtes Livealbum, wir haben damals nicht nachgedacht, sondern einfach drauf los gespielt!‘. Und genau darauf wollte er hinaus. Er ließ uns zum Beispiel am Ende eines langen Tages ein wenig jammen, ich habe mich dabei nicht sonderlich bemüht, und was macht der Bastard? Er nimmt alles heimlich auf und verwendet das Material am Ende auch noch fürs Album. Ich habe die Songs im Studio wie früher wieder von Anfang bis Ende durchgesungen, es gibt fast keine Overdubs. Guter, alter Sound à la Sabbath. Außerdem habe ich meinen natürlichen Stimmumfang verwendet, was es leichter macht, die Nummern auch live besser rüberzubringen.
Hast du in deinem Leben das geheime Patentrezept gefunden, wie man zur Rocklegende wird?
Einen Scheiß habe ich! Wenn man jung ist und eine Band hat, denkt man: ‚Hmm, das ist aber ein netter Zeitvertreib, um Spaß zu haben und keinen normalen Job machen zu müssen.‘ Wir haben einfach in den Tag hinein gelebt, Musik gemacht, und plötzlich hatten wir ein Hitalbum. Es ist uns einfach so passiert! Wir haben als Bluesband begonnen und auf einmal wurde daraus dieser verdammte, düstere Sound. Noch heute bleibe ich oft einfach so stehen und frage mich, was zum Teufel wir da eigentlich erschaffen haben.
Nicht mehr und nicht weniger als den Heavy Metal, Herr Osbourne. Und dafür bedanken wir uns beim Nova Rock artig mit einer ausgestreckten Mano Cornuta!