Party Werk Stadt
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Vor genau einem Jahr hat sich dasWerk, das lange Zeit in der Neulerchenfelderstraße beheimatet war, in den Stadtbahnbogen 331 nebst der Grellen Forelle eingemietet. Seither ist viel Wasser den Donaukanal hinunter geronnen. Veranstalter kamen und gingen. Partys und andere Feste wurden gefeiert – mit mal mehr, mal weniger Erfolg. Das Ganze ging ohne große Magistrats-Turbulenzen über die Bühne. Zum Glück, denn davon hatte man ohnehin schon genug.
Wir haben bei Benjamin und Stizz, den Betreibern der Kunst- und Kulturinitiative, nachgefragt:
Wie fällt eure Bilanz nach dem ersten Jahr an der neuen Wirkungsstätte aus?
Sehr positiv. Unser neuer Standort am Donaukanal birgt sehr viel Potential. Gleichzeitig muss auch gesagt werden, dass das Ganze eine Heidenarbeit ist. Der Umzug vom 16. Bezirk Anfang 2013, mit einem quasi nahtlosen Übergang zur neuen Location, hat schon sehr an unseren Kräften gezehrt.
Sind die Beschwerden und Magistratsstrafen zurückgegangen?
Ja. Wir haben aus den Fehlern im alten Werk gelernt. Die Lage der Stadtbahnbögen am Donaukanal ohne angrenzende Wohnungen kommt uns sehr gelegen. Aber man sollte es nicht für möglich halten: Es trudeln noch immer Magistratsstrafen aus den Jahren 2011 und 2012 bei uns ein. Unglaublich.
Welche Philosophie steckt hinter dem Konzept dasWerk? Hat sich gegenüber dem alten Werk was verändert?
Die Philosophie ist dieselbe geblieben. Wir wollen Raum für verschiedenste Veranstaltungen bieten: Theater, Lesungen, Filmvorführungen, Konzerte und natürlich Partys. Unser Anspruch ist, Wien künstlerisch zu bereichern und den Menschen Möglichkeiten zu bieten, ihre Konzepte umzusetzen. Über kurz oder lang wollen wir wieder Künstler aus den verschiedensten Bereichen bei uns beheimaten. Zu diesem Zweck werden weitere Stadtbahnbögen adaptiert und an Menschen aus dem Kreativbereich vermietet.
Welche Schwerpunkte setzt man heuer?
Die inhaltliche Ausrichtung wird sich auch in diesem Jahr nicht grundlegend ändern. Allerdings werden wir dasWerk vergrößern. Mit einem zusätzlichen Stadtbahnbogen können wir in Zukunft auch größere Veranstaltungen abhalten. Mit zwei weiteren Bögen wollen wir kreative Köpfe an den Donaukanal holen. Den zweiten Stock wird man als Galerie für Vernissagen und Theaterproduktionen adaptieren. Wenn uns die Götter gnädig sind, werden wir bald fünf zusammenhängende und doppelstöckige Stadtbahnbögen bespielen.
So richtig angekommen ist dasWerk in den Köpfen vieler Partygänger aber noch nicht. Auch namhafte Veranstalter haben den Club nach einigen Partys wieder verlassen. So auch der Susi Klub. Warum das?
Zuerst sollte man bedenken, dass wir nicht ausschließlich ein Club sind. Wir haben im letzten Jahr darauf geachtet, dass wir uns in der Partyszene etablieren. Unsere Besucher wissen, was sie erwartet und gleichzeitig entwickeln wir uns gemeinsam weiter. So wie viele Underground-Clubs in Wien oder Berlin, verzichten wir auf Beschilderung, übermäßige Werbung und das übliche Marketing. Einzig Facebook wird von uns regelmäßig genutzt, um unsere Zielgruppe zu informieren (anders verschwindet man in Wien zurzeit schnell unter der Wahrnehmungsgrenze). Wir ziehen ein besonderes Partypublikum an und wollen auch, dass das so bleibt. Und in deren Köpfen sind wir mehr als angekommen – das erleben wir jedes Wochenende aufs Neue. Natürlich sind manche Partys besser besucht, als andere, aber wir sind zufrieden. Veranstalter kommen und gehen, auch in anderen Locations. Dass der Susi Klub nicht mehr unter uns weilt, ist natürlich schade. Aber der Grund für ihr Ausscheiden war nicht dasWerk. Sie sind ja auch nicht umgezogen, sondern haben (zumindest vorübergehend) eine kreative Pause eingelegt.
Es hat sich in Sachen Veranstaltungszulauf gezeigt, dass vor allem Techno gut angenommen wird? Warum ist das so?
Techno ist, nach fast einem Jahrzehnt House (in allen erdenklichen Varianten), in Wien generell auf dem Vormarsch. Der ‚Maschinenraum‘, eine regelmäßige Veranstaltung bei uns, hat dazu sicher beigetragen. Und wir denken: Das ist gut so. Schweißgebadeter Tanz anstatt getränkenippendes Kopfgenicke bietet sich beim industriellen Flair des Werks halt an. Das heißt aber nicht, dass wir nur Techno spielen. Wer unser Programm kennt, weiß, dass wir Wert auf unterschiedlichen Sound legen.
Wie würdet ihr euer Stammpublikum beschreiben?
Ein einheitliches Stammpublikum gibt es bei uns in diesem Sinne nicht. Unser Programm ist einfach zu heterogen. Wir haben Theatervorstellungen mit Omas und Opas, Kinderprogramm, Punkkonzerte, aber auch Partys aus der Freetekk-Szene. Generell können wir aber schon sagen, dass wir uns in der linksalternativen Kunst- und Kulturszene zu Hause fühlen.
Wie sieht der Austausch mit der Grellen Forelle aus, die sich unmittelbar nebenan befindet ?
Mittlerweile sehr gut. Wir schätzen uns gegenseitig für unsere Arbeit und haben ein freundschaftliches Verhältnis. Wir haben zwar ein wenig anderes Verständnis von einer ‚guten‘ Party, aber das hindert uns nicht daran, auch mal gemeinsam zu veranstalten und zu feiern.
Pläne und Aufgaben für die Zukunft?
Konkret geht es uns zurzeit um die Adaptierung zusätzlicher Bögen und den Bau eines Gastgartens am Wasser. Generell ist unser Projekt auf eine lange Dauer ausgelegt. Wir wollen nicht in so kurzer Zeit wie möglich die Location ausschlachten. Sondern wir wollen eine Kunst- und Kulturmeile am Donaukanal etablieren, die Nischen schafft für Menschen abseits vom Mainstream und bloßer Geldmacherei. Am besten wäre es, nie fertig zu werden. Denn wenn etwas fertig ist, ist es Zeit für Neues.
Hier die Tipps fürs kommende Wochenende:
Donnerstag
Am Donaukanal sind bereits einige Versorgungsstätten aus dem Winterschlaf erwacht. Scheiben wurden geputzt, Stühle und Tische abgestaubt und das eine oder andere repariert. Gut so. Der Tel Aviv-Beach hat zum Beispiel seit Dienstagmittag offen. Wer dem Hipsterauflauf aus dem Weg gehen möchte, kauft sich einfach ein, zwei Biere und setzt sich 50 Meter flußab- oder aufwärts auf eine Bank oder auf den Boden und schaut der Sonne ganz in Ruhe beim Untergehen zu.
Nach Küchenschluss verwandelt sich das ‚Heuer‘ am Karlsplatz zum ersten Mal in eine Tanzfläche. Unter dem Titel ‚Open House‘ werden die Schreiber-Twins aka New Tower Generation live das elektronische Schlagzeug mit Hieben versorgen und dazu feinste House Tunes abliefern. Davor und danach wird Ella Brandis aus der hauseigenen Plattensammlung, die von den Besitzern zusammengestellt wird, Vinyl ziehen und es auflegen.
Nebenan steigt im brut eine vom sound:frame-Festival initierte Party, bei der The Ruff Pack jazzigen HipHop auf die Bühne zaubern und Sixtus Preiss dann zum abstrakten Tanz bittet.
Der Salon 2000 hat sich zur feinen Donnerstagsveranstaltung entwickelt. Ins Celeste holen die Verantwortlichen dieses Mal Nachwuchskünstler. Wer genau hinter dem Pseudonym Jung An Tagen steckt, weiß man nicht. Der Sound geht auf jeden Fall nicht als leichte Kost durch. Da eiern die Synthesizer zu Game-Boy-Tunes. Hui!
Freitag
An diesem Tag sollte man eigentlich heiraten. Das Datum könnte nämlich schöner nicht sein: 04042014. Man kann aber auch ganz viele andere Sachen machen. Zum Beispiel zu George Fitzgerald in die Pratersauna fahren. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Dusch dich wird der in Berlin lebende DJ und Produzent sein sicherlich famoses wie knackiges Set abliefern. Den Support übernehmen die Schönbrunner Perle(n) Motsa, Deep Baked, Hanzo von den Wiener Endorphinen und meine Wenigkeit.
Wer höher hinaus möchte, sollte den Lift in der Lehargasse 7 nehmen. Dann ist man nämlich Oben und bei der von FM4 beworbenen Sause ‚Tanz mit mir‘. Im temporären Club werden sich auf zwei Floors FM4ler beim Auflegen abwechseln – Functionist, John Megill, Kathi Seidler und Pulsinger.
Im Leopold ist die Music Boxxx zu Gast. Das bedeutet dann HipHop, R & B und jede Menge Bekanntes aus dem Soul- und Disco-Fach. Mit DJ Katch aus Frankfurt am Main holt man sich für diesen Abend auch einen externen Plattenverleger an Board. Bis 22 Uhr ist der Eintritt gratis.
Im Flex gastieren die wunderbaren Blood Red Shoes mit ihrem aktuellen und titellosen Album, das im Jänner dieses Jahres veröffentlicht wurde. Da treffen dann dreckige Gitarrenriffs auf ein enorm treibendes Schlagzeug. Das Duo erinnert dabei in guten Momenten an The Kills und holt den ungehobelten Grunge-Sound der 90er-Jahre ins Hier und Jetzt. Ganz stark!
In der Auslage feiert man dann einen Abschied – und zwar den der Veranstaltungsreihe Heat & Defeat. Dazu werden sich dann unter anderem die heimischen House Boys von Woodcut, der talentierte Pomeranze-Schönling Thomé Rozier und der als Mainact angekündigte Lazare Hoche einfinden. Gutes Programm!
tINI vom renommierten Label Desolate wird die Grelle Forelle mit pluckernden und pumpenden Bässen versorgen – das reicht dann vom Minimal Techno bis hin zu deepen House-Stücken. Eine Dame von Welt.
Mit Jonwayne kommt ein zurzeit von Hipstern, Nerds und der Kritik heftig abgefeierter wie Schlapfen tragender US-Rapper nach Wien. Im Brut wird er im Rahmen der sound:frame Chose über Klaviermelodien hinwegsprechen.
Samstag
Wie wäre es mit einer Beisl-Tour. Diese lässt es sich zum Beispiel im – nennen wir es einfach – Hipster-Dreieck hervorragend absolvieren. Damit meine ich die Ansammlung von sicherlich zehn (potenziell) feinen Lokalen rund ums Freihausviertel. Also Schikaneder, Kiosk, Anzengruber, Zweitbester, die ganzen britischen Pubs und so weiter und sofort. Da kann man hervorragend hängen bleiben, wie man so schön sagt.
Man kann aber auch ins Celeste weiterziehen. Dort werden Tingel Tangel zu Gast sein. Das ist immer lustig und gemütlich.
Im Weberknecht kann man hingegen seine zerissene Jeans und die räudige Jeansjacke ausführen. Es ist nämlich Kurt-Cobain-Gedenknacht – der Nirvana-Frontmann setzte am 5. April 1994 seinem Leben ein Ende. Ein Abend zum Mitsingen: ‚Hello, hello, hello, how low?‘
Dominik Eulberg kommt zum – gefühlt – fünften Mal in den letzten zehn, zwölf Monaten nach Wien – für eine detailierte Recherche war leider keine Zeit. Auch egal, denn sympathisch ist einem der Deutsche allemal, was unter anderem auch an seinem Hobby liegt. Er befasst sich nämlich mit Flora und Fauna, geht mit dem Aufnahmegerät in den Park und nimmt zum Beispiel Vogelgesang auf. Diesen verarbeitet er dann in seinen Tracks. Kurzum: Ornithologie trifft Techno. Im Flex!
Wer mit dem Magazin Fleisch Geburtstag feiern möchte, sollte sich schick anziehen und in die Rote Bar gehen. Dort zelebriert man das 10jährige Jubiläum. Beim Fleisch handelt es sich aber nicht um das Fachmagazin für Fleischhauer und Wurstmacher, sondern um ganz was anderes. Deshalb sind auch Veganer herzlich eingeladen. Getanzt werden kann zu Fijuka und diversen Platten von diversen DJs.
Sonntag
Wer am Sonntagabend gerne gesellig die Nachwehen des zu Ende gehenden Wochenendes bei einem Bier mit Freunden besprechen möchte, kann das bei ‚Ein Café am Sonntag‘ machen. Die Afterhour der Afterhour startet gegen 17.00 Uhr in der Grellen Forelle. Bei Schönwetter – und das hat sich für das Wochenende angesagt – kann man auf jeden Fall gemütlich auf der Terasse abhängen. Offiziell ist das Sonnendeck aber noch nicht eröffnet.
Montag
Saul Williams kennt man als wortgewaltigen Poeten im intelligenten HipHop-Bereich. Er bringt auf der Bühne also nicht den seichten Goldketterl-Schmäh, sondern macht sich über die Zukunft der Menschheit Gedanken. Im Porgy & Bess wird er mit den Saxophonisten David Murray antreten und Free Jazz mit HipHop kreuzen.