Aufruf zum Sommererwachen
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‚Wir rufen euch auf! Gestaltet mit uns die blühenden Wiesen und werdet Teil eines magischen Festes‘. Was klingt wie das Manifest zur Rettung der Erde – verfasst von einer hippiesken Sekte – steht in Großbuchstaben auf der Homepage von Tanz durch den Tag. Ein Aufruf zur Teilnahme beim dreitägigen Festival. Die Crew hinter der Freiluftveranstaltung will also nicht nur ihr Maifest feiern, sondern mehr – ein ‚Sommererwachen‘ soll es geben.
Hier geht’s zur Homepage von Tanz durch den Tag -> http://tddt.info
Mitmachen kann beim Sommererwachen jeder, der in Sachen Performance, Visual Art, Musik oder Kinderbetreuung irgendwas drauf hat. Dieses Gemeinschaftsprojekt ist begrüßenswert, aber auch gewagt. Erstens gibt es keinen Eintritt. Zweitens sind Sponsoren, Firmenlogos oder sonstiger Kommerz tabu. Damit sich das Ganze irgendwie finanziell ausgehen kann, hat man via Crowdfunding zur Spendenaktion aufgerufen. ‚Mit eurer finanziellen Unterstützung sichert ihr den Fortbestand einer für Wien einzigartigen Veranstaltung‘, steht auf der Plattform. 20.000 Euro sind das Ziel. Ambitioniert, denn bislang sind nur knapp 2000€ zusammengekommen. Die Ausgaben wollen aber halbwegs gedeckt sein: Müllentsorgung, Klos, Soundsystem, Platzmiete, Transport, Dekomaterial, Strom, Technik oder Polizeisperren gibt es nicht gratis. Das kostet. Und zu verschenken – wie Nicki ‚Sparefroh‘ Lauda – haben auch die Leute von Tanz durch den Tag nichts. Jan vom Veranstaltungsteam spricht im Interview über das mutige Projekt.
Ihr werdet bei euren Veranstaltungen von Leuten überrannt. Am Ende bleiben Berge von Müll, kein Geld, sondern nur viele Anzeigen übrig. Warum tut man sich das überhaupt an?
Es ist eine Kombination aus purer Freude am Tun und dem Gefühl, etwas Wichtiges zur Gesellschaft beitragen. Das Bedürfnis der Menschen nach freiem Entfaltungsraum wird durch unsere Veranstaltungen gestillt. Da wir selbst auch ein starkes Verlangen nach solchen Räumen haben, sehen wir es als unsere Aufgabe, diese zu erschaffen – da es sie sonst in Wien nicht geben würde.
Wie läuft es mit der Stadt Wien und den zuständigen Behörden?
Nicht einfach. Der Behördenapparat ist starr und es fehlt eine zentrale Anlaufstelle. Es gibt dutzende Magistratsabteilungen, die meistens kein Interesse an unseren Aktivitäten haben und keine zusätzliche Arbeit bzw. Verantwortung eingehen wollen. So werden oft Ideen gezwungener Maßen zurechtgestützt oder gar wieder verworfen. Schade, dass wir nicht unser Potenzial voll ausschöpfen können. Unser Ziel ist es ja, der Stadt etwas zu schenken und sie zu bereichern.
Sind die bürokratischen Hindernisse zu groß – im Vergleich zu anderen Städten?
Ich kann mir gut vorstellen, dass Wien ein Paradebeispiel eines ausgeprägten Beamtenapparats ist. Gut organisiert, allerdings auch sehr unflexibel und verschlossen gegenüber Neuem. Andere Städte sind da sicherlich ein wenig ‚unorganisierter‘ und somit auch freier.
Ihr plant gerade ein dreitägiges Festival in Wien. Wo und wann soll das Ganze stattfinden?
Vom 2. bis 4. Mai soll tagsüber auf einer noch geheimen Wiese – viel Programm und Liebe, die Menschen verzaubern.
Ihr wollt das Ganze via Crowdfunding finanzieren lassen. Aktuell wurden knapp 2000€ gespendet. Ab welcher Summe werdet ihr das Festival umsetzen?
Wir werden das Festival umsetzen. Die Frage ist nur, ob wir es schaffen, dass Open Air auch weiterhin frei, also ohne Eintritt, stattfinden lassen zu können. Leider müssen wir einen Berg an Kosten auf uns nehmen. Das finanzielle Risiko ist daher sehr hoch. Aus diesem Grund rufen wir alle auf sich zu beteiligen, sodass die Last auf uns allen liegt, die sich schöne Tage im Freien wünschen. Egal, ob mit Geld oder Arbeitskraft – wir wünschen uns die Beteiligung von allen Leuten, die unsere Bewegung auch in Zukunft wachsen sehen wollen.
Wie wollt ihr das mit dem Müll und den selbst mitgebrachten Getränken regeln?
Letztes Jahr hat das leider nicht funktioniert. Wir standen am Ende des Tages vor einem Haufen Blechdosen, obwohl es keine an der Bar zu kaufen gab. Es ist der naive Gutglaube, dass die Menschen verstehen, dass die Einnahmen der Bar unser einziges Mittel zum Fortbestehen des Projekts sind. Aus diesem Grund wird es dieses Jahr Getränkekontrollen geben. Für die Müllentsorgung wird wieder die grandiose Trashbar mit atemberaubenden Performances sorgen.
Welche Ziele verfolgt ihr mit euren Veranstaltungen?
Wir möchten Gelegenheiten bieten, Menschen zu versammeln, zu vereinen und Austausch und Verbindung entstehen zu lassen. Wir bemühen uns um Momente, bei denen Zeit und Ort verschwimmen – unvergessliche Erlebnisse sollen Mensch und Geist beleben.
Gibt es weitere Pläne für diesen Sommer?
Wir freuen uns auf den Sommer und es gibt viele Pläne. Es hängt allerdings viel vom Erfolg des Sommererwachens ab, inwiefern wir unseren Ideen in die Tat umsetzen können.
Danke für das Gespräch, viel Erfolg und bis bald im Sommer!
Nun zu den Tipps fürs kommende Wochenende:
Donnerstag
Das heimische Magazin Faux Fox feiert eine neue Ausgabe. Nummero Acht ist es mittlerweile. Darauf muss man trinken bzw. ein bisschen Geld sammeln. Das Ganze passiert im Morisson Club. Sicher sehr lustig.
Im Celeste lädt der Salon 2000 zur Labelnacht mit ABM089. Dieses von München aus geführte Kollektiv schickt NorthernDraw nach Wien. Außerdem gibt’s ein Beatset von digitalluc, Rap von LeoLex & Zip Zap und ein DJ-Set von Tom2k.
Im Rahmen von Dialog im Dunkeln werden Christoph & Lollo ihre neue CD ‚Tschuldigung‘ präsentieren. Noch zwei Sätze zur Initiative Dialog im Dunkeln: Im Schottenstift an der Freyung 6 werden Sehende zu Nichtsehenden. Ein Rollentausch, bei dem man einen anderen Zugang zur Welt bekommt. Die Welt der Lichtlosigkeit. Christoph & Lollo werden an zwei Tagen ihr humorig-zynisches und traurig-schönes Liedgut präsentieren.
Freitag
Metronomy aus Brighton haben es mit ihrem dritten Album ‚The English Riviera‘ 2011 aus der Bedeutungslosigkeit geschafft. Mit der Addition ‚Dance + Rock + Pop‘ war man dann nicht nur auf Festivalbühnen gern gesehener Gast, sondern erreichte damit auch die Clubs dieser Welt. Das neue Album heißt ‚Love Letters‘ und ist in der Arena Wien live zu hören.
Am Freitag kann man im Leopold swingen. Beim Electro Swing Carneval wird Mr. Harvey Miller vom Cirque De La Nuit aus Graz antanzen. Wer also gerne swinghopt und Frauen zum Tanzen auffordert, sollte sich schick machen, die Haare schön zurück gelen und seine Tanzkünste sprechen lassen. Man kann aber sicher auch nur an der Bar stehen, die Leute beobachten und seinen Spaß haben.
In der Pratersauna feiert man unter dem Codewort Eresureaction (meint wohl resurrection = Auferstehung) Ostern. Gertragen wird die Sause vom Zeitaufnahme-Kollektiv, das sich für den Karfreitag die Dienste von Vakula gesichert hat. Der ukrainische Produzent wird dann feierlichen House verlegen.
Glatter und techhousiger geht es in der Auslage zur Sache – dort gibt der Club MNML sein Comeback. Geholt wird dafür Matt Hardinge aus London. Während man in der Grelle Forelle Florian Meindl hinter den Mixer bittet, feiert das heimische Label Yoursistercallsmedaddy im Werk die Auferstehung.
Im brut werden beim Salopp Johan Johanson & Johannes Semf ihre EP ‚Leave Me‘ vorstellen. Es ist ihr erstes musikalisches Statement als Duo, das nach Sommer und luftig-lockerem House klingt. Gäste Smacs & Patrick Kong, sowie resident Lupo der Fux die Nacht abrunden.
Samstag
A Vinyl A Day keeps the digital away. Beim Record Store Day kann man sich in ausgewählten Wiener Plattenläden (Substace, Rave up und Recordbag) mit exklusiv für diesen Tag produzierten Releases versorgen. Hier bekommt man einen Überblick über die Spezialveröffentlichungen. Einige davon kann man dann auch im Substance erstehen. Feine Sache. http://www.recordstoreday.com/SpecialReleases
Mit Pablo Valentino haben die Jungs vom Club Bande À Part wieder mal einen guten Fang gemacht. Der Betreiber von Faces Records in Strassbourg veröffentlicht auf diversen Labels seine aufwendig produzierten Tracks, die sich gar nicht erst auf einen bestimmten Sound versteifen. Im Leopold gibt’s Slow Motion Disco, Deep House oder roher Techno mit Funkelementen. Die restlichen Slots übernehmen Dieter mit Platten,Woodcut und Bolek.
Ebenfalls im MQ, genauer gesagt im Dschungel Wien, findet ein Dish Tennis statt. Für partytaugliche TT-Liebhaber ein Pflichttermin. Das freie Training und die Registrierung sind ab 20:30 Uhr möglich. Turnierbeginn: 22 Uhr.
Perlen Pur heißt es in der Grellen Forelle. Das bedeutet nichts anderes, als das an diesem Abend das heimische Label Schönbrunner Perlen hostet. Allemal Grund zur Freude, da man eine Flotte voller DJs serviert bekommt. Motsa, Herb Piper, Denis Yashin, Heinz Seidenbusch Live, Laminat und Beppo Ton. Ach ja, vor der Party wird diskutiert – über Politik und Toleranz in der Clubkultur. Klingt fein. Hingehen!
‚Massive Popcorn‘ hat es ja schon länger nicht mehr gegeben. Mit dem Wirr hat das puffzack aber mal eine neue Heimat gefunden. Am Samstag wird im Underground, also im Club, zum ‚Frühlingserwachen‘ mit frischem Popcorn geladen – solange der Vorrat reicht, eh klar. Aufgelegt wird natürlich auch – für tanzbare Momente sorgen Paul Raal, Agent Well (Sweet Heat) und die Residents.
Sonntag
Eleni Mandell wird im WUK ihr neues Album’Let’s Fly A Kite‘ vorstellen. Ihre Songs passen dann auch ganz gut zum klassischen Sonntagsblues, den man ja des Öfteren mit sich herumschleppt. Mandell umgibt sich nämlich gerne mit leisen Tönen, die vorzüglich in Moll gestimmt wurden. Klassischen Gitarrengezupfe trifft dann auf Gospel, Blues, Country und Jazz. Textlich wird gelacht und geweint – also aus dem Leben berichtet.
Wanda machen ‚Popmusik mit Amore‘ oder so. Dass sie in ihren Songs dann in Richtung Schnulze abdriften, ist Ziel der Sache. Macht nichts. Denn andere verlieren sich in der Musik des heimischen Quintetts und brüllen die Lieder biertrunken mit. Am 20. April veröffentlichen sie mit ‚Schickt mir die Post/La Hora di Morta‘ via Problembär Records eine Single. Das dazugehörige Album kommt dann im Oktober. Am Sonntag dann live im Fluc (oben) auf der Bühne – mit einer freiwilligen Spende ist man dabei.