Das Warten hat ein Ende! Frisch aus dem Presswerk liegt sie zur Feier des zehnjährigen Label-Bestehens auf dem Tisch: Die neue Vienna Scientists V. Voll warmem Soul, kickendem Funk, freshen Discobeats und entspanntem Jazz. Dancefloor- und songorientiert statt totgesampelt, dazu ein Faible für Tiefe und Wärme – so glut- und gleichzeitig gefühlvoll, mit mehr Vocals denn je zuvor präsentiert sich das Wiener Label im Jahre 2009. Elektrifizierende und mitreißende Tunes sind das Ergebnis, das sich in jedem der zwölf neuen, so fein wie geschmackvoll ausgewählten, Titel niederschlägt. Vienna Scientists V gibt einen Überblick über die zeitgenössische Wiener Musik- und Clubkultur. Nach vier Compilations, die nicht nur in Kennerkreisen Kultstatus genießen, hat Chef- Wissenschaftler Jürgen Drimal die Zeit genutzt, um dem Label eine kräftige Frischekur und einen echten Soundlift zu verpassen. Der 35-Jährige erweist sich zum jetzt fünften Mal als stilsicherer Dramaturg, lässt den Hörer butterweich in das Album gleiten, zieht das Tempo zwischendurch auf – immerhin – gut 120 BPM an, um das Hörvergnügen schließlich gediegen zu beenden. Ob Songwriting, Arrangement oder Produktion – einzig und allein zählt die Qualität.
Das Stichwort Qualität enthält indes eine klare Ansage in Richtung Labelzukunft: „Nur wer Qualität liefert, wird sich auf lange Sicht auch bewähren“, sagt Drimal. Er tut dies in einer Zeit, in der das Lamento über das „schwierige Marktumfeld“ längst noch nicht verstummt ist, ein Label nach dem anderen aufgibt und Vertriebe Insolvenz anmelden. Das Musikbusiness sieht sich im Keller, doch die Scientists legen wieder richtig los. Insofern versteht sich das neue Album gerade in Zeiten des branchenüblichen, allgemeinen Jammerns und Wehklagens nicht nur als Achtungserfolg, sondern als klares Statement.
Auf der Jubiläums-CD versammelt sind langjährige Eckpfeiler des Scientists-Sounds wie Dub-Master Stefan Obermaier, die Kosmopoliten von Madrid de Los Austrias, Legenden der Marke Makossa & Megablast sowie natürlich Gernot Ebenlechners und Jürgen Drimals eigenem künstlerischen Ventil Freedom Satellite, mit dem die Label-Historie einst begann. Aber auch vergleichsweise neue Projekte stellen sich vor: der Bassist Stefan Fallmann aka Flaer oder die Jazzer von Scheckter. Schließlich überrascht das Album mit Genre- Größen wie dem Innsbrucker Ed Royal oder dem US-Kollektiv Fort Knox Five, wenn auch der Wahl-Wiener Rodney Hunter hier ordentlich Hand angelegt hat. Nur die Optik bleibt beim Alten, das Cover stammt wie gewohnt von Wiener Maler Mario Huber und sorgt für den entsprechenden Wiedererkennungswert.
— Stephanie Peichl