Kulturgalaxie am Praterstern

Die Stadt ist mein Blog

Zwöf Jahre Fluc – zwölf Jahre Kultur, Musik, Kunst und politisches Statement am Praterstern. Über das Beisl, den Club, den Raum für zeitgenössische Kunst und den Ort für Kritik am politischen System gibt es nun ein Buch. Wir haben anlässlich der Veröffentlichung mit den Gründern und Herausgebern Peter Nachtnebel und Martin Wagner geplaudert.

‚Fluc – Tanz die Utopie‘ (Falter Verlag) lässt mit diversen Fotos und Texten die Entstehungsgeschichte vom Fluc Revue passieren. Die Texte stammen von heimischen Autoren und Auskennern wie Robert Misik, Heinrich Deisl, Ursula Maria Probst, Martin Wagner, Thomas Edlinger und Kathi Seidler. Sie widmen sich aber nicht nur der abwechslungsreichen Geschichte, sondern kommentieren die Entwicklung der Wiener Kulturszene, plaudern über die Queer Club Culture, Türpolitik, Rassismus, Architektur, Urbanismus und Gentrifizierung in der Leopoldstadt. Das alles hat nämlich auch viel mit dem Fluc zu tun. Wir haben anlässlich der Buchveröffentlichung mit den Gründern und Herausgebern Peter Nachtnebel und Martin Wagner geplaudert.

Wofür steht das Fluc & Fluc Wanne? Welche Message will man nach Außen tragen?

Martin Wagner: Fluc steht als Abkürzung für ‚fluctuated rooms‘ und war ursprünglich ein künstlerisches Projekt, das im Bereich Klanginstallation und -performance angesiedelt war. Mit der Zeit hat sich daraus ein vielgestaltiges und abwechslungsreich programmiertes Kulturzentrum entwickelt, welches seine Schwerpunkte in der Präsentation der verschiedensten Ausprägungen aktueller Musik, zeitgenössischer Kunst und Clubkultur per se sieht. Dabei kann man im Fluc aber auch Theaterabende, Lesungen, Filmvorführungen und vieles mehr entdecken. Es lässt sich hier aber schwer in wenigen Sätzen definieren und wer es wirklich genau wissen will, der ist sehr gut beraten in das gerade erschienene Buch ‚Fluc – Tanz die Utopie‘ zu schauen.

Fünf Attribute, die das Fluc beschreiben?

Peter Nachtnebel: Mir fallen nur vier Attribute ein:
F wie freidenkerisch
L wie leichtfüßig
U wie Underground 2.0
C wie Charakter

Was ist euch bei der Programmierung wichtig?

Peter Nachtnebel: Das Fluc hat sich von Beginn an allen Musikgenres geöffnet, die nicht primär kommerziell orientiert sind und hat bis heute unverändert das Anliegen, musikalische Randzonen zu fördern. Natürlich ist die Programmierung eines Lokales immer ein Grenzgang zwischen Anspruch und Realität. Interessante Bookings und ökonomische Zwänge lassen sich selten unter einen Hut bringen. Im weiten Feld der alternativen Musikszene – egal, ob elektronisch tanzbar oder gitarrenlastig – ist das Angebot allerdings groß genug, um ein abwechslungsreiches Programm gestalten zu können, das den Geschmack der Leute trifft. Die Popkultur als unmittelbare Reflexion unserer Gegenwart findet im Fluc einen neugierigen Partner. Insofern ist es uns wichtig, State-of-the-Art zu sein, ohne Trends hinterherzuhecheln.
Martin Wagner: Und im Fluc, das ja aus einer Künstlerinitative hervorgegangen ist, hat die Programmierung von zeitgenössischer Kunst immer einen besonderen Stellenwert. Dabei werden verschiedene Formate bespielt, etwa der monatliche Kunstsalon, ‚In der Kubatur des Kabinetts‘, oder auch größere Ausstellungsprojekte im öffentlichen Raum. 

Inwieweit versteht sich und agiert der Club als politisch motivierte Initiative?

Martin Wagner: Einerseits versuchen wir einen möglichst offenen Raum zu generieren, in dem Rassismus, Sexismus, Homophobie usw. keinen Platz haben soll. Auf der anderen Seite wollen wir zusätzlich über künstlerische Ausstellungsprojekte im öffentlichen Raum Zeichen setzen. Konkret hatten wir anlässlich der letzten Nationalratswahlen und der letzten Wiener Gemeinderatswahlen die Ausstellung ‚Display Praterstern‘ organisiert und dabei jeweils 35 KünstlerInnen zum Thema ‚Eine Idee von Gemeinschaft‘ eingeladen, um ein Plakat zu gestalten. Die auf Dreiecksständern am Bahnhofsvorplatz Praterstern angebrachten Sujets der KünstlerInnen sollten ein Korrektiv zu den vorherrschenden und teilweise menschenverachtenden Wahlplakaten zeigen.

Wie schwer ist es, in Wien einen Club zu betreiben?

Martin Wagner: Die größte Schwierigkeit ist sicherlich einen Ort zu finden, der zentral gelegen ist und man trotzdem keine Anrainerbeschwerden wegen möglicher Lärmbelästigung bekommt. Das ist uns zum Glück ganz gut gelungen. 

Wie motiviert man sich als Clubbetreiber nach schlechten und deprimierenden Abenden (wenig Publikum) aufs Neue?

Peter Nachtnebel: Zweifelsohne macht die verstärkte Konkurrenzsituation in Wien das Clubbetreiben nicht gerade einfacher. Entgegen allen Behauptungen sind die Leute in ihrem Fortgehverhalten auch recht unberechenbar geworden: International gehypte Samstags-DJs floppen, dafür hat man den Sonntag mit einer lokalen Band voll. Solange es sich in etwa die Waage hält, kann man

sich schon weiter motivieren.

Die musikalische Programmierung hat sich in den letzten Jahren verändert – ein bisschen weg von der Techno/House-Schiene am Wochenende. War dieser Richtungswechsel ein notwendiger Schritt um zu überleben?

Peter Nachtnebel: In Wien herrscht wie in Beton gegossen das etwas provinzielle Denken vor, dass Partymusik automatisch Techno oder House sein muss, was an den Wochenenden zu einer ähnlichen Programmierung in den wichtigen Clubs dieser Stadt führt. Tatsächlich gibt es aber auch Menschen, die gerne zu anderer Musik tanzen. Diese werden weiterhin nach Berlin oder London fliegen, wo man auf den Tanzflächen einfallsreicher ist oder an bestimmten Wochenenden ins Fluc gehen, wo es dann vorkommen kann, dass DJs stundenlang Rocksteady-Platten oder thailändischen Easy Listening auflegen. Es war in Wien jahrelang fast unmöglich, interessante Bands an Wochenenden zu sehen. Daher war es naheliegend, diese Nische zu besetzen. Neben unseren eigenen Formaten kooperieren wir mit einer Riege hochmotivierter Clubveranstalter, die uns spannende Acts, national wie international, live bringen. Das ‚Wiener Bandwunder‘ der letzten Dekade hat uns den Schritt Richtung live auch erleichtert. Die Hauptstädter feiern ihre Bands ab wie nie zuvor, offenbar auch sehr gerne im Fluc.

Avantgarde, Nischenkultur und Underground. Mit diesen Wörtern wird das Fluc gerne in Verbindung gebracht. Aber wie viele Prozent ,,Kommerz‘ müssen sein, um finanziell nicht unter die Räder zu kommen?

Peter Nachtnebel: Ich sehe unseren ‚Kommerz‘-Anteil sehr gering und selbst wenn 500 Leute einen international bekannten DJ bei zwöf Euro Eintritt abfeiern, ist das in einer Zweimillionenstadt nicht gerade viel. Wer auf unserem Level hinter die Kulissen geblickt hat, weiß, dass eigentlich alle relativ bescheiden leben und dass Musik- und Kulturschaffen im Vordergrund stehen.

Wie würdet ihr die Zusammensetzung des Publikums beschreiben?

Peter Nachtnebel: Unser Publikum ist relativ heterogen mit einer Schlagseite zum alternativen Milieu, dem wir uns auch selbst zugehörig fühlen. Die Hietzinger und Döblinger Bussi-Bussi-Abteilung hat es mit uns kurz probiert. Das ist sich aber irgendwie nicht ausgegangen.

Pläne für die Zukunft?

Martin Wagner: Wir wollen ein spannendes und anspruchsvolles Programm bieten und gleichzeitig weiterhin über künstlerische Projekte und Strategien einen kritischen Kommentar zum Hier und Heute aufzeigen.

Weiterhin viel Erfolg damit! Bei uns geht es weiter mit den Verantstlungstipps!

DONNERSTAG

Die Prasselbande wird 2000. Natürlich nicht Jahre. Maximal Minuten. Oder was auch immer. Egal. Gefeiert wird auf jeden Fall im Werk. An den Plattenspielern steht dann die ganze Bande: Amblio, Bolek, Rave Rabbit und Matijae. Als Gratulanten hat man sich dann noch Anna Leiser und Ferdinand Glück eingeladen. Na dann. Alles Gute!
Das Landjäger Magazin hat wieder mal eine neue Ausgabe zusammengebracht. Fein. ‚Konzentrat‘ ist der Titel des seit Mai erhältlichen Hefts. Am Donnerstag lädt man aber zu einem anderen Zweck ins Heuer am Karlsplatz. Man kürt nämlich die Sieger des Kürzestfilmfestivals, das man selbst ins Leben gerufen hat. Die Beiträge kann man sich hier ansehen. Beginn ist um 18.00 Uhr.
Das VIS (Vienna Independent Short) geht am Donnerstag mit der Preisverleihung und einer ordentlichen Abschlussparty zu Ende. Das Finale steigt im Künstlerhaus unter der Leitung der Veranstaltungsreihe Tiefentanz. Eingeladen wurde dafür der talentierte heimische Produzent Fabe. Der Eintritt ist übrigens frei.
Dieter Meier kennen wohl nur wenige Partymenschen. Der 69jährige Schweizer ist aber auch nicht gerade ein Jungenidol, ein Posterboy. Trotzdem hat der stets gut gekleidete Mann Popgeschichte geschrieben – und zwar mit seiner Band Yello (‚Oh Yeah“‘. Nun hat er nette Opa sein erstes Soloalbum vorgelegt. ‚Out of Chaos‘ nennt sich das und überzeugt mit gelungenen Trinkerballaden, die Geschichten von schicken Bars und schweren Nächten erzählen. Hoffentlich haben die im WUK den Whiskey eingekühlt und das Rauchverbot aufgehoben!
 

FREITAG

Die Veranstaltungsreihe The Birds & The Bees im Volksgarten Pavillon holt Cid Rim zur Sause. Der heimische Produzent mit internationalem Ruf wird dann neben der Spur liegende Beats im unglaublich schönen Haerdtl-Bau verlegen.
 

Das Dimensions in Kroatien zählt mittlerweile zum Besten, was die Welt in Sachen elektronischer Musikfestivals zu bieten hat. Qualität steht bei den Machern ganz weit oben auf der Programmierungsliste. Da kommt einem bei der Sichtung des Line-ups schon mal ein euphorisches ‚geil!!!‘ aus. Wie bereits letztes Jahr, kommt man auch heuer wieder nach Wien, um Werbung zu machen. Dieses Mal schickt man unter anderem John Heckle vorbei. Der Brite wird dann seine acidverseuchten Breakbeats in die Grelle Forelle bringen.

Beim AAF, dem Austrian Artist Festival, werden mal wieder heimische Nachwuchskünstler und DJs das Programm übernehmen. Gute Sache! Wie die Jahre zuvor geht die Sause in der Pratersauna über die Bühne. Mit dabei sind dieses Mal unter anderem Abby Lee Tee, Herla, Maor Har oder Mehmet Acuma. Noch nie von denen gehört? Macht nichts. Wird gut, versprochen!
Penzing Stars 2014 nennt sich ein Mini-Festival zu Gunsten von Ute Bocks Verein. Gesammelt und musiziert wird am Freitag im wunderschönen und altehrwürdigen Casino Baumgarten. Das Line-up wird von ‚King of Hearts‘ Christopher Chaplin & Hans-Joachim Roedelius angeführt. Die Visuals kommen von luma.launisch und den DJ gibt Cher Monsieur. Am Samstag zieht die Party dann in die Sargfabrik weiter. Dort gibt es eine vom Zirkus Maximus und Tingel Tangel gestaltete Courage Klubnacht mit Support vom heimischen Label Affine Records. Fein. Und gut für Ute Bock.
 

SAMSTAG

Das sympathische Label Problembär Records lädt am Samstag ins Fluc zum Konzertabend. Zwei Acts werden dann ihr Liedgut bei freiwilliger Spende präsentieren. Da wären Amere Meander mit ihrem krassen Entwurf einer Rockmusik, die sich am Erbe von Sonic Youth und My Bloody Valentine abarbeiten. Träge, melancholisch und aufgekratzt kommt das daher. Die zweite ‚Band‘ des Abends heißt Müde und ist ein Projekt von Martin Witzmann, über den man nur diverse Grafiken und Malerein im Internet findet. Wie seine Musik klingt, weiß man nicht. e-nix lädt am Samstag zur Party mit dem wunderbaren Act Young Marco.
Frischer Fisch mit Gastbeitrag aus Argentinien. Alejandro Mosso, ein wahrlich klingender Name, wird live an seinem Maschinenpark herumschrauben. Seine Minimal-Techno-Tracks veröffentlicht er unter anderem beim renommierten Label Cocoon. Wir verlosen dafür auch 2×2 Karten.

Im Leopold beim Step Forward schaut DJ Vadim vorbei. Der Meister des gepflegten HipHop-Beats ist einer der alten Schule, einer der mit ausufernden Produktionen nichts anfangen kann und seine Musik auf den wesentlichen Säulen stützt. Der in London lebende Russe versucht HipHop mit neuen Stilmitteln zu beleben – Reggae, Soul und Elektro. Alles geht bei Vadim zusammen. Ein Vor- und Querdenker.
 

SONNTAG

Ab 12 Uhr kann man sich beim Lieblingsflohmarkt im Casino Baumgarten mit Allerlei Ramsch und Vintage -Zeug eindecken. Bei knapp 700 Zusagen sollte man vielleicht früher statt später hinschauen. Nur so ein Tipp.
Im Rahmen des internationalen Urban Gardening und Art Festivals Chelsea Fringe veranstalten die Salat Piraten ein Marktfest im Gemeinschaftsgarten Kirchengasse (Ecke Zeismannsbrunngasse / St. Ulrichsplatz). Es werden Standeln aufgestellt, Gemüse verkocht und Bier getrunken werden. Neben allerhand Köstlichkeiten gibt s auch ein DJ-Line-up.
 
Anlässlich des Sommerfestes der Brotfabrik Wien Favoriten (ehemalige Anker Brotfabrik) wird die Ausstellung von David Lachapelle eröffnet. Der international bekannte und enorm erfolgreiche Künstler wird seine übersteigerten, schrillen Fotografien und Zeichnungen zeigen und dabei auch persönlich anwesend sein. Aktuell sorgen seine Life Ball Plakate beim konservativen Volk für Empörung: ‚Eine Frau mit Penis?! Skandal!‘. Peter Kruder sorgt für die Vernissage-Musik. Zum Essen und Trinken gibt es sicherlich auch was.
Ryan Keen hat viel zu erzählen. Zum Glück, denn der Brite ist als Singer/Songwriter aktiv und das sind spannende Geschichten wohl kein Fehler. Vorgetragen werden sie mit seiner warmen, sanften Stimme, begleitet von der Gitarre. Im Chelsea wird Keen sein umfangreiches Liedgut präsentieren. Guter Typ, schöner Sonntagsausklang.