Kauf dich doch einfach glücklich!

Die Stadt ist mein Blog

Jeder Urlaub hat ein Ende. Und nach dem tagelangen Nichtstun fällt es einem nicht immer einfach, sich vom Liegestuhl zu erheben und sich für die Arbeitswelt zu motivieren. Man ist also traurig, vom Alltag angewidert und auf der Suche nach dem nächsten Glück. Aber alles geht sich aus…

In der Kirchengasse 9, also direkt in Boboville, ist das Glück seit 25. Juli käuflich erhältlich – zumindest steht das an der Fassade: ‚Kauf dich glücklich‘. Dieser Name gehört zu einem Shopkonzept, der die hippe urbane Zielgruppe seit 2002 glücklich machen soll.

Angefangen hat alles in Berlin. Die Gründer, Andrea Dahmen und Chritopher Munier, sperrten ihren ersten Laden an der Oderberger Straße in Prenzlauer Berg auf. Dort verkaufen sie auch heute noch ihre Ware, obwohl die Studierenden, die eigentliche Zielgruppe, schon längst aus diesem Viertel verschwunden sind (Stichwort: Gentrifizierung).
Außen sieht der Laden offen und einladend aus. Auch innen haben sich wohl viele kreative Köpfe einiges überlegt – vielleicht sogar ein bisschen zu viel. Es wirkt alles irgendwie bewusst improvisiert. Hübscher Industriecharme und so.
Am Eingang wird selbstgemachtes Eis verkauft, dahinter steht eine Popcornmaschine. Soll sein, aber man ist ja nicht zum Naschen gekommen. Man will shoppen. Geboten wird einem im ‚Bobo-Greißler ums Eck‘ auf zwei Stockwerken vieles: Kleidung, Schuhe, Rucksäcke, diverse Bücher, Körperpflegezeug und Getränke. Man kann sich also den Kauf der neuen Klamotten mit einem Afri Cola versüßen. Bio und Fair Trade spielen beim Warenangebot keine Rolle. Das verwundert einen bei dem aktuellen Nachhaltigkeitsgeschrei dann doch ein wenig.

Wenn es nach der Kauf-dich-glücklich-Warenauswahl geht, dann trägt der Mann von heute Turnschuhe der Marke Adidas oder Nike. Dazu eine Cheap Monday-Hose, ein T-Shirt von Just Junkies, eine Weste von Topman und eine Sonnenbrille von Hans Kjobenhavn – alles im Farbton „dunkelgraublau“. Das bärtige Gesicht wäscht man sich dann mit einer Seife von La Bruket – erhältlich in den verschiedensten Duftrichtungen.
Für so eine Rundumerneuerung legt man dann schon mal gut und gerne 500 Euro ab. Wie lange das Glück dann anhält, steht leider nicht auf der Rechnung. Aber was immer hilft, um glücklich zu sein – tanzen! Hier kommen die Partyempfehlungen fürs Wochenende:

DONNERSTAG

Am Donnerstag kann man sich in der Grelle Forelle Raekwon anschauen. Der US-amerikanische Rapper ist Mitglied vom Wu-Tang Clan und aktuell wieder mal solo unterwegs. Der Mann hat das mit dem Flow wahrlich gut drauf.
Erinnern sollte man auch wieder an die zahlreichen Sommerkinos. Hier sind ein paar Namen: Espressofilm, Kino unter Sternen, Kino am Dach, Volxkino

FREITAG

Das Fluc feiert am Freitag sein obligatorisches Sommerfest auf zwei Floors. Dieses Mal steht die Bekämpfung des Wiener Blues, der Hundstage und dem allgemeinen Weltschmerz an vorderster Stelle. Den Beginn machen die wunderbaren Ash My Love, eine aus Wien stammendes Bluespunk-Duo. Danach wird der Produzent Grey Filastine Breakbeats mit Raps aus Indonesien, Japan und Marokko mischen. Spannend. HipHop von Broken Sequence gibt es zum Schluss.
Wiener Endorphine bespielen das Café Leopold-Sommerquartier. Ab 22.00 Uhr geht es los.
Ein Sommerfest gibt auch in der Grelle Forelle. Dafür wird Mathew Jonsons eingeflogen. Der Produzent und Labelbetreiber (Wagon Repair) ist einer, der die Entwicklung von Techno stets vorantreibt, dabei aber die Wurzeln nicht außer Augen lässt. Freier Eintritt auf die Terrasse. Diese bespielen die Praterei-Boys Kido Soon & Willfling. Von 22 Uhr bis Mitternacht kostet der Clubeintritt 10€, danach 13€.

In der Pratersauna ruft die Veranstaltungsreihe Anzengruber zur techhousigen Belustigung. Auf drei Floors sorgen unterschiedliche Crews für den Sound. Während sich am Bunker diverse Gastproduzenten (Till von Sein, David Mayer usw. ) aus dem Get Physical, Keinemusik- und Dirt Crew-Umfeld blicken lassen, werden die anderen Floors von Locals gehostet.
Beim Bobo-Heurigen Zum Gschupften Ferdl gibt es ja seit Anfang an zur Brettljause Musik – aus der Anlage oder live. Neuerdings setzt man auch auf DJ-Begleitung. Am Freitag wird Ken Hayakawa, Fachkraft der Schönbrunner Perlen, ein paar Tracks auflegen. Aus der Kategorie ‚Hackbrett-House‘, oder so.
Den Auftritt der tollen deutschen Formation The Notwist beim FM4-Fest im Jänner durften ja nur wenige miterleben. Einlassstopp hieß es da schon lange vor Konzertbeginn. Blöd, wenn man zu viele Leute in eine zu kleine Location stopfen möchte. In der Arena zu Wien, wo sie am Freitag mit ihrem aktuellen Album gastieren werden, wird es sicherlich auch ganz kuschelig werden. Es gibt noch Karten.

SAMSTAG

Am Samstag steht nicht sonderlich viel am Programm. Es ist August. Alle sind auf Urlaub. Und jene, die noch immer oder schon wieder in Wien sind, bleiben lieber im Gastgarten picken, als im Club. Das wissen auch die Clubbetreiber und Veranstalter und fahren das Programm auf ’standby‘ Wir haben dann aber doch noch ein paar Tipps für euch:
In der Arena zu Wien können sich Freunde des guten Indie Rocks über den Auftritt von Neutral Milk Hotel freuen. Die altehrwürdige Truppe rund um den Sänger und Songwriter Jeff Mangum hat sich nach zwei Alben in den 1990er Jahren aufgelöst und bis vor einem Jahr mit Abwesenheit geglänzt. Nun sind sie wieder auf Tour. Gut so. Wer die Musik der frühen Arcade Fire-Alben mag und die Decemberist super findet, Folk nicht abgeneigt ist, hat am Samstag schon etwas vor – die Arena ruft.
Im Flex lässt es sich dann zur Plattenauswahl von Ian O’Donovan tanzen. Der aus Irland stammende DJ wurde einst von Laurant Garnier entdeckt und groß gemacht. So weit die Geschichte. O’Donovan wird die Anlage im Flex mit treibenden TechnoHouse-Nummern durchpusten. Filtergetöse darf da natürlich nicht fehlen, schön progressiv, versteht sich.
In der Pratersauna sind die Beats dann gebrochener – der 4/4-Takt hat hier keine Chance. Am Programm steht nämlich das Aufwärmen für das Outlook-Festival, das Anfang Septemer in Pula (Kroatien) über die Bühne gehen wird. Da man das auch bewerben muss, hostet man wie schon letztes Jahr einen Abend in Wien. Drum & Bass auf drei Floors mit internationalen Artists, 360° Visuals sowie Musik am Pool, wenn es das Wetter erlaubt bereits ab 16.00 Uhr. Bei Schlechtwetter beginnt ab 21:00 Uhr.