Heile verregnete Fashionwelt
Die Stadt ist mein Blog
Nein, im Zelt vor dem MQ wird kein Oktoberfest gefeiert. Zu früh. Auch ein Musikantenfest der Blasmusikkappelle Neubau oder ein Sportlerfest der Sportunion Mariahilf ist hier geplant. Viel mehr hat im Inneren seit Montag die Mode – Pardon! – Fashionwelt das Sagen.
Bei der noch bis Sonntag laufenden Veranstaltung gehören Partys dazu wie das Amen zum Gebet. Und so knallen die Korken, nach dem sich die Models erfolgreich über den Laufsteg gequält haben, ohne dabei zusammenzulaufen, auszurutschen oder zu stolpern. Tja, was wären die großen Erfolge ohne die kleinen. Eben. Oft passieren diese Feierlichkeiten, die Modebranche feiert sich dabei selber gerne, hinter verschlossenen Türen, also wo Herr oder Frau Mustermann nicht hineindürfen und wo auch das VIP-Ticket um 90 Euro pro Tag keinen Security einschüchtert.
Aber zum Glück gibt es dann noch die zahlreichen ‚Side Events‘, also jene Veranstaltungen, die parallel oder nach dem Hauptprogramm laufen. Am Dienstag ging es zum Beispiel nach den Zelt-Shows in den angrenzenden Volksgarten, in dem auch das Techno Café die Saison 2014 beendete. Und so präsentierten sich dort Herr Reich und Frau Schön am fiktiven Laufsteg. Das war dann lustig, verstörend und irgendwie auch traurig zugleich.
DONNERSTAG
Am Donnerstag wird es anlässlich der Fashion Week im Anzüglich Shop in der Theobaldgasse ab 19.30 Wein und Kleidung geben. Danach kann man in der Hotelbar im Meridien ein bisschen „schöne Leute“ schauen gehen – am Programm steht die After Show Party des Wiener Modelabels Callisti. Wer dann noch Bock auf Club hat, kann ins Sass zur Nascherei gehen. Ganz legal, versteht sich.
Wer mit Fashion im Speziellen und der Modewelt allgemein weniger anfangen, hat Alternativen. Oliver Welter und Fritz Ostermayer präsentieren zum Rabenhof-Saisonauftakt ihr neues Album. Unter dem Namen The Very Pleasure machen die beiden Freunde der herzerwärmenden Melodie gemeinsame Sache. Depressionen, schwermütige Texte und gerne Mal neben der Spur liegender, von einer Bierfahne begleiteter Männergesang runden das Ganze ab. Beginn: 20.00 Uhr. Karten sind noch erhältlich.
Da ich das Projekt Vollpension (lässiges Inter-Generationen Kaffeehaus) unterstützen möchte, starte ich hier einen Aufruf, denn „die Oma hot koa Dachl übern Kopf“. Dabei muss die Oma doch backen – Apfelstrudel, Weihnachtskekserl und andere Köstlichkeiten.Gesucht wird also ein
- Objekt für Gastro-Betrieb zur Miete ab sofort
- 150m² aufwärts
- Geschosslage: EG mit Strassenportal (ideal barrierefrei)
- Bestehende Gastro Betriebsanlagengenehmigung (bzw Erwirkung möglich)
- Bezirke
- Prio 1: Bezirke 1.-9.
- Prio 2: „Marktgebiete“ Bezirke: 12., 15., 16., 17.
- > 3m Raumhöhe (idealerweise Altbau)
- Gastgarten (ideal hofseitig)
- Idealerweise keine Ablöse
- Küche: zumindest Installationen vorhanden
Als Belohnung winken die besten Mehlspeisen der Stadt, glückliche Omas und Opas. Wer so einen Leerstand in Wien kennt, schickt die Infos an info@vollpense.at.
FREITAG
Am Freitag startet Bande À Part in die vierte Saison im Leopold. Zu Gast ist dieses Mal Marquis Hawkes, ein Guter vor dem Techno-Herren, der angeblich in Berlin lebt und ein bisschen Kamerascheu ist. Soll heißen: Viel weiß man über ihn , der im Hauptfach House und im Nebenfach Acid belegt, nicht. Aber es spricht ohnehin die Musik für sich selbst – und die klingt aufgerauht, kratzbürtig und zeitgemäß analog.
Die Pratersauna macht die Terrasse offiziell dicht. Das heißt dann zwar nicht,
dass man nicht auch bei einem schönen Semptembertag noch die Sonne im Garten genießen kann. Mit Poolpartys und anderen sommerlichen Späßchen im Freien ist es aber mal vorbei – für dieses Jahr. Zum Terassen-Closing lädt man Teile der Katerfamilie aus der Bar25, Katerholzig oder Katerblau ein, so nennt sich der Club aktuell. Red Robin und Jake the Rapper werden dann hinter den Turntables ihren Spaß haben. Support kommt aus dem Praterei-Hause.
Die dritte Ausgabe des an dieser stelle schon zwei Mal erwähnten DJ-Projekts Linked wird am Freitag in der Grellen Forelle über die Bühne gehen. Das vorrangige Ziel dabei: Lokale DJs in den Mittelpunkt zu rücken. Nebeneffekt: Eine gute Party.
SAMSTAG
In Wien heißt es am Samstag und Sonntag erstmals „Open House“. Diese internationale Initiative gewährt neugierigen Menschen, die immer schon mal hinter eine verschlossene Türen machen wollten, Einblick in ausgewählte Gebäude. Also keine Angst, ihr müsst keine Fremden in eure Wohnung lassen. Die Auswahl der Gebäude reicht dann von altehrwürdigen Bauten wie dem Hochhaus in der Herrengasse bis hin zum Boutiquehotel Stadthalle.
Straßenfest hier, Straßenfest dort. Wurde letzte Woche noch in der Kettenbrückengasse boboesk und in der Reindorfgasse bodenständig gefeiert, sind an diesem Wochenende andere Straßenzüge dran. Die Theobaldgasse in 1060 zum Beispiel. In der Nebengasse der Mariahilfer Straße haben sich über die Jahre etliche Modelabels und Lokale angesiedet. Die gute Lage macht es aus. Diesen Samstag darf man sich dann auch offiziell auf der Straße bewegen – zwischen Designer- und Flohmarkständen hindurchschlendern und sich auf einer Heurigenbank niederlassen, Bier trinken und sich kulinarisch weiterbilden.
Die ehemaligen Ankerbrotfabrik verwandelt sich für wenige Stunden zum Marktgebiet. „Die Markterei“ nennt sich dieses engagierte Projekt, das handverlesene heimische Nahrungsmittelproduzenten mit ihren Erzeugnissen in den Mittelpunkt rückt. Man schlendert also am rießigen Areal herum, probiert hier ein Schnapserl, dort etwas Eingelegtes. Diese heimischen Schmankerl kann man dann natürlich auch kaufen. Gute Idee.
Martin Landsky wird dann bei der offiziellen Fashion Week Aftershow-Party in der Pratersauna verspielten TechHouse auflegen.
Im Loop wird der heimische Produzent Mikka Blank sein Debütalbum vorstellen. Es nennt sich ‚Interzone Reaktor‘ und fällt düster-tanzbar aus. Industrial trifft Dub-Elemente im glänzenden Licht der Discokugel. Nebenan in der Auslage wird Dario Zenker aus München seinen zwischen Electro, House und Techno liegenden Sound durch die neue Anlage pressen. In der Grellen Forelle setzt man beim Kanal Royal auf die Unterstützung von Developer, der beim US-amerikanischen Techno-Label seine Platten veröffentlicht. Und Techno steht dann auch auf dem Programm – kalt, roh und mächtig.
SONNTAG
‚122 BPM – ein Picknick im Resselpark‘ heißt es am Sonntag am Karlsplatz. Ab 11 Uhr legen DJs bei freiem Eintritt auf. Da es dort leider keine Wiese bzw. oder nur kaum eine Wiese zum Niederlegen gibt, muss man es sich halt am Asphalt oder auf einer Bank gemütlich machen. Zum Essen und Trinken gibt es dort auch etwas.
Bored Nothing ist das Ein-Mann-Projekt des Multiinstrumentalisten Fergus Miller aus Melbourne. Hört man sich durch sein selbstbetiteltes Debütalbum, fragt man sich, wie er das alles hinbekommen hat. Live setzt er sein Album mittlerweile mit einer Band im Rücken um. Entstanden sind die rockigen Loser-Pop-Songs während einer Selbstfindungstour durch Australien – mit nur wenig Geld in seinen Taschen. Das Resultat: Die Charaktere in seinen Songs sind gelangweilt, verloren in der Welt, voll gedröhnt und voll fertig mit dem Leben. Live am Sonntag im B72.