Happy Bliss
Die Stadt ist mein Blog
An den wüsten Spekulationen rund um die vom Wirtschaftsblatt vor Tagen voreilig angekündigte FLEX-Pleite beteiligen wir uns an dieser Stelle erst mal nicht. Vielmehr wünschen wir dem Club am Donaukanal alles Gute – möge man zukünftig alle Rechnungen bezahlen und Probleme hinter sich lassen. Denn es wäre ja schade ums FLEX, wobei sich die Verantwortlichen schon mal überlegen sollten, ob es langfristig so weiter gehen kann wie bisher. Denn optimal läuft es am Schottenring schon länger nicht mehr. Aber lassen wir das. Gehen wir weiter im Programm, kommen wir zum Bliss, einem am 10. Oktober im Museumsquartier ausgetragenen Festival, das sich um Musik und Kunst rund um avancierte Clubkultur kümmert.
Die Programmierung übernimmt das heimische Label Moun10, das in den letzten Jahren schon zahlreiche Events organisiert hat. Mit Bliss will man diesen Feiern einen Titel geben, ‚um sich in Zukunft auch deutlicher vom Label zu unterscheiden‘, sagt Marlene Engel, die unter anderem fürs Bliss zuständig ist und mit Rana aka Fauna Moun10 betreibt.
Die Veranstaltung nennt sich ‚Bliss feat. mumok‘. Welche Rolle spielt das mumok?
Marlene Engel: Das mumok bietet uns im Oktober den passenden Rahmen, um aufstrebenden MusikerInnen, die an der Schnittstelle zur bildenden Kunst arbeiten, Raum für ihre Arbeit zu geben. Im Zuge der Kooperation hat Kuratorin Barbara Rüdiger ein Videoprogramm an KünstlerInnen zusammengestellt, die sich dieser Szene von der Seite der bildenden Kunst annähern. Ich freue mich sehr auf spannende Beiträge von Bacr Run, Britta Thie, ill Studio, Josip Novosel und Miles Martinez.
Gibt es musikalische Ausrichtung?
Bei Bliss#1 im Mai lag der Fokus bereits stark auf aktuellen, spannenden Strömungen avancierter Clubmusik. Mit Karen Gwyer, M.E.S.H, DJ Richard, DJ Nigga Fox, Palmistry und vielen anderen waren einige der vielversprechendsten, aufstrebenden MusikerInnen aus diesem Umfeld zu Gast. So soll es auch in Zukunft weitergehen, selbst, wenn der richtige Kontext für manche Projekte erst geschaffen werden muss.
Frauen dominieren das Programm. Gibt es da eine Art Mindestquote, die ihr erreichen möchtet?
Fatima Al Qadiri, die am Freitag auftreten wird, hat einmal gesagt: ‚Yes, music production is overwhelmingly a boy’s club. That’s a boring fact. The only thing you can do is deliver your vision. At the end of the day that’s what really matters, not gender.‘ Das fasst den Standpunkt, den Bliss vertritt gut zusammen. Für die Programmgestaltung zählen inhaltliche Faktoren, nicht Hautfarbe, Sexualität oder Geschlecht. Diese Begriffe stellen außerdem ein Spektrum dar, ihre Bedeutung ist nicht dual. So könnte ich viele bisherige Gäste gar keiner Gruppe zuordnen und warum auch, das Ziel ist, Grenzen aufzubrechen, nicht alte zu erhalten. Zur Frage nochmal: ‚Frauen‘ ist kein Genre, also spielt es bei der Zusammenstellung des Bliss Programms auch keine direkte Rolle.
Soll das als Kontrapunkt zu den von Männern dominierten Festivals, Veranstaltungen sein?
Bliss grenzt sich nicht durch Unmännlichkeit oder als Kontra von anderen Events ab. Wenn überhaupt, ist es eine Reflektion spannender subkultureller Phänomene und Kulturen. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen am Rande der Mainstream-Gesellschaft stehen (queer, queer-gay, queer-straight, aus Migrationshintergrund, Sprache, Zugang zu Bildung oder einfach eine nicht westliche Ausrichtung etc.) haben immer noch die spannendsten künstlerischen Expertisen. Bliss versucht das Programm nicht durch den Filter der Industrie und Genderaufteilung zu gestalten.
Danke für das Gespräch – wir freuen uns auf ein spannendes Festival!
Was sonst noch alles geht am Wochenende? Hier die unverbindlichen Tipps!
Freitag
Am Freitag lädt die 1. Wohngemeinschaft für Fahrräder zur Eröffnung, zum Feste. Dort findet man ab sofort nicht nur einen sicheren und komfortablen Abstellplatz für sein Rad, sondern auch eine kleine Werkstatt. Für 18 Euro pro Monat kann man hier einen Abstellplatz mieten. Noch sind Plätze frei, wer sich noch im Oktober anmeldet zahlt keine Registrierungsgebühr. Kontakt: info@radwg.at
Das Elektro Gönner feiert Geburtstag. 10 Jahre Elektro Gönner. Wahnsinn, die Zeit vergeht. Und das Lokal im Innenhof ist noch immer einer der gemütlichsten wie besten Einkehrmöglichkeiten der Stadt. Unter der Woche und am Wochenende. Wir wünschen alles Gute – auf weitere zehn Jahre!
Beim bereits im Eingang erwähnten Bliss wird unter anderem Fatima Al Qadiri, die mit ihrem Album ‚Asisatisch‘ (Hyperdub) gastieren wird. Diskurs auf der Tanzfläche, ein tanzbares Proseminar über ‚Kapitalismuskritik im Zeitalter von Gender-Mainstreaming‘. Live ab 22 Uhr in den Hofstallungen (Museumsquartier)!
Bei der Verkehrten Welt in der Pratersauna wird alles ein bisschen anderes laufen als an einem normalen Abend. Genauer: Die zahlreichen DJs werden an Plätzen und in Räumen auflegen, in denen man noch nie war, oder in denen man sonst eher nicht tanzt. Zum Beispiel im Büro oder vor der Toilette. Das wird ein Spaß.
Samstag
Das Urbanize Festival wartet zum Schluss noch mal mit einer Österreichpremiere auf. ‚Mietrebellen – Widerstand gegen den Ausverkauf der Stadt‘ zeigt zu Mittag (12 Uhr) im Stadtkino (Künstlerhaus) den zunehmenden Kampf um die Stadt an der Verteilung von Wohnraum: Leistbares Wohnen wird in zahlreichen Metropolen zur Mangelware. In Berlin organisieren sich immer mehr Menschen gegen Immobilienspekulation und Verdrängung. Der Film portraitiert die kämpferischen Stadtbewohner und ihren Einsatz für das Recht auf Stadt.
Samstag ist Flohmarkt: Die Klangfarbe im Gasometer lädt mit Privatverkäufern zum Musikflohmarkt. Verkauft werden Markenartikel aus allen Bereichen der Musik, Instrumente, Stage und so weiter zu günstigen, reduzierten Preisen. Freier Eintritt!
Am Areal der ehemaligen Ankerbrot-Fabrik findet ein Wiener Nachtflohmarkt statt. Beginn ist um 17 Uhr. Unter dem Titel ‚Mondscheinbazar‘ lädt man ‚Studierende, Sammler und Bobos zum Schmökern und Verkaufen ein. Es soll eine Plattform für Kunst- & Kulturschaffende sein – bis 23 Uhr. Dann kann man sich über seine neue Schallplatte oder Winterjacke bei einem Bier freuen.
Im Fluc geht es dann um erdigen Bluesrock. Wenn Harry Howard, der kleine Bruder von Rowland S. Howard (selig!), auf der Bühne des fluc stehen wird. Howards aktuelle Formation heißt The Near Death Experience (NDE) und macht lässigen Bluespunk für alle Lagen des Lebens. Ab 21 Uhr im Fluc.
Manchmal muss man sich Träume selbst erfüllen, sich selber beschenken. Die Zuckerwatt Crew hat das zum Beispiel gemacht und sich für ihre Sause Octave One eingeladen. Das ehrwürdige Produzentenbrüderpaar aus Detroit wird live ihre gerne über 130 Beats per Minute angesiedelten Tracks spielen. Die gerne mit Acid Synthies daherkommenden Stücke sind treibend, gönnen sich kaum eine Verschnaufpause und brettern mit herrlich dahingroovenden Hooklines über soulige Vocals hinweg. Top!
Auch die Jungs vom Bande À Part beschenken sich selbst, obwohl noch nicht Weihnachten ist. Aber wer kann, der kann! Für die Sause im Leopold holt man sich Mike Huckaby
aus der Motor City Detroit nach Wien. Der DJ und Produzent ist sicherlich auf derselben Geilheitsstufe angesiedelt wie Octave One. Und wer weiß, vielleicht besucht Huckaby seine Landsmänner ja noch in der Pratersauna. Oder Octave One schauen im Leopold vorbei. Man wird ja noch träumen dürfen!
Der Susi Klub versucht es hingegen mal wieder im neuen bzw. eh schon wieder älteren Werk zur Spittelau. Hinter den Plattenspielern werden Anna Leiser, Gregor Lehrl, Sebastian Oberst, Flowjob und Colt aus Gold ihren Spaß haben.
Im Dual (unten im Wirr) gibt es am Samstag eine Leap Nacht. Das in Wien ansässige Label präsentiert neue und alte Tracks aus dem eigenen Katalog. Damit das Ganze nicht zu sehr leap wird, hat man sich Severin Sonnewend vom Club Tante Emma in Innsbruck eingeladen.
Ein gewisser Benny Luca widmet sich im Club U beim Everybodys Darling dem Soundspektrum namens Paradise Garage. Boogie Funk, Disco und früher House die ganze Nacht – Uhhh Baby.
Sonntag
Macht, was ihr wollt!!!