Go with the Floh...markt!
Die Stadt ist mein Blog
Gibt es in Wien schon zu viele Flohmärkte? Diese Frage muss man sich in Anbetracht der zahlreichen Flohmärkte stellen. Die Antwort: Nein, natürlich nicht. Denn erstens kann niemand etwas gegen Flohmärkte haben und zweitens wird die Nachfrage nach günstiger und unikaler Kleidung bzw. extravaganten Möbelstücken nicht weniger. Studierende im ersten Semester auf der WU wissen: Wo Nachfrage, da auch Angebot.
Foto: Mondscheinbazar – Wiener Nachtflohmarkt
Und so kann Mann und Frau in Wien liebend gerne ein ganzes Wochenende zwischen Bergen von Second-Hand-Mief und (völlig überteuertern) Tälern von Vintage-Ware verbringen. Dass diese Form der Freizeitgestaltung super angenommen wird, hat man vergangenen Samstagabend beim Mondscheinbazar in der Ankerbrotfabrik gesehen. Dort war der Andrang am frühen Abend dann so groß, dass sich eine elendslange Schlange vor dem Eingang bildete. Wer es ins Gebäude schaffte, sah hunderte Menschen auf der Suche nach DEM Schnäppchen des Tages. Man schlenderte vorrangig an jungen Frauen vorbei, die wohl ihren Kleiderschrank ausmisten mussten, um Platz für neue Klamotten zu schaffen. Alles super, wäre da nicht die schlechte und dann noch viel zu laute Band gewesen. Oder die wirklich schwierigen Lichtverhältnisse. Oder das mangelnde Angebot für Männer. Tja, Mann hat es nicht leicht. Weiter geht’s mit den Empfehlungen für die kommenden Feiertage!
Donnerstag
Am Donnerstag wird im Porgy & Bess der The Singer Songwriter Circus halt machen. Diese Veranstaltung steht dieses Mal ganz im Zeichen von Bock auf Kultur. Das bedeutet, dass der Eintritt eine Spende für den Flüchtlingsverein von Ute Bock ist. Für sein Geld bekommt man dann auch einiges geboten. Auf der Bühne: James Hersey, Le Toy, Lemo und We Walk Walls. Da dürfte für jeden Musikgeschmack irgendwas dabei sein.
Wer am Donnerstag eher auf HipHop eingestellt ist, der sollte der Grelle Forelle einen Besuch abstatten. Angesagt hat sich für diesen Abend nämlich Peanut Butter Wolf, der Mitte der 90er-Jahre mit dem Album ‚My Vinyl Weighs A Ton‘ und seinem Label Stones Throw Records die HipHop-Szene an der Westcoast mitgeprägt hat.
Freitag
Die Meuterei in der Grelle Forelle holt sich Dusty Kid an Board. Der wird am Freitag seine bratzigen, rockenden und schon eher maximalen statt minimalen Tracks abfeuern.
Sexy Deutsch und Sun Daze machen im Flex gemeinsame Sache. Geholt wird der Raider Klan, eine lose HipHop-Truppe mit Sitz in den Vereinigten Staaten. Man agiert vernetzt und trägt die düsteren Beats und Raps in die weite Welt hinaus. Am Schalthebel sitzt SPACEGHOSTPURRP, der in Miami lebt und beim renommierten Label 4AD unter Vertrag steht. Guter HipHop, erdig und das Gold trägt man nicht als Ketterl um den Hals, sondern in Zahnform im Mund. Schön, wie das glitzert…
Stromaufwärts, am Donaukanal zur Spittelau wird im Werk der Zirkus Abnormal seine nicht vorhandenen Zelte aufschlagen. An den Plattenspielern werden Smacs & Patrick Kong oder Fabian Moser keinesfalls den Clown geben. Die wunderbare Misonica wird den Special Floor (Hertz und Niere) bespielen. Bleibt nur noch zu sagen: Manege frei!
Das Glow im Celeste steht im Zeichen von Disco, Soul und Funk. Dafür wird Buson von München mit seinem Plattenkoffer anreisen. Darin hat er jede Menge lässiger Funk & Soul-Scheiben. Disco bringt dann Mike Burns.
Scott Hansen ist Tycho und einer der ambitioniertesten Elektrokünstler der U.S.A.! Mit Alben wie ‚Past Is Prologue‘ und ‚Dive‘ konnte er sich bereits einen Namen als Produzent machen. Sein neuer Streich heißt ‚Awake‘ und ist eine Mischung aus Ambient und Chillwave. Aber keine Angst, diese Musik wirkt zwar blutdrucksenkend, aber keinesfalls einschläfernd. Live im WUK. Es gibt noch Karten.
In der Auslage kann man dann ‚Malen nach Zahlen‘. Bei dieser Veranstaltungsreihe wird Emanuel Satie aus Frankfurt seinen melodieseligen TechHouse am neuen Floor mit sattem Sound auftischen. Warum man sich dafür eine zweite Unterhose einpacken sollte, wie es am Facebook-Event empfohlen wird, wissen wir nicht.
Die wunderbaren Swans gastieren in der Arena Wien. Ihr Chef, der stets Cowboyhut tragendende Sänger und Vordenker, wird sich dann durch in Moll gehaltene Gitarren, verdrogte Beats und psychedelisches Geklapper und Geklöppel sprechen. Singen ist nicht so seine Sache. Mit grimmiger Stimme erzählt er Geschichten, die man in folgende Gegensatzpaare einteilen kann: Liebe und Hass, Zuckerbrot und Peitsche. Das aktuelle Album heißt übrigens ‚To Be Kind‘ und ist dieses Frühjahr erschienen. Live in der Arena. Es gibt noch Karten.
Samstag
Kein Wochenende ohne zumindest einen megadrübersuperhipstergeilen Flohmarkt. Diesen Samstag weden sich viele Menschen vor allem zur Grelle Forelle bewegen. Da Feste zu veranstalten alleine wohl nicht mehr genügt, weitet die Veranstaltungsreihe ‚Stell dir vor‘ ihr Angebot aus.
Ab Mittag kann der geneigte Flohmarktgänger seine Plattensammlung vergrößern, sich ein Paar gebrauchte Schuhe zulegen und sich schäbig-schick einkleiden. Wer dann Lust auf Burger hat, darf sich freuen, denn die Weinschenke wird vor Ort sein. Am Abend gibt’s dann die zweite Ausgabe von Ascending Waves mit Randomer als Headliner. Der Londoner Produzent veröffentlicht auf Labels wie Lies oder Hessle Audio. In seinen Tracks schäppert, klickert und klackert es mächtig neben der Spur.
Im Peph in der Haberlgasse könnte es am Samstag eng werden. Denn die Fesch Crew lädt in der kleinen Galerie zum Kleidertausch. So funktioniert’s: Klamotten mitnehmen. Dort wird dann abgewogen und gegen einen Kilobon getauscht. Teilnahmegbühr: 5 Euro. Danach darf getauscht werden was das Zeug hält. Man kann seine Kleidung aber auch in die Spendenbox für Ute Bock geben. Auch alle übrig gebliebenen Kleidungsstücke gehen an die Hilfsorganisation. Die einzige Voraussetzung: Kleidungsstücke müssen in einem guten, gewaschenen Zustand sein. Die Unterhose mit Bremsspur sollte Mann also zuhause lassen.
Die Stadtpark Nacht zieht nun in die Auslage. Jene Partyreihe, die einst im Mumok-Café begann, im Planetarium groß wurde und danach über die Pratersauna in die Grelle Forelle zog, wird am Samstag den Einstand am Gürtel mit Boris Steffen alias Jichael Mackson feiern. Spielen wird er ein Set, das mit schweren Beats, treibenden Grooves und sphärischen Klangwolken bestückt ist.
In den letzten Jahren ist Christopher Rau und das mit ihm verbundene Hamburger Label Smallville mit vielen tollen Veröffentlichungen einen erfolgreichen Weg gegangen, ohne dabei die Grundwerte über Board zu werfen. Grundwerte wie zum Beispiel die Qualität vor Quantität bei Veröffentlichungen. Eine Lebensphilosophie, die von vielen Labels und Produzenten nur mehr bedingt gelebt wird. Rau ist also ein Guter, einer der seit 2008 mit seiner Mischung aus House, Techno und Dub den Nerv vieler Clubgänger trifft. Am Samstag wird er das garantiert auch in der Pratersauna beim Disco Citrus Vulgaris.
Drei Jahre Fear le Funk. Drei Jahre HipHop und Soul im Leopold. Zur Geburtstagssause werden die in Berlin beheimatete Formationen Figub Brazlevic und S. Fidelity an ihren Maschinen zaubern. Sicherlich auch funky.
Ach ja: Gratualtion an alle, die Karten fürs ausverkaufte Electronic Beats Festival haben. Viel Spaß mit Caribou, London Grammar und Omar Souleyman…