Vergessene Gefühle an verlorenen Orten
Olympique im Interview
Heiß. Heißer. Olympique! Die drei Jungs aus Salzburg haben mit ‚Crystal Palace‘ ein starkes Debütalbum in der Pipeline, das am 14. November endlich erscheint. Leo C. Scheichenost erklärt die Philosophie hinter den Videos von Olympique, verrät alles über musikalische Vorbilder und blickt für VOLUME in die Zukunft.
Eure Single ‚The Reason I Came‘ ist ein Bombenerfolg geworden? Kalkül oder Überraschung?
Leo C. Scheichenost: Dass der Song gut ist, war uns schon bewusst – wir stehen einfach dahinter und hatten ein gewisses Gefühl, dass es etwas werden kann. Aber, dass die Nummer so einschlägt und dass wir so viel positives Feedback bekommen, damit hätten wir nicht gerechnet!
Für das dazugehörige Video seid ihr durch Slowenien, Kroatien und weitere, insgesamt sechs Länder gereist – wie kam die Idee dazu?
Leo C. Scheichenost: Wir haben das mit der Musikagentur Arcadia gemeinsam entwickelt. Auf einem Blog haben wir „Lost Places“ gefunden und tolle Monumente gesehen. Dieses eine Foto hat uns gereicht, dass wir uns dachten, „Da müssen wir hin!“ Genau das hat zur Stimmung unseres Songs ‚The Reason I Came‘ gepasst. Damals sind wir ja ganz am Beginn gestanden und haben uns mit unserer Anfangsmotivation gedacht: Das machen wir! Es war dann wirklich ein weiter Weg, aber wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Was darf man sich von eurem kommenden Album ‚Crystal Palace‘ erwarten?
Leo C. Scheichenost: Gute Musik. (lacht.) Ein Album, für das Mann und Frau sich Zeit nehmen sollte. Ein Album, das in sich sehr stimmig ist – wir haben wirklich versucht, die Zuhörer vom ersten bis zum letzten Lied in unsere Gefühlswelt miteinzubeziehen. Wir haben versucht, dass unsere Songs stimmungsmäßig gut zusammenpassen – in dem Sinn ist es wirklich ein ‚Album‘.
Wie lässt sich das Album in nur einem Satz beschreiben?
Leo C. Scheichenost: Das ist schwer. Eine emotionale Reise wird im ganzen Entstehungsprozess des Albums mit sehr mächtigen Songs verpackt. Es ist ein sehr persönliches Album. Oft werden wir gefragt, worum es bei unseren Liedern denn geht. Mit allen Höhen, mit allen Tiefen, die wir dabei durchlebt haben. Wir haben wirklich einen roten Faden gesponnen.
Haben euch konkrete Künstler für euer Album inspiriert?
Leo C. Scheichenost: Auf jeden Fall! Jeder von uns hat seine speziellen Künstler, die als Inspirationsquelle dienen – das bedeutet aber nicht, dass wir gesagt haben, wir wollen so und so klingen. Das fängt an bei Morrissey, Alt-J, bis Queens of the Stone Age. Wir hören aber auch anderes Zeugs als Rock. Meistens inspirieren dich ja vor allem die Künstler, die nicht aus deinem Genre stammen. Dazu gehören bei uns Electro, HipHop und auch Jazz. Wir sind sehr offen, was Musik betrifft.
Wie entstehen eure Texte – passiert das immer im Kollektiv?
Leo C. Scheichenost: Es gibt schon Songs, bei denen nur einer eine gewisse Idee eingebracht hat. Wir produzieren aber immer zuerst die Musik und schreiben dann die Texte dazu. Beim Schreiben an sich ist es schon so, dass wir versuchen, gemeinsam darüber zu reden. Dann gibt es Texte, die wirklich aktiv im Kollektiv entstanden sind. Wir möchten, dass jeder von uns seinen Teil dazu beitragen kann – jeder sein Drittel.
Als österreichische Künstler hättet ihr theoretisch auch auf Deutsch singen können – wieso habt Ihr euch dazu entschieden, auf Englisch zu singen?
Leo C. Scheichenost: Weil es nicht so sexy ist. (lacht) Nein, das ist nicht der wahre Grund. Es hat sich einfach richtig angefühlt, auf Englisch zu singen, deutsche Texte standen da nie zur Debatte, nicht bewusst, sondern aus unserem Bauchgefühl heraus.
Olympique werden von der Musikpresse gerne dem Indie Rock zugeordnet. Findet ihr, dass die Beschreibung eurem Stil gerecht wird?
Leo C. Scheichenost: Natürlich ist es eine Schublade, wir haben aber kein Problem damit. Ich selber würde niemals sagen, dass wir Indie Rock machen – aber unser Sound kommt aus der Indie-Szene. Ich glaube, manchmal braucht man einfach so eine Art Hilfsmittel, um Bands einordnen zu können, das fasse ich dann gar nicht als Schublade auf. Ich selbst sage relativ simpel, dass wir ehrliche, emotionale Alternative Rockmusik machen – das finde ich als Genrebezeichnung breit genug.
Geht euch die mediale Aufmerksamkeit auch mal auf die Nerven oder genießt ihr das gerade durch und durch?
Leo C. Scheichenost: Selbstverständlich genießen wir es momentan voll und ganz. Genau das wollten wir ja! Zum ersten Mal interessieren sich Leute so sehr für unsere Musik. Bis uns das nervt, dauert das noch, glaub ich…(lacht)
Wie lässt sich die Salzburger Musikszene derzeit beschreiben?
Leo C. Scheichenost: Ich würde sagen, zum ersten Mal sehr gut – seit Jahren, vor allem auch genreübergreifend. Als wir mit dem Schreiben begonnen haben, war das nicht so, da hat es kein Aushängeschild für Salzburg gegeben. Aber es gibt jetzt zum Beispiel die Steaming Satellites – das sind gute Freunde von uns. Dann gibt es die Make-Makes, die unsere besten Freunde sind, wir kennen sie noch aus der Schulzeit. Dann natürlich noch Klangkarussell oder Camo & Krooked.
Was wäre euer berufliches Ziel, wenn Ihr nicht solchen Erfolg als Musiker hättet?
Leo C. Scheichenost: Zwei von uns studieren noch, Fabi ist Pädagoge. Wir haben schon was in der Hinterhand, ich studiere zum Beispiel Grafik und Werbung in Wien, ich lebe auch hier. Mein Traum wäre, dass ich die Musik mit meinem Studium verbinden könnte, dann könnte ich die Grafik und die Werbung für Olympique machen.
Wie unterscheidet Ihr euch von eurer ersten Band ‚Sequence of Tenses‘?
Leo C. Scheichenost: Komplett! Die Namensänderung war uns persönlich sehr wichtig, weil die Band Olympique jetzt nichts mehr mit Sequence of Tenses zu tun hat. Das war unser musikalischer Anfang, wir waren eine Schülerband, die aus Spaß musiziert hat. Jetzt haben wir uns weiterentwickelt, haben unseren persönlichen Sound gefunden. Wir wollten daher einen Neuanfang, den die Namensänderung unterstützt hat – gefühlsmäßig sind wir einfach eine neue Band.
Gibt es andere Bands aus Österreich, mit denen Ihr euch vorstellen könntet, zusammenzuarbeiten?
Leo C. Scheichenost: Wir finden Bilderbuch echt super. Jetzt haben wir den gleichen Produzenten, außerdem hat Peter von Bilderbuch bei uns mitgeschrieben – mittlerweile sind sie gute Freunde von uns. Es ist extrem cool, dass sie so ein Aushängeschild für Österreich geworden sind. Ich wünsche es Ihnen, dass sie mit ihrem Album auch in Deutschland richtig groß werden. Die haben das echt verdient. Abgesehen davon, dass sie gute Freunde von uns sind, machen sie eben richtig gute Musik. Eine Tour mit Bilderbuch wäre sehr cool!
Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft – auf welches konkrete Ziel arbeitet Ihr hin?
Leo C. Scheichenost: Wir finden es momentan wichtig, die ersten Schritte zu machen. Also, erst einmal das Album am 14. November rausbringen, dann die erste eigene Tour im Februar und März spielen – weitere Pläne sind momentan am Entstehen. Natürlich wollen wir auch raus aus Österreich und mal schauen, was wir in Deutschland so schaffen. Unser Ziel ist, bald am zweiten Album zu arbeiten. Natürlich schreiben wir schon neue Lieder, aber das ist derzeit einfach noch in Planung.