So, 2. Nov 2014

Der schöne Blues

Y’akoto im Interview

Jennifer Yaa Akoto Kieck trägt den Künstlernamen Y’akoto und gehört zu den größten deutschen Gesangstalenten. Vergleiche mit der bezaubernden Nina Simone zählen da zur Tagesordnung. Das multinationale Stimmwunder spricht im Interview mit VOLUME über das aktuelle Album ‚Moody Blues‘, nervende Frage zu ihrer Herkunft und ihre musikalische Zukunftsreise.

Du wirst oft als die neue Nina Simone bezeichnet. Denkst du, dass du dieser Adelung gerecht werden kannst?

Einerseits gibt’s immer den Vorschlag, den einem die Medien machen, andererseits gibt’s aber das Bild, das man von sich selbst hat. Ich sehe mich hauptsächlich als mich selbst.

Welche Interpreten inspirieren dich?

Verschiedene Künstler, aber am meisten inspiriert mich natürlich das Leben. Alles, was um mich herum passiert. Wenn ich konkrete Interpreten nennen muss, wäre das etwa Jimi Hendrix. Ich höre aber auch sehr gerne Björk. Außerdem mag ich viele Sachen aus den Neunzigern. Mein Musikgeschmack ist sehr unterschiedlich und breit gefächert.

Was unterscheidet ‚Moody Blues‘ am meisten von deinem ersten Album ‚Babyblues‘?

Es gibt keinen Unterschied, ich sehe so etwas immer gerne als Fortsetzung. ‚Babyblues‘ war sozusagen Teil eins, auf den ‚Moody Blues‘ als Teil zwei folgt. Deshalb ja auch der Titel. Ich finde, Blues ist einfach eine schöne Musikform – Blues ist Storytelling, insofern eignet sich das gut als Titel.(lacht)

Deine Debütsingle ‚Tamba‘ handelte vom Elend eines Kindersoldaten. War es nicht ein bisschen gewagt, ein so ernstes Thema in deiner allerersten Single zu verpacken?

Nein, das finde ich nicht. Natürlich war das kommerziell gesehen kein Vorteil, in die Charts einzusteigen. Aber wozu ist Kunst denn da? Kunst soll ja nicht da sein, um den Leuten gerecht zu werden. In dem Sinn also vielleicht gewagt, aber für mich selbstverständlich.

Deine Texte erzählen Geschichten. Allerdings sind diese thematisch sehr unterschiedlich. Mal singst du über Liebeskummer, dann sogar über Suizid. Wie kommst du zu deinen Inhalten?

Meine Geschichten stammen einfach aus meinem Leben. Egal, ob ich Bücher lese, mit Leuten spreche oder ihnen nur bei Gesprächen in der U-Bahn lausche und so etwas aufschnappe. Unser Leben ist ja wie ein Gespann, in dem unglaublich viele Dinge passieren. Ich brauche also nichts Besonderes oder Spezielles, das mich für meine Texte inspiriert.

Was ist deine Beschreibung eines ‚Moody Man‘?

Ein ‚Moody Man‘ kann sich nicht entscheiden, springt von Laune zu Laune. Er ist unberechenbar. Wie der Name ja schon verrät. (lacht)

Für ‚Moody Blues‘ wurdest du musikalisch von Kahedi begleitet. Wie hat dir die Zusammenarbeit mit Max Herre und Co gefallen?

Ich habe mit dem Team von Kahedi schon bei ‚Babyblues‘ gearbeitet – alle drei interessante Leute, die alle unglaublich talentierte Künstler sind – also nicht nur Max Herre alleine.

Ghana, Frankreich, Hamburg – du hast aus einen sehr internationalen Hintergrund. Auf deinem Blog liest man, dass dich Fragen zu deiner Herkunft, bzw. wo du dich denn letztlich zugehörig fühlst, sogar nerven. Wieso ist das so?

Niemand sollte Conchita Wurst fragen, ob sie sich eher als Mann oder Frau fühlt. Oder? Das ist zu intim! So in etwa empfinde ich das bei Fragen über meine Zugehörigkeit – ich bin eben das, was ich bin.

Hast du das Gefühl, medial im Endeffekt doch ein bisschen auf deine afrikanische Herkunft reduziert zu werden?

Reduziert ist ein gemeines Wort. Medien sollte man nicht verbessern wollen, die schreiben, was sie wollen. Was wirklich wichtig ist – wofür man selbst einsteht und was man selbst denkt. Ich habe keine Lust, mich zu rechtfertigen. Die Leute, die meine Alben kaufen, interessieren sich einfach für meine Musik und meine Texte als für meinen Geburtsort. Man kann Fragen zu meiner Herkunft durchaus stellen, aber eben anders. Ich habe etwa meine Videos zu meinen Singles in afrikanischen Städten gedreht. Da kann man doch nachfragen?

Na dann haken wir gleich nach – wo hat es dir denn am besten gefallen?

Das ist eine schwierige Frage! Ich habe bisher in Nairobi und in Accra gedreht. Accra war natürlich besonders interessant, weil aus ja aus der Hauptstadt von Ghana komme. Dort bin ich im Kindergarten gewesen und zur Schule gegangen. Aber ich könnte mich nicht entscheiden, welche Stadt letztlich schöner ist.
 

Wo wir bei deinem internationalen Hintergrund sind. Neben Deutsch und Englisch sprichst du auch Französisch. Kannst du dir vorstellen, auch mal auf Französisch zu singen?

Nein, ich werde immer bei Englisch bleiben. Ich habe zwar schon Texte auf Deutsch geschrieben, aber die waren nicht für mich.

Deine Musik ordnest du persönlich dem Genre ‚Soul Seeking‘ zu. Wieso?

Ich finde, dass alles mit einer gewissen Suche beginnt. Nach dem Motto: ‚Die Suche ist das Ziel‘. Musikkritiker und Journalisten haben da ja so ihre Genres, da ist vieles einfach ‚Soul‘. Zum Glück habe ich keinen Sinn für Schubladen. Aber ich finde, Soul beschreibt nicht zur Gänze, was ich musikalisch biete.

Wohin wird deine musikalische Reise in Zukunft gehen?

Zum Mond und wieder zurück. (lacht) Nein, ich hoffe, dass bald auch ein drittes Album folgt. Jetzt kommt erst die Tour zu ‚Moody Blues‘. Ich würde aber auch gerne damit nach Amerika und nach England gehen.