Solo Party
Kele Okereke im Interview
Bekannt geworden ist er als Sänger der Band Bloc Party, jetzt hat Kele Okereke mit ‚Trick‘ sein zweites Soloalbum herausgebracht. Weniger Gitarren sind hier zu hören, wie beim Vorgänger bestimmen elektronische Beats das Klangbild. Im Interview erzählt der unerwartet schüchterne 33-jährige Brite von seinem kreativen Blick nach vorne, dem Gleichgewicht zwischen Solo- und Bandkünstler und seinen literarischen Ambitionen.
Kele, wie sind die Aufnahmen zu ‚Trick‘ gelaufen?
Ich habe mich 2012 ziemlich reingehängt. Vergangenes Jahr dachte ich, dass es fertig sei und hab’s abgeliefert – und alle meinten: ‚Oh nein, das ist noch nicht fertig – da musst Du noch dran arbeiten.‘ Zunächst war ich da natürlich nicht so glücklich darüber, aber mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich dazu gedrängt wurde.
Was war denn anders als bei deinem Solodebüt ‚The Boxer‘?
Der Ansatz war gleich: Ich habe alleine angefangen, an ‚The Boxer‘ zu arbeiten, während ich getourt bin. Aber von Anfang an fühlte sich alles irgendwie kühler an. Zwar ist meine Musik nach wie vor für den Club, aber weniger zum Abfeiern, eher distanziert und hart. Was ich gut finde, weil ich genau das wollte. Ich bin halt jetzt eine andere Person als ich es während den Aufnahmen zu ‚The Boxe‘ war. Und ich werde genauso bei meinem nächsten Album eine andere Person sein. Wenn du kreativ sein möchtest, darfst du nie zurück, sondern immer nur nach vorne blicken.
Und inwiefern warst du damals eine andere Person?
Als ich ‚The Boxer‘ geschrieben habe, habe ich zum allerersten Mal an etwas Eigenem gearbeitet. Deshalb wollte ich sichergehen, dass es was Großes wird, das gesamte Spektrum abbildet und in den Top 10 landet. Als ich nun an ‚Trick‘ gearbeitet habe, war mir wichtig, dass die Musik mich widerspiegelt – und auch die Musik, die mich in letzter Zeit inspiriert hat. Ich wollte unbedingt ein musikalisches Territorium entdecken, das ich so bislang noch nicht betreten habe.
Warst Du also bei ‚Trick‘ gelassener als bei deinem Debüt?
Alles rund um ‚The Boxer‘ und mein DJing haben mir einfach diese Art von Musik viel näher gebracht. Ich habe mich aber nie darum geschert, was die Leute von meiner Musik halten. In einer erfolgreichen Band zu spielen nimmt einem einfach einen enormen Druck, da ich schon von etwas meinen Lebensunterhalt bestreite, was ich wirklich liebe. Aber ich bin sehr leidenschaftlich, was dieses Album angeht. Und wenn ich aufgehört habe, mit ‚Trick‘ zu touren, werde ich wahrscheinlich wieder über ein neues Album mit Bloc Party nachdenken. Es ist schön, eine solche Balance zu haben – einerseits als Solokünstler und andererseits eben als Teil einer Band.
Also wird es anschließend wieder Neues von Bloc Party geben?
Irgendwann bestimmt. Aber ich habe auch angefangen zu schreiben, bis jetzt ein paar Kurzgeschichten. Bisher war ich zu feige, um sie jemandem zu zeigen. 2015 möchte ich versuchen, eine Musikpause zu machen und es weiter mit dem Schreiben zu versuchen. Ein paar Schreibkurse habe ich in New York schon genommen und nun möchte ich mich an meinen ersten Roman setzen. Ich liebe es zwar, Musik zu machen, aber das ständige Reisen ist sehr anstrengend, auch wenn ich es sehr mag. Manchmal muss man auch auf seinen Körper hören – und wenn der zeigt, dass er müde ist, sollte man auch auf ihn hören. Deshalb stelle ich es mir gerade schön vor, ein Jahr Zuhause zu sein und zu schreiben.
Dann viel Inspiration und alles Gute!