Drei Jahre wach
Die Stadt ist mein Blog
Drei Jahre Grelle Forelle. An solchen Geburtstagen merkt man immer, wie schnell sich die Erde dreht, das Leben an einem vorbeizieht. Unglaublich. In diesen drei Jahren hat sich der Club am Fuße der Müllverbrennungsanlage zu Spittelau mehrfach von innen selbst gereinigt. Menschen kamen und gingen. Als Außenstehender bekam man das maximal am Rande mit. Es änderte sich das Booking, also das Programm, Marketing, die Barführung und Türpolitik. Nun sei man halbwegs dort angekommen, wo man hinwollte, meint zumindest Johannes Piller-Giroud alias Laminat, der seit Sommer für das Booking zuständig ist. Wir haben bei ihm nachgefragt…
Wie schwer macht es einem die Stadt Wien, einen Club zu betreiben, Partys zu veranstalten?
Die Stadt an sich ist es nicht, die es einem schwer macht, sondern die steuerliche Belastung. Die Gäste sehen leider nicht, dass im Eintritt Vergnügungssteuer, (mögliche) Ausländerabgabesteuer und die AKM inkludiert sind. Würde es hier eine europaweite Regelung gäben, wäre der Standort Wien gleichberechtigter und es wäre nicht so schwer, im Vergleich mit internationalen, renommierten Clubs zu bestehen.
Stichwort Vergnügungssteuer. Was fällt dir dazu ein?
15% auf den Eintritt und weitere 8% vor den 20% Umsatzsteuer auf die Getränke. Das ist eine Kommunalsteuer, welche von Bundesland zu Bundesland variiert. Somit ist es nicht verwunderlich, warum alle großen Festivals auf die Bundesländer ausweichen, die geringere Abgaben verlangen. Vom europäischen Gedanken der Gleichheit sind wir hier weit entfernt.
Du kennst als DJ, Veranstalter und jetzt als Booker alle Bereiche/Ebenen der Clubkultur. Was war für dich als Booker am Anfang neu, schwierig?
Das Booking für einen Club wie die Grelle Forelle zu machen bedeutet einen Balance-Akt einzugehen. Das Können ist es ausgewogen zu buchen und nicht nur einzelne Sparten und Segmente zu bedienen.
Kunst versus Kommerz? Wie schwierig ist dieser Spagat? Wie viele Abstriche muss man machen?
Wie bereits oben schon erwähnt: Die unterschiedlichen Geschmäcker zu bedienen und dabei niemand außen vor lassen, ist die Aufgabe eines guten Bookers. Dabei muss der eigene Geschmack hinten angestellt werden. Also Ego raus und Club rein.
Wie siehst du das mit der Entwicklung der Gagen von internationalen DJs?
Es scheint sich ein wenig zu normalisieren. Die Agenturen sehen ein, dass sie nicht einfach die Summe X verlangen können, die irgendwer bezahlen wird. Wir wollen mit Leuten zusammenarbeiten, die den selben Gedanken verfolgen und auf langfristige Kooperationen abzielen.
Welcher absurde Wunsch eines Künstlers/Managers fällt dir spontan ein?
Da diese Wünsche in Verträgen festgehalten sind, würde ich vertragsbrüchig werden, wenn ich jetzt aus dem Nähkästchen plaudern würde. Aber auch hier nehmen die ‚Extrawürschtl‘ mehr und mehr ab.
Grelle Forelle – damals und heute? Was hat sich inhaltlich verändert?
In den letzten drei Jahren hat sich eigentlich das gesamte Team geändert. Wir sind aber jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir sagen können, dass von der Tür weg bis zur Bar und der Technik alles passt. Durch die wöchentlichen Nachbesprechungen und das Feedback von außen versuchen wir immer noch besser zu werden, um unseren Gästen einen perfekten Abend bieten zu können.
Wie schätzt du die aktuelle Lage der Wiener Clubkultur ein?
Es tut sich sehr viel in der Stadt. Die Konkurrenz belebt das Geschäft. Da gibt es kein Ausruhen oder Verschnaufen. Man muss sich als Club ständig neu erfinden und das ist gut so. Wer das nicht will oder kann, ist in der falschen Branche.
Was sagst du zum Vorwurf: Es gäbe zu viele (ähnliche) Clubs mit ähnlicher Musik für zu wenig Publikum?
Solche Generalisierungen halte ich für bedenklich. Die Stadt wächst und mit ihr auch das Angebot.
Warst du überrascht, als du der Pleite bzw. den Rettungsplan des Flex gehört hast?
Ja. Das Flex war für mich immer eine Institution über die Grenzen der Stadt hinaus. Es wäre schade darum, wenn es den Club nicht mehr geben würde.
Was läuft beim Flex falsch?
Das kann ich als Außenstehender nicht beurteilen. Traurig finde nur ich das Gehabe von manchen Usern in gewissen Foren.
Danke für das Gespräch und alles Gute für drei rauschende Geburtstagsfeiertage!
Was sonst noch so läuft? Hier sind die subjektiven Empfehlungen für ein langes Partywochenende!
Freitag
Im WUK kann man sich beim Adventmarkt (drinnen und draußen) ab 14.00 Uhr durch das vielfältige Angebot wühlen. Rund 40 Labels bieten Textiles von Kopf bis Fuß, Schmuck, Accessoires zum Anziehen und für die eigenen vier Wände, Keramik, Seifen, Gewand und Stofftiere für Babys und Kleinkinder, Papierwaren aller Art. Neben Speisen wird es auch Wärmendes im Häferl geben. Ausgewählte Musik der DJ-Line sorgt für hörbares Design abseits der Weihnachtsliedbeschallung.
Der von Olympus gesponserte Photography Playground hat seine Zelte seit Tagen in Wien aufgeschlagen. In der ehemaligen Postzentrale (Postgasse) wurde ein interaktiver ‚Spielplatz‘ eingerichtet, der von Künstlern aus der ganzen Welt gestaltet wird und einlädt, fotografisch neue Welten zu erobern. Nach Hamburg, Berlin, Amsterdam und Köln mit mehr als 119.000 Besuchern ist man nun auch in Wien tätig. Bis zum 19. Dezember kann man sich Installationen von diversen Künstlern aus dem In- und Ausland ansehen und bei diversen Partys vergnügen. Am Freitag laden zum Beispiel HAM zur Sause bei freiem Eintritt. Die heimische Formation Wanda gastiert dort am 11. Dezember.
Die Pratersauna feiert Teil 2 ihrer Presale-Lighthouse-Partys. Nach Akufen kommen nun La Fleur und Lake People nach Wien.
Letzterer stammt aus Leipzig und heißt eigentlich Martin Enke und liefert seit Jahren erstklassige Tracks an der Schnittstelle Ambient, Electronica und House ab. Deepness ist ihm dabei genauso wichtig wie klare kompositorische Handschrift. Guter Mann.
Mit der Grelle Forelle feiern am Freitag die Schweden Skudge Geburtstag. Ihre musikalischen Einflüsse beziehen sie aus dem klassischem US-House und -Techno der frühen 90er-Jahre. Mit diesem Musikwissen ausgerüstet, errichten sie ihre eigenen, mächtigen Sounds auf einem analogen Maschinenpark: Auf Synthesizern und Drumcomputern vermengen Skudge mächtige Hall-Effekte mit wuchtigen Beats und lässigen Grooves zu einer stoisch treibenden Mischung. Das funktioniert auf der Tanzfläche und einer guten Soundanlage hervorragend.
Das Label Metalheadz feiert sein 20jähriges Jubiläum und wird in der Fluc Wanne gebührend gefeiert – von Artificial Intelligence, DLR und Scar.
Beim Technoland im Dual kann man sich den Noise-Krawallo-Techno vom heimischen Ausnahmekünstler Philipp Quehenberger zu Gemüte führen.
Samstag
Abseits der hektischen Einkaufsstraßen gemütlich Geschenke einkaufen, dazwischen ein Glas Punsch oder einen Kaffee. Das kann man zum Beispiel am Samstag in der Theobaldgasse machen. Shops wie Habari, Hase und Igel, We Bandits, Feinkoch, Thermometer, Veralie, Partisan, Raumkomplett, Anzüglich, Monami und Stufenschnitt ergeben eine Gasse voll guter Ideen
Was im Sommer super funktioniert, wird im Winter fortgeführt: Die Albertina stellt für einen gemütlichen Umtrunk mit musikalischer Begleitung ihren Vorplatz zur Verfügung. Dann heißt es wieder Albert & Tina. Der Hase tanzt dann in der Roten Bar (Volkstheater) weiter – mit Denizer, Precious K und Perrez.
Ein paar Meter weiter werden im Dual, dem neuen und lässigen Club im Wirr (Burgasse) werden zwei Wahlberliner ihre Vorliebe zu eklektischen wie tanzbaren Sounds präsentieren: P h i l M a d e i s k i & M a x M u l d e r. Dieses Duo macht seit geraumer Zeit gemeinsame Sache – einen Einblick in ihre eigenen, wirklich sensationell gut produzierten Produktionen gewähren sie einem am Samstag. Zusätzlich legen sie ihre aktuellen Lieblingsplatten auf den Plattenspieler – ausgewählte, rare Tracks von Disco bis Techno. Yes!
Der renommierte Radiomoderator, DJ, Labelbetreiber, Musikspezialist, Plattensammler und Garant für guten Geschmack, also Gilles Peterson, wird in der Grelle Forelle seine aktuellen Lieblingsplatten spielen. Den Rest übernimmt die Crew von Bebop Rodeo.
Sechs Jahre Auslage – von einer kleinen Bar am Lerchenfelder Gürtel zum angesagten Club. Das gehört gebührend gefeiert – mit dem ehemaligen Tresor-Zampano Sammy Dee. In den vergangenen 20 Jahren konnte sich der DJ und Produzent einen Namen als Innovator elektronischer Arbeiten abseits der Massenkompatibilität erspielen. Aktuell produziert er zwar wenig, seine DJ-Sets sind aber voller Tracks mit viel Schmackes. Ihm zur Seite stehen Thomas Grün, E.Royal, Dieter mit Platten, Michael Dehli und Glamboys.
Dave Clark, Techno-Urgestein, versucht hingegen das Flex zu retten bzw. die Tanzwütigen mit wuchtigen Bässen zu besänftigen. Viel Glück dafür!
Sonntag
Zur Klangfabrik in die Pratersauna kommt unter anderem der Brite Michael Dodman alias Huxley mit seinem persönlichen House-Entwurf. Samples treffen auf steppige UK Garage-Beats und deepe Melodien. Groovy. Wer am Sonntag noch feiern möchte bzw. noch kann, sollte die Party wahrnehmen.