Die Schule des L(i)ebens
Let's Talk About Sex #45
Die meisten von uns haben mit ihrem achtzehnten Lebensjahr die Schulzeit abgesessen und werden in die Schule des Lebens entlassen. Jedoch reichen die 5-10 Minuten Pause zwischen den einzelnen Unterrichtsfächern aus, um tatsächliche Lebenserfahrung zu sammeln? Denn das aktive Leben findet genau während dieser Zeitspanne statt und nicht in den Unterrichtsstunden, in denen wir passiv, im komatösen Zustand den nichtssagenden Worten eines vermeintlich ausgebildeten Pädagogen lauschen. Wir werden nach der Schulzeit in das kalte Wasser des Lebens gestoßen, obwohl wir praktisch nie schwimmen gelernt, sondern nur eine theoretische Schwimmweste mit aufgeblasenen Worten gefüllt bekommen haben. Das Leben spricht eine Sprache, die uns alle miteinander verbindet, nämlich die Sprache der Liebe und auch die will gelernt sein!
Ein SEXy Stundenplan:
9:00 – 10:00 Einführungsveranstaltung in das kleine Kamasutra ABC
10:00 – 11:00 Nächstenliebe – praxisorientierter Workshop
Ein Unterrichtsfach, das in keinem Stundenplan fehlen darf! Das Haus „Nächstenliebe“ darf nicht halbherzig auf Sand gebaut werden, sondern es bedarf eines steinigen Fundaments aus reiner Selbstliebe. Derzeit herrscht ein Mangel an Selbstliebe. Um diesem entgegenzuwirken, schlage ich einen Unterricht vor, der die Wehen für die Geburt unserer Individualität, unseres Facettenreichtums und ein zukünftig talentorientiertes Leben einleitet.
11:00-12:00 Die Sprache der Sexualität
Anstatt im Deutschunterricht den öden Vaterkomplex von Franz Kafka durchzukauen, wäre es doch um einiges interessanter, diesen mit erotischer Literatur zu ersetzten. Dadurch würden ausgehungerte Fantasien erneut ihre verkümmerten Flügel ausbreiten, anstatt mit einem Drei-Minuten-Porno eine Bruchlandung zu riskieren.
12:00- 13:00 Pornografie für Dummies
Ein sehr wichtiges Thema unserer heutigen World Wide Web Gesellschaft. Auch Filmeschauen muss gelernt werden. Wir Frauen mussten im Laufe unserer Sozialisation erfahren, dass die Hollywoodschnulzen leider Gottes ausgemachter Humbug sind und mit einer wahren Liebesbeziehung keinerlei Ähnlichkeit besitzen.
Ebenso verhält es sich bei pornografischen Filmen. „Hallo, es ist nur ein Film!“ Mit einer Reihe von aufeinanderfolgenden Schnitten, Montagen, Einstellungswechsel usw. Nur weil eine Frau nach einer scheinbaren Zwei-Minuten-Penetration zum Höhepunkt gelangt, bedeutet dies noch lange nicht, dass im „Real Life“ auch nicht mehr Zeit dafür benötigt wird.
Es ist an der Zeit, dass die von Filmen herangezüchteten Illusionen, sowohl bei uns Frauen, als auch bei den Männern der Schöpfung über Bord geworfen werden und die Segel Richtung „Lust im Hier und Jetzt“ gesetzt werden.
Ich halte es für fatal, dass viele von uns stolz mit erhobenem Haupt und Maturazeugnis die Schulzeit verlassen, aber keine Ahnung haben, wo sich die Klitoris befindet, geschweige denn zu wissen, wie sie funktioniert. Es gibt eigentlich nichts Wichtigeres als zwischenmenschliche Beziehungen und nichts Schöneres als die Liebe. Die Liebe macht unser Leben lebenswert und wir alle dursten nach jahrzehntelangem umherirren in der vom Intellekt geschaffenen Wüste, die Oase der Liebe zu finden, um vor einer innerlichen Austrocknung des Herzens bewahrt zu werden.