Wenn Leidenschaft Leiden schafft…
Let's Talk About Sex #51
Nach einer Zeitreise zurück in die Vergangenheit ist mir alles klar, mein gesunder Menschenverstand wurde zugunsten meines libidinösen Verlangens im Verkehr der Lüste elendiglich zur Strecke gebracht. Man möchte meinen, dass die unheilige Allianz zwischen Vagina und Herz durch mein sehr redseliges Dasein wie Yin und Yang im Einklang und ständigen nonverbalen Austausch koexistieren. Die Realität zeigt jedoch, dass beide eine andere Sprache zu sprechen scheinen und mir persönlich generell immer alles Spanisch vorkommt.
W ährend die Vagina vor Erregung und Wollust monsunartige Feuchtigkeitsabsonderungen ins Höschen triefen lässt, scheint das Herz völlig unbeeindruckt Lichtjahre davon entfernt zu sein, seinen Aggregatszustand vom Gefrierzum Schmelzpunkt zu transformieren. Umgekehrt funktioniert das Ganze natürlich auch. Bin ich mal der Überzeugung neben der großen Liebe meines Lebens ruhen zu dürfen, scheint die vaginale Trockenheit auf der Südhalbkugel meines Leibes einer verdorrten Wüstenlandschaft zu gleichen, die sich ausschließlich im Traumzustand befeuchtender Lustoasen nähern kann.
Also frage ich dich nun, mein Herz, verfickt nochmal, wos wüst du eigentlich?
Nichts auf der Welt ist leichter, als die Beine zu spreizen, um sich etwas Saftiges einzuverleiben. Wohingegen es eine viel härtere Angelegenheit zu sein scheint, das Herz für jemanden zu öffnen und sein tief geschundenes Selbst Striptease an der Poledancestange der Verletzlichkeit tanzen zu lassen.
1000 Mal berührt und 1000 Mal ist nichts passiert! Wir können auf jede erdenkliche Art und Weise angefasst werden, jedoch bleibt unser Herz, unsere Seele von diesen sinnlichen Spektakeln unberührt.
Inwiefern sich unser Lustspektrum äußert, lässt uns bereits erahnen, welche Art der Befriedigung wir erwarten dürfen, sei sie nun emotional oder vaginal. Doch wenn wir anfangen, Leidenschaft mit Liebe zu verwechseln, dann sind wir am Tiefpunkt angelangt, an dem Leidenschaft Leiden schafft. Der permanente Durst, mehr haben zu wollen, lässt uns in einem Meer an Muschis und Schwänzen ersaufen und erst wenn wir in den Tiefen unseres eigenen Abgrunds angelangt sind, erkennen wir die Unmöglichkeit, diesen unstillbaren Durst des Egos zum Erlöschen zu bringen.
Die wahre Befriedigung des Herzens, nach der wir uns sehnen, ist nicht im Außen zu finden, indem wir unsere Seele zur Prostitution, an dem Bordstein der Auswechselbarkeit verpflichten. Die für jeden vorbeiziehenden Fick des Glücks bereit wäre, den Schwanz des Truges zu lutschen, ihn bis zur Besinnungslosigkeit zu rubbeln, in der Hoffnung, dass ein Genie aus dem Gemächt ejakuliert wird, der unsere Herzenswünsche in Erfüllung bringt.
Bitte nicht falsch verstehen, ich bin durchaus davon überzeugt, dass Sex auch ohne Liebe wirklich Lust und Freude bereiten kann. Beide Varianten des Kopulierens haben durchaus ihre Berechtigung und können je nachdem, wie groß unser Durst ist, das letzte Cola in der Wüste manifestieren. Wichtig ist nur, sich selbst darüber im Klaren zu sein, wo die Wurzel der Lust begraben ist, welche Region unseres Leibes befriedigt werden möchte. Nur so können wir den Orgasmus erlangen, nach dem wir uns sehnen, nur so kommen wir in den Genuss, dass Leidenschaft kein Leiden schafft.