Gender und andere Katastrophen

Wir müssen reden! #52

Ich treffe mich mit meiner Freundin Liz Blancanieves. Sie ist Model, It-Girl, Aktivistin und ganz viele andere supercoole Sachen macht sie auch noch. Einige von euch kennen sie vielleicht als Muse von Bonnie Strange, von diversen Modenschauen und Partys in Wien bzw. Berlin oder aus den Weiten des Internets, wo sie mit ihren bunten und lautstarken Ansichten zu Feminismus, Veganismus und Genderidentität unzählige Freunde und Anhänger gefunden hat. Heute redet sie mit mir über Pansexualität und Gendernormen.

Hallo Mausi! Fangen wir gleich mal an. Wenn du zum Beispiel bei einer Datingseite deine Sexualität angeben müsstest, was würdest du da am ehesten hinschreiben?
Pansexuell.
Für all die Ignoranten unter uns – was bedeutet denn ‚pansexuell‘?
Das bedeutet, dass ich mich in einen Menschen als Person verliebe oder mich sexuell hingezogen fühle und es nicht aufs Geschlecht oder auf die Geschlechtsidentität ankommt.
Was ist denn dann der Unterschied zur Bisexualität?
Bi bedeutet ja Zwei. Aber ich glaube nicht an Geschlechterrollen und das heteronormative Geschlechtsbild „Mann/Frau“. Ich fühle mich zu Menschen, nicht zu deren Geschlechtsidentität hingezogen.
Welches Geschlecht – oder besser: Welche Geschlechtsidentität ist deine?
Ich habe weibliche Geschlechtsorgane, aber ich glaube, wie gesagt, nicht an Geschlechterrollen. Jeder Mensch ist so individuell. Ich glaube nicht einmal daran, dass die biologischen Merkmale in dem Sinne Einfluss auf unsere Psyche haben.

Fühlst du dich beleidigt, wenn dich jemand als weiblich oder als Mädchen bezeichnet?
Natürlich verhalte ich mich oft sehr feminin – das liegt daran, dass ich wie ein „Mädchen“ erzogen worden bin und dass es mir auch gefällt, mich feminin zu verhalten. Bis jetzt habe ich mich meistens zu eher maskulinen Menschen hingezogen gefühlt, ganz unabhängig davon, was sie zwischen ihren Beinen hatten, oder womit sie sich identifizieren wollten.
Aber was sagst du, wenn jemand mit männlichen Geschlechtsteilen auf die Welt gekommen ist und auch gerne einfach ein Mann ist und bleiben möchte und sich klischeehaft „maskulin“ verhält?
Um das gleich klarzustellen: Genausowenig finde ich es schlecht, wenn Menschen sich dazu entscheiden, bestimmten Geschlechterrollen zu entsprechen – solange sie nur selbst damit glücklich sind! Das Problem ist, dass es in unserer Welt immer nur „Frau“ oder „Mann“ gibt, aber es gibt so viele Leute, die sich mit beiden Rollen nicht identifizieren können oder wollen.
Wofür kämpfst du?
Wichtig ist doch nur, dass alle Menschen mit Würde und Respekt behandelt werden, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Sexualität, Geschlecht, Religion oder Vorlieben. Wir müssen alle dieselben Rechte und auch Pflichten haben und nicht aufgrund unserer Verschiedenheiten anders behandelt werden.