Sehnsüchtig…
Let's Talk About Sex #53
Wonach wir uns sehnen, ist, was wir begehren. Sehnsucht ist vorrangig ein Gefühl von wildem Verzehren und hoffnungslosem Begehren. Wir verzehren uns nach jemandem, der mit Händen nicht greifbar ist. Wie Junkies sind wir der Sucht verfallen, uns widerstandslos zu sehnen. So oft bleibt die Sehnsucht der Menschen jedoch verborgen und im Raum der unerfüllten Wünsche und Träume verschollen. War dann die Sucht des Sehnens nicht groß genug, oder haben wir zu schnell zur nächsten Droge gegriffen?
Die Sucht, sich nach jemanden zu sehnen, lässt uns in Gedanken nach der Befriedigung unserer Bedürfnisse suchen. Unsere Gedanken drehen sich im Kreis, ständig damit beschäftigt, sich im Grabe umzudrehen, das unser unstillbares Verlangen nach jenem Menschen geschaufelt hat. Die Träume der Nacht werden von Tagträumen abgelöst, in denen wir uns nach ihm verzehren. Wir spüren, wie seine Lippen die unseren zärtlich berühren. Damit meine ich nicht die im Gesicht. Die Knie werden weich, während die Muschi vor Erregung anschwillt und die Brustwarzen hart und prall werden. In Gedanken verzehren wir uns nach seinen wundersamen Händen. Wie gerne würden wir jeden einzelnen seiner Finger in unsere Grotte der Lüste tief eintauchen sehen, wobei jeder Tauchgang die Befriedigung eines stimulierten G-Punkts an die Oberfläche schwemmt. Wir verzehren uns nach seinem perfekt geformten Schwanz, der nur die Kirsche auf seinem Adoniskörper ist.
In unserer Vorstellung drückt er uns mit liebevoller, aber doch bestimmender Sanftheit gegen die Hausmauer einer dunklen Seitengasse, während die Nacht über uns hereingebrochen ist und wir im Lichte des Mondscheins unserer Leidenschaft freien Lauf lassen. Der Nervenkitzel, dabei erwischt werden zu können, stachelt die Lust auf wilden, leidenschaftlichen Sex in der Öffentlichkeit nur noch mehr an. Für einen Moment ist er unser und wir sind ihm verfallen.
Wir empfinden Sehnsucht, unsere Körper verschmelzen zu sehen, einen Orgasmus erleben zu dürfen, der der Wucht und dem Nachbeben eines Urknalls gleichkommt. Ein Urknall, der uns zu jemand anderem werden lässt, der uns dazu bewegt, Altes gehen zu lassen und Neues willkommen zu heißen.
Mag sein, dass der Tag der Ernte, der uns in der Realität vereint, auf ewig in unerreichbare Ferne gerückt ist. Doch hören wir nie auf zu träumen, nach jenem phantastischen Produkt unserer Sehnsucht, das einen Flächenbrand in unserem Inneren entfacht hat, der all die Männer vor ihm zu Asche verbrennen ließ, die ihm nicht das Wasser reichen konnten.
Nun sehnen wir uns danach, dass er in uns kommt, dass unser inneres Fegefeuer mit seinem Samenerguss gelöscht wird. Tage vergehen und Nächte verstreichen, die Sehnsucht nach ihm nimmt kein Ende, doch haben wir keine andere Wahl. Wir müssen unser selbst geschaufeltes Grab verlassen, die Sucht und die Suche nach ihm beenden, um endlich gefunden werden zu können.
Befinden wir uns in Sehnsucht, dann leben wir nicht im Moment – wir verharren in einer wartenden Position. Wir sehnen uns einen Zustand in der Zukunft herbei, bei dem wir niemals wissen können, ob er eintreten wird oder nicht. So könnten wir bis in die Ewigkeit warten, mit dem sicheren Gefühl, hoffnungslos und lebendig begraben worden zu sein.