Horvathslos, Hype und Huren
Seiler & Speer im Interview
Wie heißt es so schön? Da ist ihnen ‚einer ausgekommen‘! Die Rede ist von Seiler und Speer, die gerade mit ihrer Single ‚Ham kummst‘ und dem dazugehörigen, gleichnamigen Album die deutschsprachigen Charts aufmischen – wie aus dem Nichts. VOLUME hat ausführlich nachgefragt: Christopher Seiler und Bernhard Speer erklären im Interview, was für sie ‚ham kummen‘ überhaupt bedeutet, wann die Nervosität am größten ist, wo es sich bestens schlafen lässt und warum aus ihnen keine Huren mehr werden.
Ganz banal: Was bedeutet für euch ‚ham kummen‘?
Bernhard Speer: Bei mir warten zwei kleine Kinder zu Hause, darum ist Heimkommen etwas sehr Schönes und Wichtiges für mich – besonders nach Konzerten vor mehreren tausenden Menschen. Ich bin einer der ersten aus unserer Crew, der nach der Show in Richtung Heimat aufbricht. Dort sind meine Kids die Superstars, nicht ich. So etwas erdet!
Christopher Seiler: Dafür habe ich meistens bis zum Schluss gefeiert! Das gewöhne ich mir aber gerade ab, auch wenn auf mich keine Kinder daheim warten. Trotzdem ‚kumm‘ i gern ham‘. Wer zahlt schon gerne Miete für eine leere Wohnung? So dick haben wir es auch wieder nicht!
Apropos dick: Ihr habt die übermächtige Adele vom ersten Platz der nationalen Singlecharts gestoßen – eine Besonderheit in Europa. Hättet ihr euch je träumen lassen, dass euer gemeinsames Musikprojekt so dermaßen gut ankommt?
Speer: Das Schöne ist, dass wir uns einfach gar nichts erwartet haben. Unsere Motivation war der gemeinsame Spaß an der Musik, nicht die Aussicht auf Erfolg. Mit dieser Einstellung arbeiten wir an allen unseren Projekten. So ist auch unser Kabarettprogramm ‚Horvathslos‘ entstanden – was ja mittlerweile auch etwas ausgeartet ist. (lacht)
Seiler: Den Erfolg von ‚Horvathslos‘ stufe ich nach wie vor höher ein als den unseres Bandprojekts. Warum? Ganz einfach: Die Serie war nur im Internet verfügbar und nie massentauglich, geschweige denn am Radar klassischer Medien. Außerdem erfordert Kabarett von den Zuschauern generell eine ganz andere, größere Aufmerksamkeit als ein kurzes Musikstück. Umso erfreulicher, wenn das Feedback der Fans so überwältigend ist und die Klickzahlen auf YouTube kontinuierlich in Millionenhöhe steigen. Diesen Erfolg haben wir uns hart erarbeitet, der kam nicht einfach so über Nacht.
Über mangelnde Medienpräsenz könnt ihr euch aktuell nicht beschweren. Was ist der größte Blödsinn, der über Seiler und Speer je berichtet wurde?
Seiler: Manchmal frage ich mich wirklich, wie in gewissen Medienhäusern gearbeitet wird. Zum Beispiel, wenn im Text von Christopher Speer und Bernhard Seiler die Rede ist – liest da niemand Korrektur bzw. fällt so etwas niemandem auf? Noch peinlicher als vertauschte Nachnamen ist, dass uns unterstellt wird, wir hätten was gegen die Band Wanda bzw. den Sound und die Art der Jungs. Vollkommener Schwachsinn und extrem armselig, so einen Streit mit verzerrten Aussagen künstlich vom Zaun brechen zu wollen!
Speer: Ich bin mit dem Bassisten von Wanda, Ray Weber, befreundet. Natürlich lassen sich solche falsche Behauptungen dann leicht aus dem Weg räumen. Dennoch mühsam!
Seiler: Darum gibt’s bei Seiler und Speer schon seit unseren Anfangstagen eine Blacklist, auf der alle Menschen landen, die uns von oben herab behandelt haben oder uns bewusst schaden wollen. Es kann alles so einfach sein…
Sind Seiler und Speer ein One-Hit-Wonder?
Seiler: Schauen wir aus wie Kasperln? Also! Natürlich wäre es jetzt sehr dumm, vermessen und überheblich zu sagen, dass unsere nächste Single so ein Hit wie „Ham kummst“ wird. Aber darum geht es auch nicht!
Speer: Unser Album rangiert seit Wochen im vorderen Chartbereich, die Single ebenso – das führt die Bezeichnung ‚One-Hit-Wonder‘ im Zusammenhang mit Seiler und Speer ad absurdum.
Seiler: Wenn es jemand genau wissen möchte: Die Single ‚Ham kummst‘ hat keine Auszeichnung erhalten, dafür haben wir für das Album mittlerweile Doppelplatin bekommen.
Darum gibt’s 2016 noch fettere Shows, Festivalauftritte und dann eine große Hallentour durch ganz Österreich. Nervös?
Speer: Nur weil die Konzerthallen jetzt immer größer werden, schmeiße ich nicht gleich nach dem Aufstehen die Nerven weg. Wir haben gut zu tun mit neuen Songs und Videos, sind im Alltag permanent abgelenkt. Bei mir scheppert’s dann aber ganz besonders in den letzten Sekunden, bevor es auf die Bühne geht. Da bin ich kurz vorm ohnmächtig werden. Mit dem ersten Akkord ist aber alles geritzt!
Ist musikalisch seitens Seiler und Speer etwas geplant für die EURO 2016 in Frankreich?
Speer: Falls gewünscht, setze ich mich gerne auf die Bank und poliere die Spielbälle…
Seiler: …und ich bin als Stürmer eine absolute Geheimwaffe.
Da kann ja nichts mehr schief gehen! Und jetzt ernsthaft?
Seiler: Seiler und Speer als Sportmusikanten? Nein, Fußball ist Fußball und Musik ist Musik – also zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich habe kein Interesse daran, mich bzw. unsere Band an einer kommerziellen Ausschlachtung der EURO 2016 zu beteiligen und einen belanglosen Song zum Mitgrölen abzuliefern.
Ein passendes Abschlusszitat dazu von euch aus einem anderen Interview: ‚Wir verkaufen uns nicht, wir sind keine Huren.‘ Versprochen?
Seiler: Bis dato haben wir schon so viele verlockende aber unmoralische Angebote abgeschlagen, dass es jetzt einfach nur dumm wäre, dieses Versprechen zu brechen. Und keine Angst, wir sind nicht dumm – Seiler und Speer werden sich nicht verkaufen, basta! Ich habe damals schon der Claudia Stöckl von Ö3 zugesagt, dass wenn sie mich einmal bei irgend-einem Society Quatsch bzw. Event erwischt, wie zum Beispiel Spargelessen im Marchfeld, dann zahle ich sofort 10.000€ für Licht ins Dunkel. Und wie bereits eingangs erwähnt – so dick haben wir es dann auch nicht…
Noch nicht! Alles Gute für Seiler und Speer und bis bald auf den großen österreichischen Konzert- bzw. Festivalbühnen.