Das Schanigartendilemma
Die Stadt ist mein Blog
In Wien gibt es für alles das richtige Antragsformular und die korrekten Amtswege – das gilt natürlich auch für die Ausführung und Aufstellung von Sitzmöglichkeiten unter freiem Himmel. Einfach so einen Tisch und zwei Sesseln aufstellen und hinsetzen? Haha. Viel Spaß!
Wer einen Schanigarten betreiben möchte, der muss sich davor nämlich die nötigen Bewilligungen holen. Und die wurden 2012 geändert. Nein, nichts wurde einfacher oder weniger kompliziert, sondern der bürokratische Aufwand ist laut Kritikern (vorranging aus dem Gastro-Bereich) mehr geworden. Neu ist auch, dass die Anrainer im Verfahren Parteistellung haben, was die Ausgangslage nicht gerade vereinfacht. Denn Anrainer können neuerdings Einwände gegen einen geplanten Gastgarten bei der zuständigen Behörde einbringen. Und da man sich in Wien gerne mal darüber aufregt, wenn andere Spaß haben, weiß man, was das bedeutet. Ob sich das dann positiv oder negativ auf die Lebensqualität in Wien auswirkt, weiß man so genau nicht. Unsere Anfrage bei Mercer blieb bis dato unbeantwortet.
Zurück zur Schanigartensaison des Jahres 2016: Am 1. März wurde sie offiziell eröffnet. Sie dauert bis Anfang November. Und keinen Tag länger. Wer glaubt, er kann das missachten, zahlt. Länge mal Breite. Aber die Stadt will mit sich reden lassen, dieses Gesetz ein bisschen aufweichen und flexibler gestalten. Ach, das wäre schön. Denn vielleicht kann man dann am 27. Februar 2017 bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen seinen Spritzwein in einem offiziell erlaubten Schanigarten trinken. In diesem Sinne: Prost!
Abseits von Schanigärten folgen nun die Ausgehtipps für ein besseres Wochenende:
Freitag
Bei einer weiteren Ausgabe von Becs im Celeste begrüßt man Jung an Tagen. Der heimische Künstler vereint in seinen Tracks schnurrende Synthesizersounds, Samples und polyrhythmische Verbiegungen. Während er beim Electric Spring mit einer Live-Performance zu sehen sein wird, gastiert er beim Becs mit einem DJ-Set.
In die Grelle Forelle kommt der US-Techno-Meister Josh Wink, der einige Hits in diesem Bereich abgeliefert hat. Man erinnere sich nur an „Higher State Of Consciousness“ oder „Don’t Laugh“ Mitte der 90er-Jahre.
Beim Adabei im Sass gastiert Fritz Plöckinger, der Plattendealer meines Vertrauens, an den Geräten.
Beim Scheitern im Opera Club gibt es dunkeln Techno und Schnickschnack – dargeboten von den beiden Franzosen Renart und Hajj.
Samstag
Im MQ fusionieren sich das Tanzquartier Wien und das sound:frame-Festival zu einer gemeinsam konzipierten Nacht namens Synæsthesia und verschmelzen Formsprachen und Praktiken verschiedener Kunstformen. Soll heißen: Elektronische Musik, Visuals und Choreografie finden in zeitgenössischem Tanz und Performance zusammen. Es gastieren unter anderem Planningtorock, Ryoji Ikeda und Cid Rim.
Im Celeste gibt es feingliedrige, auf Samples beruhende Musik von Persian Empire. Seine Tracks liegen dann irgendwo zwischen House und HipHop. Gute Sache, das.