Mi, 13. Apr 2016
One-Man-Powershow

One-Man-Powershow

Jack Garratt im Interview

Heiß. Heißer. Jack Garratt! Der Hipster aus dem Vereinigten Königreich beherrscht neben einer kultivierten Bartpflege auch die hohe Kunst der elektronischen Popmusik, ganz ohne fremde Hilfe. Ob im Studio oder auf der Bühne – Jack Garratt ist ein ausgezeichneter Alleinunterhalter, eine One-Man-Powershow. Dafür steht er ganz oben auf der Liste „The BBC Sound of 2016″ und kommt im August zum FM4 Frequency Festival. VOLUME hat mit Jack Garratt über sein Team im Hintergrund, die Lieblingssongs aus seinem Debütalbum „Phase″ und den berühmten Plan B gesprochen.

Jack Garratt steht ganz oben auf der Liste „The BBC Sound of 2016″ – Fluch oder Segen?

Keines von beiden! Das sind vielversprechende Vorschusslorbeeren, aber ich habe nie darum gebeten. Was mich natürlich sehr stolz macht: Ich bin auf dieser Liste in bester Gesellschaft, schon seit Jahren nominiert die BBC kontinuierlich großartige Musiker und Musikerinnen, die neue Sound präsentieren. Darum geht’s – nicht mehr und nicht weniger…

Du bist eine One-Man-Powershow. Wer sind die wichtigsten Menschen in deinem künstlerischen Hintergrund?

Schon seit über vier Jahren arbeite ich jetzt mit dem gleichen Team zusammen. Dazu gehören unter anderem meine Tourmanagerin Molly, ohne die ich wohl schon längst irgendwo auf dieser Erde verloren gegangen wäre. Grundsätzlich stehen hinter mir Menschen, die bereits an mich geglaubt haben, als ich noch keinen Vertrag bei einer großen Plattenfirma vorzeigen konnte. Dieses Vertrauen hat mir die Möglichkeit gegeben, mich ohne Druck oder sonstigen Erwartungshaltungen frei zu entwickeln. Auch wenn ich alleine im Studio produziere oder auf der Bühne stehe, bin ich nichts ohne jene Weggefährten an meiner Seite, die für das Publikum unsichtbar sind.

Steht Jack Garratt bei seiner Festivalshow in St. Pölten immer noch alleine auf der Bühne oder holst du dir ab sofort Unterstützung in Form einer Band?

Beides! Mehr will und kann ich aber aktuell noch nicht verraten. Es bleibt also spannend, die Auflösung gibt es diesen August beim FM4 Frequency Festival.

Welchen deiner Songs spielst du besonders gerne live?

„The Love You’re Given″ funktioniert bei meinen Shows momentan am besten. Anscheinend gefällt dieser Song vielen Fans besonders gut. Wenn ich ihn anstimme, kann ich schon spüren, wie das Publikum von Beginn an mitgeht. So etwas motiviert mich natürlich zusätzlich und führt bei den meisten Konzerten zu einem ekstatischen Highlight.

„The Love You’re Given″ ist jetzt schon ein zeitloser Klassiker. Wo und wie sind die neuen Songs für dein Debüt „Phase″ entstanden?

Ganze drei Jahre durfte ich an diesem Album arbeiten, mit „Breathe Life″, „Weathered″ oder eben „The Love You’re Given″ haben darauf auch Songs Platz gefunden, die schon länger bekannt sind. Deswegen muss ich sie nicht als alt bezeichnen. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dafür, alle auf einem Album festzuhalten. Das restliche Material habe ich vor allem in Los Angeles und Chicago produziert, aber auch in England sind viele Songs für „Phase″ entstanden. In Summe bin ich rundum zufrieden!

Du schreibst Musik, seit dem du zwölf Jahre alt bzw. jung bist. Hat es für dich jemals eine Alternative zur Showbühne gegeben – also einen Plan B?

Ich bin ausgebildeter Volksschullehrer für Musik, habe bereits mehrere Klassen unterrichtet. Das war und ist meine Art Absicherung für die Zukunft. Aber um ehrlich zu sein, war mir immer bewusst, dass sich das Ganze mit der Musik eines Tages ausgehen wird – auch wenn nicht immer alles so gut gelaufen ist wie jetzt gerade. Generell bin ich kein Fan von Kategorisierungen in „Plan A″ oder „Plan B″. Musiker zu sein ist ein Job, der ähnlichen Regeln folgt wie andere, gewöhnliche Arbeitsverhältnisse. Klar kommt es dabei verstärkt darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Diese Voraussetzung lässt sich doch auch auf alle Menschen anwenden, die Karriere machen wollen. Oder?

Feiern deine ehemaligen Schüler und Schülerinnen den Erfolg von Jack Garratt?

Nachdem die meisten Kids von damals mittlerweile ein Alter erreicht haben, in dem sie sich aktiv mit Popmusik auseinandersetzen, durfte ich mich jetzt schon über das ein oder andere Lob freuen. Die meisten Jungs und Mädels können es natürlich überhaupt nicht glauben und finden es extrem cool, dass ihr junger, unscheinbarer Lehrer jetzt in den Charts steht.

Apropos Musiklehrer: Wie viele Instrumente kannst du spielen und was willst du selbst noch alles lernen?

Angeblich braucht es mindestens zehntausend Übungsstunden, um ein Instrument perfekt zu beherrschen. Keine Ahnung, wie viel Zeit ich in meine Ausbildung zum Gitarristen investiert habe, aber ich kann mich mit diesem Gerät musikalisch so ausdrücken, wie ich möchte. Das würde ich in Zusammenhang mit Schlagzeug und Keyboard nicht behaupten. Doch jedes Instrument ist gebaut, um gespielt zu werden. Darum habe ich noch viel vor – alles kann, nichts muss…

Der persönliche „Guitar Hero″ von Jack Garratt ist…

….Stephen „Stevie″ Ray Vaughan.

Den Guten gibt es live leider nicht mehr zu sehen, dafür warten wir schon gespannt auf einen spielfreudigen Jack Garratt beim FM4 Frequency Festival in St. Pölten.