Wer tantrisch liebt, der lebt!
Let's Talk About Sex #57
Hast du dich nach einem fünfminütigen „Rein-Raus-Spiel“ schon einmal gefragt, ob das alles gewesen sein soll? Dann bist du hier genau richtig – Willkommen! Nach einer gewissen Menge Penis weiß man langsam, wie der Hase rammelt, jedoch läuft man Gefahr, die Liebeskunst mit dem Skalpell der Routine zu beschneiden. Nach ein paar Minuten schmusen, reißt man sich gegenseitig die Kleider vom Leib und kommt zur Sache. Darauf folgt ein kurzer Wettlauf zum Orgasmus mit anschließender Erholungsphase. Dafür hab ich mich jetzt extra ausgezogen? Für all jene, die sich aus den Fängen eines routinierten Sexlebens befreien wollen, ist Tantra der Weg, um flügge zu werden.
Die westliche Auffassung von Tantra spiegelt sich in akrobatischen Übungen plus multiplen Orgasmen wieder. Sinn und Zweck ist ein anderer! Praktizieren wir Tantra, dient uns der Körper als ein Instrument, als Brücke zwischen dem, was wir glauben zu sein und dem, was wir wirklich sind. Tantrischer Sex ermöglicht uns, die Schatten unserer Psyche zu transzendieren, um das Licht in unserem Inneren, unseren wahren Wesenskern, zum Leuchten zu bringen. Praktizieren wir Tantra, gibt es kein Ziel im Sinne eines Orgasmus, der beim 0-8-15 Sex angestrebt wird. Der Akt selbst ist der Höhepunkt. Das Vorspiel dient hier nicht einem Zweck, sondern ist selbst Sinn und Zwe
0-8-15 Sex
Viele von uns mögen das Kamasutra rauf und runter gevögelt haben, das heißt noch lange nicht, dass wir wahrhaft gelernt haben, tantrisch zu lieben. Es geht nicht um zwei notgeile Körper, die sich gegenseitig benutzen, um egoistische Bedürfnisse zu befriedigen.
Wer tantrisch lieben möchte, muss sich zunächst sowohl auf körperlicher als auch mentaler Ebene darauf einstimmen. Das fängt mit einer reinigenden Dusche, Körperpflege, Massage, Stimmungsmusik, Aromatherapie, Verzehr von Leckereien, Spürübungen, Atemübungen, Tänzen und Tönungsübungen an und geht fließend in einen transzendenten, bewusstseinsverändernden Liebesakt über. Tantra ist eine Liebeskunst, die alle Sinne in das Liebesspiel zu integrieren und zu stimulieren versucht. Ziel ist es, unsere Sensibilität für den Fluss der schöpferischen sexuellen Energie, die jeder Zelle unseres Körpers inhärent ist, zu steigern.
Diese Art der sexuellen Verschmelzung gipfelt im Gefühl des Einsseins. Sie verlangt bedingungslose Hingabe und fordert auf, Kontrolle, die wahrhafter Befriedigung im Wege steht, abzugeben. „Kopf aus, Herz an“ ist die Devise! Doch hingeben können wir uns erst, wenn wir nicht Gefahr laufen, im anderen verloren zu gehen.
Im Tantra ist der Körper Ausdruck unseres Seins, unseres Fühlens, unseres Denkens. Wir lieben nicht tantrisch, sondern wir leben tantrisch. Es geht in erster Linie um die Beziehung, die du mit dir selbst hast, alles andere ist Ausdruck der selbigen. Die Freiheit, die mit einer tantrischen Lebensführung einhergeht, kann erst erfahren werden, wenn wir gelernt haben, uns selbst zu lieben. Wer seinen Wert nicht kennt, ist sich seiner Bedürfnisse und vor allem seiner Grenzen nicht bewusst. Kenn ich meine Grenzen nicht, laufe ich Gefahr, mich im anderen zu verlieren.
Abhängigkeit, Machtspiele, Kontrollzwang, Eifersucht sind die üblichen Begleiterscheinungen eines Menschen, der kein Selbstwertgefühl hat. Wer sich selbst im Leben nicht einmal richtig geliebt hat, der hat sein Leben nicht tantrisch gelebt!