Mi, 18. Mai 2016

Der Nix-Scheisser

Marcus Smaller im Interview

„Ich bin ein Mensch, der sich nichts scheißt.“ – Marcus Smaller, einst bekannt geworden durch die österreichische Punk-Rockband „3 Feet Smaller“, veröffentlicht in Kürze sein neues Album „I, Marcus Smaller“ und gibt seinen Fans darauf Einblicke in sein privatestes Privatleben. In welchen Situationen sich der Ex-Frontmann und jetzt Solo-Star doch (fast) in die Hose macht und warum er am Ende des Tages trotzdem ein Künstler mit Sehnenscheidenwandriss und leichtem Hang zum Aberglauben ist, erfahrt ihr jetzt exklusiv, denn VOLUME war mit ihm auf eine Melange, wie es sich für einen echten Wiener gehört:

Woher kommt die ganze gute Energie, die aus dem neuen Album raussprudelt?

Ich muss zugeben, das liegt am letzten Sommer, den ich, die Sonne genießend, in Wien verbracht habe und dabei so viel positive Vibes wie möglich aufgesaugt habe. Generell bin ich kein großer Fan vom Reisen und bevorzuge eher die heimischen Freibäder. Ein großes Lebensziel habe ich trotzdem noch: Ich will unbedingt einmal ins Disneyland, am besten nach Florida.

Von „Finally Home“ zu „I, Marcus Smaller“. Siehst du zwischen den Alben gravierende Unterschiede?

Nur! Unterschiedlicher könnten zwei Alben kaum sein.Mein Produzent Johannes hat mir empfohlen, zu den vielen akustischen Songs noch mehr E-Gitarren Sound reinzubringen und ich bin mit dem Ergebnis wirklich sehr zufrieden.

Dein Debütalbum wurde 2014 veröffentlicht. Davor hast du jedoch auch schon viel an deiner Solo-Songwriter-Karriere gebastelt. Wie fühlt es sich an, ohne die anderen Bandmitglieder von „3 Feet Smaller“ zu arbeiten und vermisst du die Vierer-Konstellation?

Vermissen: Jein. Es war auf jeden Fall eine brutal schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Wir haben uns aber nie aufgelöst und es kann durchaus wieder zu einem gemeinsamen Auftritt kommen – das schließe ich keinesfalls aus. Das gute an der Sache ist, dass jeder von uns dem Musikbusiness treu geblieben ist und auf seine Art weiterhin diversen Projekten nachgeht. Für mich hat mit meinen Soloalben ein neues Abenteuer begonnen, das ich irrsinnig spannend finde.

Stichwort Abenteuer: Fährst du heuer aufs Nova Rock?

Wenn, dann weil ich mir unbedingt NOFX ansehen möchte. Allgemein gesehen, bin ich nicht so der Festival-Typ. Ich stehe mehr auf Einzelkonzerte, weil es mir bei diesen leichter fällt, mich komplett auf das Geschehen auf der Bühne einzulassen. Ich agiere auf Konzerten auch ganz anders, als bei größeren Festivals. Meine Set List variiert dabei sehr stark. Mein Ziel bei solchen Auftritten ist, dass die Menschen im Publikum „a Gaude“ haben und dass es ihnen an nichts fehlt.

Du baust viel Ironie in deinen Song „I, Marcus Smaller“ (“I am a so called artist, maybe not the smartest”). Selbsterkenntnis?

Selbstverständlich! Ich bin einfach extrem provokant und gehe gern Diskussionen mit Menschen ein. Da zählt für mich aber das Prinzip: „Wer austeilt, muss auch einstecken können.“ Das heißt, ich bin sehr gewillt, Kritik von außen anzunehmen. Man darf sich dann aber nicht wundern, wenn ich auch ordentlich kontere.

Du verrätst auf „I, Marcus Smaller“ viel über dein Innenleben. Who is this Marcus Smaller?

Das Album ist wirklich sehr persönlich. Meine passendste Beschreibung dafür ist: Ich habe seit der Veröffentlichung beschlossen, das Daten hinter mir zu lassen. Denn wenn ich ein Mädel kennenlerne, drücke ich ihr einfach dieses Album in die Hand und sie wird wissen, wie ich ticke. Der Hauptsong „I, Marcus Smaller“ war einer der ersten, den ich für das Album geschrieben habe und daraus ist dann auch diese Linie entstanden. 

Welches ist das persönlichste Lied für dich?

(Kommt wie aus der Pistole geschossen: ) Lullaby. Die Ballade handelt von meiner schiefgegangenen Verlobung mit meiner damaligen Freundin. Als ich realisiert habe, was ich da gerade getan habe, habe ich kalte Füße bekommen und bin kurzerhand abgehauen.

Bindungsangst?

Nein, nicht unbedingt. Ich hatte mit 27 Jahren einfach das Gefühl, noch zu jung für die Ehe zu sein. Der Song ist deswegen untopbar der persönlichste all meiner Lieder, weil meine Ex-Freundin auch weiß, dass der Song unserer Beziehung gewidmet ist. Aber damit ich sie nicht wieder zurückzugewinnen, sondern mich aufrichtig bei ihr entschuldigen. Obwohl mich mein Produzent als Arschloch bezeichnet hat, weiß ich, dass sie meine Intention richtig verstanden hat.

Hast du für dich jetzt schon dein Happy End gefunden, wie du es beim Track „Open Road“ beschreibst? Wir denken da an die schöne Zeile „everyone will find a happy end in the end“.

Ich warte noch darauf, aber nicht auf eine verzweifelte Art und Weise – keine Sorge.

Apropos Verzweiflung: Bist du auf Tinder?

Ich gebe offen und ehrlich zu: Ich war auf Tinder. Der Grund, warum ich es wieder sein hab lassen, klingt allerdings sehr angeberisch. Ich habe dort niemanden gefunden, der mich nicht schon gekannt hatte. „Hey, ich hab dich bei dem einen Festival gesehen“ war die Standardaussage. Das ehrt mich natürlich und hat auch bewiesen, dass ich doch einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht habe, aber für ein Pantscherl, das so beginnt, bin ich dann doch zu old school. Ich will eine Frau für mich gewinnen und mich richtig ins Zeug legen müssen, damit sie meine Bemühungen erwidert.

Kommen wir zu deinen Wurzeln, zum Daheimbleiben und „angekommen sein“. Dein letztes Album trägt ja genau diesen Namen. Was bedeutet es für dich, „finally home“ zu sein?

Dass ich zu mir selbst gefunden habe. „Finally Home“ bezieht sich nicht auf eine Ortsangabe, sondern auf das Erkennen, wer ich selbst bin und wo ich im Leben hingehöre… und das ist definitiv die Musik. In meiner Wunschvorstellung schreibe, singe und produziere ich noch weitere zehn Jahre, bis ich Mitte vierzig bin und endlich reif genug sein werde, um an Familienplanung und Sesshaftigkeit zu denken.
 

Also sind du und deine Gitarre von jeher bis auf immer und ewig ziemlich beste Freunde oder reißt euch der Sehnenscheidenwandriss doch apart?

Naja, ich nehm‘s mit Humor. Die Sehne ist eingerissen und ich muss mich jährlich einmal auf den OP-Tisch legen. Mein Arzt behauptet sogar, ich müsse das Gitarrenspielen ganz aufgeben, aber wie ihr euch denken könnt, kommt das gar nicht erst in Frage. Da riskiere ich lieber die Motorik meiner Hand.
Und das war kein Scherz. Wir wünschen Marcus Smaller weiterhin viel Erfolg mit seiner Solo-Künstler-Karriere und laden euch herzlich ein, am 20.05 ins B72 zur Release Party zu kommen. Da erfahren wir dann auch, wo Marcus zukünftig zu sehen sein wird. Er garantiert bisweilen einen intensiven Tourstart im Herbst 2016