Do, 26. Mai 2016

PUP 'The Dream Is Over'

Album der Woche #21

Der Traum ist vorbei! Mit diesen desillusionierenden Worten verkündete ein Arzt das Ende von PUP, als Sänger Stefan Babcock bei ihm wegen einer Zyste an den Stimmbändern in Behandlung war. Es ist also vorbei? Von wegen!

Der Traum lebt und streckt einem (und dem Herrn Doktor) mit rebellischer Trotzigkeit den plakativen Stinkefinger entgegen. Resignation und Akzeptanz oszillieren in schrägen Rhythmen und brutal ehrlichen Texten, während Anspannung, Neurosen und Emotionen in harmonischer Melodik fast greifbar scheinen. Im nächsten Moment verblassen die Narben der Realität zwischen kantigen Hymnen und leidenschaftlich-direkten Hardcore-Punk-Nummern, deren düstere Untergangsstimmung und gleichzeitig überschäumende Energie klischeehaft bestätigen: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker!

Babcock selbst dazu: ‚Ich denke, dass viele Mittzwanziger sich desillusioniert fühlen, wenn sie realisieren, dass das Leben sich nicht so abspielt, wie sie es sich ausgemalt haben. Es gibt nichts auf der Welt, was ich mehr liebe als zu touren und Musik zu machen. Aber ich merke auch, dass die romantisierte Version dieses Lebensstils, die ich mir vor 10 Jahren vorgestellt hatte, wenig mit der Realität zu tun hat. Ich habe von diesem Scheiß geträumt, als ich ein Kind war. Aber ich habe nie von den schlechten Zeiten geträumt, wenn man auf einem Supermarkt-Parkplatz in einem Van voller Typen aufwacht und sich denkt: Fuck, ich bin 27, pleite und einsam. Was tue ich hier? Viele der Songs entspringen diesem Gedanken. Und obwohl diese Erfahrungen spezifisch auf mich bezogen sind, sind es die entsprechenden Gefühle glaube ich nicht. Die meisten Menschen erfahren diese Resignation, diese Akzeptanz des echten Lebens mit all seinen Fehlern früher oder später. Das nennt sich erwachsen werden.‘

PUP ist mit ihrer zweiten Platte der große Wurf und gleichzeitig der eindeutige Beweis ihrer Daseinsberechtigung gelungen. Denn selten erstrahlten der Dreck, die Existenzängste und die Orientierungslosigkeit schöner im abgefuckten Punk-Gewand und gaben trotz allem gleichzeitig so viel Hoffnung. 
Es ist eine rotzige Erinnerung daran, dass Scheiße passiert und sich Erwartungen verändern. Das ist das verdammte Leben – roh und ungeschönt. Das ist der beschissene Traum, dem PUP wieder auf die Füße helfen.

EBENFALLS NEU IM PLATTENREGAL:

  • Architects: All Our Gods Have Abandoned Us
  • Farid Bang: Blut
  • Michael Kiwanuka: Love And Hate
  • Lacuna Coil: Delirium
  • Mika: Sinfonia Pop
  • Moop Mama: M.O.O.P.topia
  • Motörhead: Clean Your Clock
  • Oli. P: Wie früher
  • Thrice: To Be Everywhere Is To Be Nowhere
  • Twin Red: Please Interrupt
  • Zaz: Sur la route