Volkssport Depression

Supernackt #58

Depression. Ein Volkssport. Niemand ist davor geschützt. Unangestrengt liegen wir auf der Matratze, gefüllt mit Albino-Haifischschuppen, um deren Energie und Potenz zu absorbieren. Der eingeflogene Chinesenguru schwört darauf und massiert mit Schneeleopardentatzen unsere Schläfen.

Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten

Ein ernsthafter Blick auf das Weltgeschehen kann aufs Gemüt schlagen. Da hilft der schnelle Kapitalcheck beim Vermögensberater auch nichts. Eh noch alles da. Und mehr. Immer mehr. Der Zinseszins als Lebenssinn. Aber dafür die Welt opfern? Unökonomische Selbstzweifel fressen an unserer guten Laune. Der soll mal schneller mit den Tatzen reiben. Ist ja nicht billig.

WAHNSINN STATT KEIN SINN

Vielleicht einmal raus aus dem Palast. Auf die Straße, um die eigene Lage wieder in den richtigen Maßstab zu setzen. Uns geht’s nicht gut, euch geht es dreckig, uns geht es wieder besser. Inkognito durch den Pöbel. Gesichter geistern durch die Gegend, deren Spannungen von persönlichen Kriegen erzählen. Die Fronten sind unsichtbar geworden. Nicht aber die Auswirkungen. Zerrissen zwischen verlorenen Träumen und verloren in zerrissenen Realitäten. Entwurzelt. Gehetzt von Hetzern. Sich selbst überlassen. Sinnfrei das Leben überleben. Früher Mammut heute Mammon. Eine ewige Jagd.
Wir haben euch mit der Freiheit geködert und in Freiheit gefangen. In ein Gesellschaftskonstrukt gezwängt, damit ihr einen vorgefertigten Nutzen erfüllt. Bewusst dumm gehalten. Bestenfalls in Bildungswege getrieben, die der Schnelllebigkeit einer digitalen Welt kaum gerecht werden und menschliche Robotervorstufen produzieren. Die Wissenden sind eine geschlossene Gesellschaft.
Ständig geht irgendwo eine Bombe hoch. Der Donner kommt näher. Die Angst hält euch in Mauern gefangen. Doch die eigenen vier Wände werden nie zu eng. Bildschirme als Fenster. Lügen türmen sich und versperren eure Sicht. Die Wut staut sich. Aber nicht für ein besseres Leben geht ihr auf die Straße. Nur für ein besseres Level. Das nächste Pokémon ist um die Ecke. Irgendwo explodiert etwas. Kurze Schrecksekunden der Klarheit, bevor der sinnlose Trott im Hamsterrad weitergeht. Das Leben zahlt sich nicht aus.
Da sieht das Eigene doch gleich wieder besser aus. Schnell zurück auf die Matratze. Die Tatzen wirken schon. Der nächste Kapitalcheck zaubert ein Lächeln. Alles ist gut!