Weitersaufen, was sonst?!
Turbobier im Interview
Trotz konstantem Alkoholpegel waltet Marco Pogo seines Amtes, respektive seiner Ämter, wie kein Zweiter! Als Politiker, Papst, Philosoph, Punker, von, für, mit und vor allem voll Bier scheint der Drangla nie um eine schlagfertige Antwort verlegen – egal, wie kontrovers die Thematik auch sein mag. Fragen über Glaubensbekenntnisse, ein geplantes Radler-Verbot oder den ungehemmten Konsum werden stets bierpolitisch-korrekt wie charmant samt Hüsn in der Hand beantwortet. Muss ja auch, der landesweite Turbobier-Rausch kommt ja nicht von ungefähr. VOLUME hat mit dem Frontmann am FM4 Frequency Festival 2016 einen flotten wie flüssigen Irokesen-Interview-Tango getanzt.
Wie viele Ungläubige habt ihr am FM4 Frequency Festival 2016 zur bieristischen Glaubensgemeinschaft bekehrt?
Zu meinem totalen Entsetzen war der Campingplatz des FM4 Frequency Festivals 2016 – ich möchte fast sagen – von Radler verseucht. Wir konnten extrem viele Radlertrinker ausmachen! Schlussendlich sind wir aber doch sehr zufrieden, denn wir haben den Campingplatz von diesem Teufelssaft so ziemlich befreit. Es war quasi ein Ex-orzismus.
Sprichst du dich auch politisch für ein Radler-Verbot aus?
Politisch steht die Forderung, ein absolutes Radler-Verbot durchzusetzen, schon seit 2015 im Raum. Ebenso wie ein Pfiff-Verbot, denn mit kleinen Getränken können wir gar nichts anfangen. Generell sind Bierquälereien à la Radler, Diesel & Co total abzulehnen.
Das unterschreiben wir sofort! Wie lauten demnach die Gebote der bieristischen Glaubensgemeinschaft?
Du sollst nur biaschtln! Du sollst nicht Radler trinken! Du sollst Hopfen und Malz ehren! Du sollst nicht trinken eines anderen Biers – außer er ist auch Bierist, dann ist es ok. Die zehn Gebote der bieristischen Glaubensgemeinschaft sind ein Machtwerk, das wir uns in eingehenden Studien wirklich gut überlegt haben. Und wir san ja kane Trotteln net!
Kam die Erleuchtung ähnlich wie bei Moses über euch?
Die Eingebung, sich des Öfteren hemmungslos aus dem Leben zu torpedieren, kam uns relativ früh. Das ziehen wir auch konsequent durch. Wie der Moses, der oide Hawara, den ich leider persönlich nie kennengelernt habe, zum ungehemmten Bierkonsum steht, lässt sich an dieser Stelle nur mutmaßen.
Statt Wein und Vater Unser gibt’s in eurer Glaubensgemeinschaft Bier und …?
Bier und Ave Sangria! Ganz generell gilt: Solange Bier nicht mit etwaigen Fruchtsäften und dergleichen vermengt wird, heißen wir es gut. Alles, was über 5% hat, ist für uns aus Glaubensgründen ebenso ein gleichwertiges Getränk.
Wenn Jesus übers Wasser gehen konnte, kann Marco Pogo … ?
Marco Pogo kann die Alte Donau spalten, das Leergut vom Boden aufsammeln und es anschließend beim nächsten Billa zurückgeben, um sich neue Hüsn zu kaufen.
Das wichtigste Fest im Leben eines echten Dranglas steht vor der Tür. Wieso findet das TurboFest #1 am 24. September 2016 in Hollabrunn statt?
Der Hollabrunner Stadtsaal ist ja weit über die Landesgrenzen hinaus für seine unglaubliche Architektur bekannt. Wir als Architektur-Freaks, wie ich uns ja fast bezeichnen möchte, legen sehr viel Wert darauf, solche Venues auszuwählen. In Wien spielen kann jeder! Das ist nichts Besonderes, aber der Hollabrunner Stadtsaal ist diesbezüglich noch ein umgepflügtes Feld.
Welche Attraktionen erwartet die Drangla im Drangla-Land, dem betrunkenen Äquivalent zum Disney-Land?
Das Drangla-Land ist ein Entertainment-Park für Erwachsene und Kinder im Erwachsenenalter mit ganz vielen Attraktionen, die die Welt noch nicht gesehen hat. Von diversen Hüpfburgen über American-Gladiators-Arenen, wo um eine Hüsn gekämpft wird, bis hin zu einer aufblasbaren Torwand, wo man gemäß des Songs ‚Fuaßboiplotz‘ diesem auch Tribut zollen kann. Es wird eine Dosen-Schieß-Area geben, wo man mit Dosen auf Bälle schießt – das hat so auch noch keiner gemacht. Außerdem gibt es eine Häupl-Fotowand, wo man sich mit dem Wiener Bürgermeister ablichten lassen kann – das ist ja auch ein langjähriger Traum vieler Drangla und Dranglarinnen. Kurz vor 20:00 wird dann der Weltrekordversuch im kollektiven Bierdosenstechen vollführt. Wir haben dafür monatelang mit der Firma Guiness World Records verhandelt, aber schlussendlich wurde es uns untersagt. Der Grund: ‚rapid consumption of alcohol‘! Was heißt bitteschön ‚rapid‘, wenn ich ein Bier schnell austrinke?! Des san ja Trotteln dort! Wir machen jetzt einfach einen illegalen Weltrekordversuch und die Firma Guiness kann uns – entschuldige – am Oarsch leckn!
Recht habt ihr! Was wäre eure Zielvorstellung an Leuten, die mitmachen?
Wenn wir 500 Wahnsinnige finden, die das wirklich machen, dann wär es ein voller Erfolg! Ich vertraue auf unsere Fanbase und bin mir sicher, das wird schon hinhauen!
Wer hält grundsätzlich den Trinkrekord in der Band?
Wenn wir unterwegs sind, gelten gewisse Grundprinzipien des sportlichen Wettkampfs in Sachen Bierkonsum. Zum einen identifizieren wir nach jedem Abend einen Sieger über die Kurzstrecke oder die Langstrecke. Soll heißen: Kurzstrecke – wer kann in kürzester Zeit so viel trinken, dass er regungslos herumliegt, Langstrecke – wer hält am längsten durch, trinkt aber trotzdem gleichviel. Zum anderen gibt es noch den dranglischen Kombinierer, der mit Bier startet, dann den ganzen Abend an der Spritzerbar verbringt und schlussendlich an der Cocktailbar mit ein paar Tequila endet. Der dranglische Kombinierer vereint möglichst viele verschiedene alkoholische Getränke in seinem Körper. Das sind die drei wichtigsten olympischen Etappen!
Sehr sportlich! Wer steht am häufigsten am Siegerpodest?
Wir reichen uns da eigentlich mit hoher Frequenz die Klinke in die Hand. Man kann gar nicht sagen, wer von uns der größte Drangla ist. Es ist wirklich immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Im Herbst erscheint euer neues Album. Tanzt ihr darauf den Irokesentango thematisch weiter?
Natürlich wird der Irokesentango weiter getanzt … den haben wir uns ja an unsere Fahnen, im wahrsten Sinne des Wortes, geheftet. Dieser never stoppable train wird natürlich auch weiter rollen. Dennoch poppen auch für einen reflektierten Drangla im Leben Themen auf, die man gerne behandeln möchte. Zum Beispiel gibt es auf dem neuen Album einen Song, der heißt ‚A Mensch is a Mensch‘. Wir glauben einfach, dass Leute, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihrer Schuhgröße oder scheißegal was, als gleichwertig zu behandeln sind. Das ist ein Thema, das wir, bei all den Witzen, doch auch gern behandelt sehen möchten. Ganz generell wird es aber einen Streifzug durch die Wiener Seele, mit sämtlichen Höhen und Tiefen, die man sich vorstellen kann.
Apropos Songs … Songschreiben: Nüchtern oder betrunken?
Um Kinski zu zitieren: Ich habe die Frage nicht verstanden! Da müssen wir auf eine Meta-Ebene gehen: Was ist betrunken? Ist man nach fünf Bier betrunken? Ich kenne Leute, die sind nach fünfzehn Bier nicht betrunken. Ab wann ist man betrunken? Das ist eigentlich eine hochphilosophische Frage… Ich möchte dir an dieser Stelle aber das Interview erleichtern und sage: Jo, immer fett!
Und das Wichtigste zum Schluss: Dein bester Anti-Kater-Tipp?
Weitersaufen, was sonst?!
Prost! Wir sehen uns in Hollabrunn!