Je schircher der Typ, umso geiler der Fick
Wir müssen reden! #63
Laura ist 24, wohnt in der Nähe von Graz und hat jahrelang ihren Lebensunterhalt als Callgirl verdient. Heute ist sie Assistentin in einer Werbeagentur und will dem Rotlichtbusiness den Rücken kehren. Im Gespräch erklärt sie ihre Entscheidung und erzählt, warum Sex mit weniger schönen Männern am besten ist.
Hey Laura, danke für deine Zeit.
Warum auch nicht. Stundenpreise gibt’s bei mir ja nicht mehr. (lacht)
Du warst ja ziemlich lange Callgirl. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Callgirl und Prostituierte.
In erster Linie nur Begrifflichkeiten. Ich hatte eine Agentur, die mich an Kunden vermittelt hat. Die Preise sind oft höher und der Sex ist nicht explizit im Deal mit inbegriffen. Außerdem konnte ich es mir leisten, Typen abzulehnen, die ich nicht wollte. Also eigentlich ist ein Callgirl so etwas wie eine Edelhure.
Okay. Du bist mit 18 in das Business eingestiegen. Wie kam es dazu?
Ich war schon immer ein richtiges Problemkind, quasi ein Fall für die Supernanny. Ich habe die Schule geschwänzt, schon mit 12 gesoffen und geraucht und nach der Pflichtschulzeit nichts mehr gelernt. Mein Vater ist tot und meiner Mutter war alles scheißegal. Ich habe halt Geld gebraucht.
Und da war die beste Option, deinen Körper zu verkaufen?
Ich wollte nie den ganzen Tag an der Kasse stehen, mit depperten Leuten zutun haben und machen müssen, was mir andere sagen. Nachdem mir Sex Spaß macht, habe ich mir also gedacht: „Warum nicht Profit draus schlagen?“ Ich hatte eine Bekannte, die das schon gemacht hat und die hat mich dann reingebracht.
Und das war dann cool für dich? Also hast du es gern gemacht?
Es war voll okay. Ich habe mir ja mehr oder weniger aussuchen dürfen, mit wem ich mich treffe. Und ich habe wahnsinnig viel verdient. Das Geld hat also voll gestimmt – und die Kunden meistens auch. Ein paar Grauslige waren halt dabei, aber ich verrate dir was: Je schircher der Typ, umso geiler der Fick. Haha!
Ähm …
Ist so. Die müssen ja kompensieren.
Und so ganz auf der persönlichen Ebene? Wie ging es dir damit? Hast du dich geschämt?
Ganz ehrlich? Nein. Überhaupt nicht. Ich konnte mir eine schöne Wohnung leisten, habe viele geile Geschenke, wie Designertaschen oder Schuhe, bekommen und hatte mehr als ausreichend Sex. Eigentlich war es fast perfekt.
Warum hast du dann aufgehört?
Weil ich mich verliebt habe. Nicht in einen Freier – bevor du fragst. In einen Freund, den ich schon lang kannte. Irgendwann hat es Klick gemacht. Er wusste von meinem Job, was auch kein Problem war, so allgemein. Aber eine Beziehung mit einer Hure konnte er sich dann doch nicht vorstellen.
Und dann hast du für ihn einfach so aufgehört?
Ja, sicher. Es war nicht schwierig, ich wollte es so. Er hat mir einen Teilzeitjob in der Agentur, in der er als Texter arbeitet, verschafft. Keine Schwänze und fetten Typen mehr, dafür koche ich Kaffee und nehme Anrufe entgegen. (lacht) Und wir wohnen zusammen, da geht sich das auch finanziell aus.