Ü-30 auf ein Festival gehen
Dinge, die man getan haben muss… #63
Während das Leben im 4/4 Takt an einem vorbeizieht, wird man, ehe man sich versieht, siebenundzwanzig. Wenn man nicht dem 27 Club beitritt, ist auch das magische Alter von 30 Jahren bald erreicht. Spätestens dann sollte die Vernunft einkehren, sinnvolle Tätigkeiten und Beziehungen dominieren den Alltag. Soll man da noch auf Festivals gehen? Die Antwort lautet: Ja!
Wo sonst kann man so tun, als ob man geistig kaum in der Lage wäre, allein aufs Klo zu gehen? Wobei man ja tatsächlich niemals alleine aufs Klo geht, sondern gemeinsam mit Tausenden anderen Wahnsinnigen – wenn die einem nicht gerade aufs oder sogar ins Zelt pissen. Wo ständig Kondome durch die Luft fliegen, weil es viel zu lange dauern würde, sie zu ihrem eigentlichen Zweck einzuführen. Das einzig wahre Verhütungsmittel auf einem Festival ist immer noch gschmackiger Oralsex. Halbnackt, schlammverkrustet, knapp der Alkoholvergiftung entgangen, mit Veilchen und diversen Krankheiten, dafür aber ohne Besitz, Erinnerung und Vorderzähne, tritt man dann nach einigen Tagen die Heimreise an. Glück ist das eigene Badezimmer, das Bett sorgt für Freudenausbrüche. Die Endorphine tanzen Pogo. Und genau da fühlt man sich wieder lebendig und in seine Jugend zurückversetzt. Zu heftig? Zu gefährlich? Zu infantil? Egal, man will den dereinstigen Enkerln ja nicht erzählen, dass man über 30 nur Videospiele gespielt, Fastfood gegessen und Blümchensex gehabt hat, oder?