Not Givin' A Fuck
Linkin Park im Interview
Eine der am meisten polarisierenden Bands des Planeten lässt ihren siebten Langspieler vom Stapel und setzt sich damit über alle Genregrenzen und Rockklischees hinweg. Denn Erwartungen sind sowieso scheiße, nicht wahr? Worauf es aber wirklich ankommt, wie viel Kohle ihr locker machen müsstet, damit sie in eurer Garage spielen und was euch am Nova Rock Festival 2017 presented by VOLUME erwartet, haben wir von Mastermind Chester erfahren.
Was hat es mit dem Titel ‚One More Light‘ auf sich?
Einerseits ist ‚One More Light‘ der Titel eines neuen Tracks, in dem die größten Herausforderungen des Lebens thematisiert werden: persönlicher Verlust und Ähnliches. Andererseits klingt er als Titel sehr emotional erhebend. Mir gibt er jedenfalls ein positives Gefühl. Gleichzeitig ergänzen sich der positive Albumtitel und der doch recht deprimierende Song zu der durchgehenden Message des Albums. Dass man nämlich bei Leid nicht mit: ‚Wen kümmert’s?‘ antworten sollte, sondern sich um einander sorgen, sich miteinander beschäftigen muss. Das ist es, worauf man sich fokussieren sollte: auf das Leben!
Ihr habt diesmal einen etwas anderen Zugang zum Songwriting gewählt, nicht wahr?
Ja, es war diesmal tatsächlich anders. Wir haben uns bei jeder Session erst mal zusammengesetzt und über Themen gesprochen, mit denen jeder von uns etwas anfangen konnte, die jedem etwas bedeutet haben. Somit war zuerst mal das Thema klar und dann haben wir erst drüber nachgedacht, in welche Melodien und Songideen wir es verpacken können. Zuerst die Emotion, das Thema und dann erst der Text und die Musik.
Ist Linkin Park eigentlich Kiiaras Lieblingsband?
Sie ist ja ursprünglich so ein Internet-Phänomen, aber uns ist zu Ohren gekommen, dass wir tatsächlich ihre Lieblingsband sind. Wir haben deshalb ein Treffen mit ihr ausgemacht und als klar wurde, dass wir für ‚Heavy‘ zusätzlich noch eine weibliche Stimme brauchen, haben wir einfach sie gefragt. Sie hat gleich ja gesagt – super, nicht? Es war fantastisch, mit Kiiara zusammenzuarbeiten. Es war zwar harte Arbeit, aber es kommt alles direkt von Herzen. Das hört man auch, denke ich. Leute, die nur auf das Genre achten, hören oft nicht, wie gut ein Song ist, weil sie eben nur nach dem Genre schielen. Das hindert sie daran, einen großen Song zu erkennen – wie dieses Duett zum Beispiel. Als Band gehen wir absichtlich Risiken ein und versuchen, etwas anders zu machen, beispielsweise Aggression ohne verzerrte Gitarren, aber auch Rockmusik ohne Rock’n’Roll Klischees. Ich denke, das ist uns gelungen.
Das ist euch definitiv gelungen, aber denkst du nicht, dass sich manche Fans mit dem doch recht poppigen Sound etwas schwertun könnten?
Ehrlich gesagt: I don’t give a fuck! Wir könnten jederzeit irgendein Album schreiben, das irgendwelchen Erwartungen entspricht – aber das ist scheiße! Linkin Park ist eine der am meisten polarisierenden Bands dieses Planeten. Es gibt immer wieder Gegenwind, aber glücklicherweise auch viel Unterstützung.
Ihr habt ja alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, habt in riesigen, ausverkauften Stadien gespielt und Unmengen an Tonträgern verkauft. Welche Ziele haben Linkin Park noch?
Das Ziel war und ist immer das Gleiche: großartige Musik zu schreiben. Wir haben am Anfang nicht geahnt, dass wir so erfolgreich sein können und werden. Aber ich kann dir versichern, ich würde trotzdem immer noch Musik machen – auch wenn wir nicht so bekannt und erfolgreich wären. Ich würde wahrscheinlich nebenbei irgendwo arbeiten, aber gleichzeitig meine Leidenschaft leben.
Und wo siehst du dich in zehn Jahren?
Frag mich doch so etwas nicht! Ich versuche, jeden Tag im Hier und Jetzt zu leben. Ich weiß nicht mal, was ich morgen mache. Ich versuche, möglichst nicht an so etwas zu denken, weil ich dazu neige, mich in Sachen reinzusteigern – vor allem, wenn sie nicht gut laufen und dann zieht mich das langfristig runter. Besser einfach den jeweiligen Moment genießen und bewusst erleben!
Aber du weißt schon, dass ihr im Juni am Nova Rock Festival spielt, oder?
Ja, das weiß ich natürlich. Bandsachen nehme ich ernst – da weiß ich schon Bescheid!
Und was sagst du dazu, dass dort auch David ‚The Hoff‘ Hasselhoff auftritt?
Das wusste ich wiederum nicht. Doch eigentlich ist es mir egal. Ich kann mich auf Festivals nicht mit den anderen Künstlern beschäftigen. The Hoff freut sich, dass er da Geld bekommt, und das war’s. Wir freuen uns ja auch, dass wir dort Geld bekommen. Die jeweiligen Künstler geben dann ihr Bestes für ihr Publikum und alle sind zufrieden. Wenn du mir eine Million Dollar zahlst, spiel ich auch in deiner Garage. Kein Problem!
Doch, es gibt ein Problem: Wir sind gerade nicht so flüssig…
Na dann ruft an, wenn ihr soweit seid und dann machen wir etwas aus!
But in the End, it Doesn’t Even Matter…denn wir sehen uns in Kürze auf den Pannonia Fields.