Everybody's Darlings
Camo & Krooked im Interview
Für alle, an denen dieses Phänomen vorbeigegangen ist: Markus Wagner und Reinhard Rietsch alias Camo & Krooked zählen zu den erfolgreichsten Vertretern des Genres Drum and Bass, bereisen als DJs die ganze Welt und ihre Produktionen erreichen Millionen von Menschen. Im vergangen Mai ist ihr neues Album ‚Mosaik‘ erschienen, im Herbst geht es damit auf große Tournee. VOLUME präsentiert die Shows in Österreich und hat das dynamische Duo im Vorfeld nach seinem Wohlbefinden befragt. Wenn’s läuft, dann läuft’s…
Ganz egal, wer – Fans, Kritiker oder Kollegen feiern euer neues Album. Über welches Feedback freut ihr euch am meisten?
Reinhard: Da wir für ‚Mosaik‘ eingefahrene Produktionswege verlassen und gängige Soundmuster abgelegt haben, waren wir sehr gespannt auf die Reaktionen aus unserer Fangemeinde. Jetzt können wir beruhigt behaupten, dass fast alle verstanden haben, wie viel Arbeit und welche Absichten in unserem neuen Langspieler stecken.
Markus: Wenn eine lebende Legende wie DJ Craze das Album auf Twitter lobend erwähnt, freuen wir uns natürlich auch einen sprichwörtlichen Haxen aus. Das Feedback von Familie, Freunden und Kollegen ist ebenfalls durchwegs positiv. Aber am Ende zählen für uns die Meinungen der Fans, denn sie sind die Basis für unseren Erfolg.
Welche Bedeutung haben dabei Chartplatzierungen und Verkaufszahlen?
M.: Wir sind in Österreich auf Platz fünf der Albumcharts eingestiegen, haben international für Aufsehen bzw. Aufhören gesorgt und können generell mit dem Einschlagen von ‚Mosaik‘ mehr als zufrieden sein. Es ist wahrscheinlich auch kein Geheimnis mehr, dass Auflegen und Konzerte lukrativer sind als Albumverkäufe –
zumindest in der Liga, in der wir spielen.
R.: Darum haben wir auch kein Problem damit, wenn sich jemand unser Album illegal runterlädt. Haben wir ja schließlich früher auch nicht anders gemacht – Hauptsache, es kommen genügend Leute zu unseren Shows.
Eure Kollegen Sigma oder Wilkinson werden mittlerweile vom Mainstream abgefeiert – wo bleibt der Hit von Camo & Krooked?
M.: Wir suchen nicht nach dem ultimativen Song fürs Radio, arbeiten lieber an einem stetigen Erfolg. Bei Drum and Bass setzt die Szene auf Glaubwürdigkeit. Dieses oberste Gebot haben und werden wir niemals vergessen! Eben weil der eine oder andere Kollege schon als One-Hit-Wonder abgestempelt und abgestraft wurde. Sich danach wieder die Gunst der wahren Fans zu erspielen, ist weitaus schwieriger, als einmal im kommerziellen Radio zu laufen. Wir setzen daher lieber auf den Respekt von Nerds oder Geeks als auf schwindeliges Radio Airplay.
R.: Über den super Support von FM4 zum Beispiel können wir uns außerdem nicht beschweren. Was Ö3 und den ganz anderen weichgespülten Rest betrifft, haben wir eine klare Einstellung: Wir passen uns nicht ans Formatradio an, sondern warten einfach darauf, bis sich das Formatradio an uns anpasst. Und wir haben viel Zeit…
Hand aufs Herz: Hätten sich eure Eltern ab und zu gewünscht, dass ihr was Ordentliches gelernt hättet?
R.: Ich musste mein Geld früher damit verdienen, Skateboard Contests zu gewinnen – es hat also nur noch bergauf gehen können. Spaß beiseite: Meine Eltern und vor allem mein Vater haben mich immer unterstützt und waren von Beginn an stolz auf das, was der Sohnemann fabriziert – ganz egal, ob auf dem Brett oder hinter den Decks.
M.: Als sich mit Camo & Krooked erste Erfolge eingestellt haben, musste ich meinen Eltern nach drei Semestern erklären, dass ich jetzt eine kleine Pause vom Studium der Medieninformatik an der TU Wien einlege. Diese Pause dauert bis heute an! Klar hätten sich meine Oldies darüber gefreut, wenn ich irgendwann als fertiger Akademiker nach Hause gekommen wäre. Doch spätestens beim Gewinn des Amadeus Awards 2010 haben meine Eltern verstanden, dass mit unserer Musik etwas zu holen ist. Sieben Jahre, hunderte Gigs und drei Alben später ist das Verständnis und der Glaube in meinen Weg heute noch größer.
Ihr verbringt sehr viel Zeit miteinander – mehr als zum Beispiel mit euren Eltern. Was würdet ihr trotzdem niemals zusammen machen?
M.: Alles, was mit nackt sein zu tun hat…
R.: …und meine Zahnbürste werde ich auch niemals teilen. Egal, ob nackt oder angezogen!
Wer ist euer größter Fan?
R.: Wir wollen bzw. müssen keinen Namen nennen – der Junge weiß Bescheid. Unser größter Fan, mit dem wir mittlerweile befreundet sind und den wir regelmäßig treffen, ist ein Franzose, der in Wien ins Lycée Français gegangen ist und jetzt in England studiert.
M.: Er begleitet unseren Werdegang schon seit über zehn Jahren und bekommt unsere Sounds schon vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin geschickt. Außerdem übernimmt er kleine Aufgaben, wie beispielsweise die Songliste für unsere Radioshow auf FM4 zusammenzufassen oder Diskografien zu aktualisieren.
Habt ihr ein Lieblingsland bzw. eine Stadt, in dem bzw. in der ihr spielt?
M.: Klingt blöd, stimmt aber so: Dahoam ist’s am schönsten! Wir spielen ganz bewusst selten in Österreich, sodass jeder Gig etwas Besonders wird. Jetzt mit einem neuen Album im Gepäck freuen wir uns umso mehr auf sensationelle Heimspiele.
Apropos ‚Mosaik Tour‘: Was entgegnet ihr den Raunzern und Trollen, die über den Ticketpreis schimpfen?
R.: Die Show ist jeden einzelnen Cent wert – versprochen! Außerdem bringen wir High Contrast und Sub Focus mit, wenn wir in Wien spielen. Bei dem Eintrittspreis ein echtes Schnäppchen!
Gibt es irgendein Ritual oder sonstige Besonderheiten, bevor ihr auf die Bühne geht?
R.: Wichtig: Die Blase ordentlich entleeren!
M.: Richtig! Dann aber unbedingt noch einmal alle Getränkebehältnisse auffüllen – wer will denn schon auf der Bühne verdursten?
Niemand! Darum freuen wir uns schon sehr auf flüssige Shows von Camo & Krooked und wünschen bis dahin nur das Beste für die Vorbereitungen.