Tödliche Alternativmedizin
Der goldene Aluhut #66
Ob Hausmittel, Wellness oder Diätprodukte. Das Web ist voll mit Gesundheitstipps und auch der Markt für alternative Heilmethoden floriert. Doch was selbst ernannte Wunderheiler und deren Jünger in und abseits des Internets feilbieten, ist meist nicht nur ineffektiv, sondern im schlimmsten Fall sogar tödlich.
Foren oder Social Media-Gruppen, die mit unscheinbaren Namen wie „Alternative Medizin“ oder „Natürlich heilen“ daherkommen, erfahren im Netz einen regen Zulauf. Doch Wirksames aus Omas Kräutergarten sucht man meist vergeblich. Vielmehr liegen dort die Mittelchen diverser Scharlatane und Quacksalber hoch im Trend.
Ein Dauerbrenner ist beispielsweise das von Ex-Scientologe Jim Humble auf den Markt gebrachte „MMS – Miracle Mineral Supplement“. Das hochgiftige Chlordioxid (eine 28%ige Natriumchloritlösung wird mit Salz- oder Zitronensäure gemischt, um das MMS zu „aktivieren“) wird von Anhängern als das Wundermittel schlechthin angepriesen. Oral eingenommen soll MMS Malaria innerhalb von 24 Stunden heilen, Krebs in wenigen Wochen besiegen und Mensch und Tier von allerlei Gebrechen kurieren.
Als Einlauf verabreicht heilt MMS angeblich Autismus, der von sogenannten „Seilwürmern“ hervorgerufen werden soll. Die durch die Tortur verätzte und ausgeschiedene Darmschleimhaut wird in einschlägigen Gruppen dann meist stolz als abgestorbener Wurm präsentiert und die nach oraler Einnahme beschriebenen Vergiftungserscheinungen leichtfertig als Beweis der positiven Wirkung abgetan.
Klingt schmerzhaft, eklig und gefährlich? Ist es auch. Laut der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen verstarb eine Frau nach der Einnahme von MMS. Und jüngst berichtete die britische „Daily Mail“ über einen Sechsjährigen, dem nach dieser Rosskur ein Teil des Darms entfernt und ein Colostoma (künstlicher Darmausgang) gelegt werden musste.
Mindestens genauso bedenklich und gefährlich ist die sogenannte „Schwarze Salbe“, die hier nicht mit einer Zugsalbe verwechselt werden darf. Erstere besteht nämlich aus dem stark ätzenden Zinkchlorid, kanadischem Blutwurz und Dimethylsulfoxid (DMSO) und kommt vorzugsweise in der alternativen Behandlung von Krebs zum Einsatz. Die Anwendung ist leicht: Man trägt sie äußerlich auf die betroffene Stelle auf und wiederholt das Ganze so lange, bis das Gewebe nebst Tumor herausgeätzt wurde. Keine appetitliche Sache. Wer nun im Internet nach entsprechenden Bildern suchen möchte, fühle sich hier bitte vorgewarnt.
Da parallel meist auf eine evidenzbasierte Therapie verzichtet wird, sterben viele Patienten schlussendlich am Krebs. Doch diese Ablehnung kommt leider nicht von ungefähr. Eine Verschwörungstheorie besagt, dass die Krebstherapie ein Werkzeug der jüdisch-zionistischen Weltverschwörer und ihrer Pharmakonzerne sei, die Menschheit zu dezimieren. Mehr dazu beim nächsten Mal.
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