Where Greater Man Have Fallen - Primordial
Primordial
Where Greater Man Have Fallen

Zugegeben, die Überschrift ist plakativ, aber PRIMORDIAL, die irische Ausnahmeband um Sänger Alan Averil a.k.a. A. A. Nemtheanga, liefert nun seit Jahren höchst qualitative Kost ab, die von Mal zu Mal immer schwerer zu kategorisieren ist. Sei es jetzt Celtic-, Black-, Folk-, oder sogar Pagan- und/oder Extreme Metal, PRIMORIDAL sind von allem etwas, aber dann doch wieder zu speziell, um sie in eine profane Nische zu packen. So auch auf dem nun schon achten Studio- Release „Where Greater Man Have Fallen“, der eingebettet in den wahnsinnigen Titeltrack und der gefühlvoll depressiven Schlussnummer, eine Celtic-Folk-Ballade namens „Wield Lightning To Split The Sun“, abermals für zig Gänsehautmomente zu sorgen im Stande ist. Nemtheanga singt von Album zu Album mehr, seine Stimme wird mit dem Alter einhergehend reifer, aber auch melodiöser und vor allem sicherer. Ausnahmegitarrist und –Komponist Ciaran MacUiliam übertrifft sich kompositorisch von Release zu Release. „Das mit der nicht in eine Schublade packen gefällt mir übrigens“, weiß Sänger Nemtheanga im Interview zu berichten, einen Plan in eine bestimmte Richtung zu komponieren, hat es bei PRIMORDIAL aber noch nie gegeben. Dass man diesmal etwas obskurer und vom Sound her breiter aufgestellt ist, kann man aber sowohl einem Proberaumumzug, wie dem neuen Produzenten Gomez in die Schuhe schieben. „Das war an sich der einzige Plan, der Sound sollte eher unseren Liveauftritten nahe kommen, wir waren der Meinung, dass Gomez, der in der Vergangenheit schon mit CATHEDRAL oder ANGELWITCH gearbeitet hatte, dafür der Richtige ist.“ Obskurer bedeutet im einzigartigen Klangkosmos von PRIMORIDAL aber keineswegs aufgeweichter, im Gegenteil: Mit „The Seed Of Tyrants“ baut man gar wieder auf ein solides Black Metal-Fundament auf und „Ghosts Of The Charnel House“ ist trotz (oder vielleicht gerade wegen) seiner verspielten Simplizität ein Monster von einem Track, welcher das wohl begnadetste Grundriff des ganzen Albums sein Eigen nennen darf. Sonst spielen PRIMORDIAL gerne mit Akustik- Gitarren („The Alchemist’s Head“ bzw. „Born To Night“), verzeichnen über eine gute Stunde lang keinen einzigen Ausfall und haben noch dazu all ihre typischen Markenzeichen in bewusster Tradition bewahrt. Es gibt in der heutigen Metal-Landschaft nur mehr wenige, wirklich wenige Bands, die man anhand ihres charakteristischen Gesamtbildes aus tausenden anderen Combos heraushört. PRIMORDIAL schaffen dieses Kunststück auch im Jahr 2014 mit Bravour und dürfen sich gerade deswegen das Etikett „Platte des Jahres“ an die voller Stolz geschwellte Brust heften.

— Allegra Pirker