Unglaublich, aber endlich wahr: Nach der Wiedervereinigung ist Blur nun doch ein Album passiert. Die Umstände einer spontanen Session in Hongkong erweisen sich tatsächlich als Glücksgriff und vor allem als große Chance, nicht in die Fallen klassischer Comebacks zwischen lustlosen Geldbringern oder überambitioniertem Feingeist zu tappen. Denn Leadgitarrist Graham Coxon hat mit dem Produzenten Stephen Street diese Aufnahmen zu äußerst passablen Songs zusammengefügt. Beide kennen und schätzen sich noch aus den goldenen 1990er Jahren. Der entscheidende Vorteil von „The Magic Whip“? Damon, Graham, Alex und Dave flüchten nicht vor dem eigenen Mythos, sondern schaffen es, die zahlreichen Stile ihrer gemeinsamen Bandgeschichte und diverser Nebenprojekte aufzugreifen, um daraus schlüssiges Material zu erschaffen. Blur balancieren zwischen Pop und Experiment, Euphorie und Melancholie, krachenden Gitarren und blubbernder Elektronik. Die großen Hits mögen vielleicht fehlen, als Album klingt „The Magic Whip“ jedoch durchgehend spannend. [CLEMSE]