Eventuell sind Cristobal and the Sea mit ‚Exitoca‘ Ende September um einige Monate zu spät dran. Zwar denkt das Quartett auf seinem Zweitwerk die Ansätze des Debütalbums ‚Sugar Now‘ vielseitig weiter, hätte aber mit seinem wendigen Genre-Schmelztiegel aus Afrobeat- und Indiepop-Versatzstücken, Electro-Ambiente und munteren Samba-Elementen mehr denn je eine ideale Melange für die sonnigen Tage des Sommers geliefert. Nichtsdestotrotz, stressen lässt sich die multinationale Truppe weiterhin nicht. Hektik oder Eile haben auf ‚Exitoca‘ abseits vereinzelt nach vorne gehender Rhythmikkurblern kaum Platz – nur ‚Goat Flokk‘ tanzt etwa bis zu seinem flimmerndem Balkan-Finale den Bossanova zwischen frühen Yeasayer und Damon Albarns‘ ‚Mali Music‘. Stattdessen liebäugeln Cristobal and the Sea mit dem schwebenden Delirium des Animal Collective (‚Salsa Dude‘), bieten gefällig weltoffene Ohrwürmer samt Gang Gang Dance-Synth-Patina (‚Steal My Phone‘) oder plätschern mit Devendra Banhard im Folk-Hinterkopf entspannt durch die Tropen (‚The Leaf I’nst Turning Red‘). Dass die Band die erfrischend positive Exotik ihres zutiefst eklektischen Sounds dabei nicht immer in zwingendes Songwriting oder große Melodien ummünzen kann, passt durchaus zum legeren Konzept: ‚Exitoca‘ lebt vor allem von seiner relaxten Atmosphäre und bleibt entlang zahlreicher Interludes fragmentarisch einnehmend. Tatsächlich zwingend zupackend ist dieser kosmopolite Reigen deswegen zwar nur selten – die latent nebensächlichen Unaufdringlichkeit von Cristobal and the Sea taugt dafür jedoch umso unbeschwerter als Soundtrack für Tagträume, den wärmeren Jahreszeiten hinterherschwärmen.
— Amy Mahmoudi Cristobal And The Sea
Exitoca
Lautstärke
Shortcut Exotischer Eskapismus
Highlight 'Smadness'
Connection Guillemots, Little Joy