Lauter als Bomben - Donots
Donots
Lauter als Bomben

Als Ingo und seine Jungs 2015 mit ‚Karacho‘ einen der größtmöglichen Schritte, den eine Band ihres Status überhaupt gehen kann, wagten, wusste im ersten Moment niemand so genau, was man davon halten soll. Findet man das jetzt gut? Versteht man sie jetzt besser? Ist Englisch nicht doch viel cooler? Fragen über Fragen, die im Nachhinein völlig sinnfrei erscheinen, denn die Donots wissen, was sie tun und warum sie es tun: Weil sie Bock drauf haben. Weil es ihnen wichtig ist, neue Dinge auszuprobieren und mit alten Gewohnheiten abzuschließen. Weil sie sich nicht hinter lässigen englischen Floskeln verstecken und ihre sozialpolitischen wie -kritischen Botschaften klar ausdrücken wollen, sodass sie auch noch der letzte Nazi-Idiot versteht. Und weil im Punkrock doch eh alles möglich ist, oder? Gut 20 Jahre nach ihrer Gründung setzen sie mit vollem Karacho alles auf eine Karte und spielten sich damit auf einen neuen Höhepunkt ihres Schaffens. Problem? Kein Problem! Drei Jahre später sieht sich die Band selbst, sowie ihre geneigten Hörer mit einer ganz anderen Frage konfrontiert: Was kommt nach DEM Album? Der Welpenschutz des ersten musikalischen Ausflugs in die Muttersprache ist verbraucht, die letzten Konfetti der großen Überraschung zieren den Boden der Stammkneipe. Was nun? Genau, Anlauf nehmen und springen – in alle Richtungen auf einmal, mit der sprachlichen Konstante als Sicherheitsnetz. Dabei erfinden sich die Donots nicht wieder völlig neu, müssen sie auch gar nicht, sondern erweitern die Facetten ihres Punks um neue Spielarten lauter Gitarren, hymnische Refrains, unbeschwerte Pop-Rock-Elementen und lässige Midtempo-Arrangements. Doch die einstige ‚Trümmertruppe‘ verliert dabei nie den Faden, sprich ihre eigene, jahrelang gehegte Identität, die gleichzeitig so wandelbar scheint wie das Coma Chameleon. Thematisch setzen die Donots dort an, wo sie bei ‚Karacho‘ aufgehört haben, denn resignieren und sich stumm mit den Umständen abfinden, kann und darf keine Lösung sein. Ihr lyrischer Mittelfinger richtet sich erneut gegen soziale Ungerechtigkeit, gegen Extremisten und Leichtgläubige, aber auch gegen ganz alltägliche Nervensägen und Selbstdarsteller. Nur um im nächsten Moment die Freundschaft juvenil grölend an der Bar mit einem letzten Drink zu feiern – denn hier kommt sowieso niemand lebend raus. Zwischen Nostalgie und Zeitgeist ist Ingo, Guido, Alex, Jan-Dirk und Eike eine Platte gelungen, die ihren hart erarbeiteten und wohl verdienten Platz in der Rangliste relevanter Bands und Begleiter von Generationen erneut untermauert und unsere Herzen lauter als Bomben schlagen lässt – auf jeder Frequenz! [AMY]

— Amy Mahmoudi
Lautstärke

Shortcut LAUT, LAUTER, DONOTS
Highlight 'RAUSCHEN (AUF JEDER FREQUENZ)'
Connection BEATSTEAKS, RADIO HAVANNA