"Der gesamte Vibe ist 'crying on the dancefloor'."
Domiziana im VOLUME-Interview
Durch die Nacht mit Domiziana – das heißt feiern mit Substanz. Wer sich von der „Club Inferno“ Tour endorphingetränkte Energy, Bassbeschallung und abgespacte Tanzatmosphäre à la feinste Berliner Clubszene erwartet, liegt goldrichtig – und Domiziana liefert noch viel mehr: Auf der Bühne teilt sie nicht nur ihre Performancepassion, sondern auch Erfahrungen aus Liebe, Lust, Leben und Leiden. Das ist Tiefgang-Storytelling im Partysetting – weil auch der grellste Clubabend im Schatten enden kann. Wir sind bereit, darüber zu reden. Ihr auch?
Deine Tour ist am 3. Dezember gestartet. Worauf freust du dich am meisten?
Ich kann es kaum erwarten, endlich einmal meine komplette Setlist zu spielen. Die Show ist wie eine Geschichte aufgebaut – sie ist ehrlich, ich habe viel Redeanteil und mache Statements, die ich noch nie gemacht habe – bin auch schon sehr gespannt, wie das ankommt. Bisher hab ich auf Festivals gespielt, wo man die Leute eher zum Tanzen animiert. Jetzt auf meiner eigenen Tour sollen sie mich wirklich kennenlernen.
Du warst in verschiedenen Sportarten aktiv, und diese Energie spürt man auf der Bühne. Wie beeinflusst das deine Musik?
Ausdauer und Durchhaltevermögen, Bewusstsein für den Körper – all das kann ich wunderbar auf der Bühne umsetzen. Allgemein bin ich eine theatralische Person und drücke mich auch gerne so aus – meine Familie kommt aus Italien und das spürt man definitiv in meiner Kunst. Ich bin plakativ, liebe Kontraste, das dunkle Nachtleben und Partylichter. Alles immer mit einem Hauch Eleganz.
Am 29. November ist deine EP „Club Inferno“ rausgekommen. Du hast erwähnt, dass sie für dich viel bedeutet, weil du es erstmals wagst, impulsive Gedanken und Unsicherheiten zu thematisieren?
Lange habe ich sehr viel gefeiert, oft aus nicht so guten Gründen. Die EP handelt deswegen auch von (Liebes-)geschichten und Affären in diesem Kontext. Der gesamte Vibe ist „crying on the dancefloor“. Es geht darum, was nach der Party passiert und welche Entscheidungen man trifft – häufig keine guten. Ich bin wirklich gespannt, wie die Leute darauf reagieren.
Du hast Jura studiert. Wie war der Übergang zu deiner Musikkarriere und wie lässt du das jetzt einfließen?
Ich wollte zuerst das Anspruchsvollste studieren, was ich finden konnte. Dann habe ich aber meine Liebe zur Musik und Performance entdeckt und weiterverfolgt. Am liebsten würde ich einfach beides verbinden – auf der Bühne soziopolitische Themen ansprechen und zum Beispiel zeigen, dass auch die mit dem scheinbar größten Selbstbewusstsein sich mal schlecht und wertlos fühlen können.
Apropos schlecht: Ich weiß, leidiges Thema, aber du hast dich auf Insta zu sexistischen Fragen und Kommentaren geäußert. Es ist ein pain. Was muss sich ganz dringend ändern?
Ich bin ganz bei dir. Es frustriert mich, dass sexistische Fragen und Kommentare immer mehr zu werden scheinen. Leute beschweren sich, dass das Thema überhaupt angesprochen wird, und diejenigen, die darüber reden wollen, werden als die Bösen dargestellt. Viele glauben, dass das Schaffen von Awareness hilft, aber oft regen sich männliche Personen nur noch mehr auf. Wir müssen uns bemühen, strukturell etwas zu verändern und Aktivismus auch aus politischer Sicht ernster zu nehmen. Das versuche ich in meine Musik und Shows einfließen zu lassen. Es geht darum, die Leute wachzurütteln und klarzumachen, dass niemand das Recht hat, aufgrund von Erscheinungsbild oder künstlerischer Freiheit abwertende Kommentare abzulassen.
Wie gehst du generell mit Social Media um?
Nicht so gut, haha. Ich bin in Therapie und lerne, mich auf das Positive daran zu konzentrieren. Aber es ist nicht leicht, immer präsent sein zu müssen, immer guten Content zu kreieren. Nach der Tour mache ich ganz sicher mal eine Pause, um mich nur mit meiner Kunst auseinanderzusetzen. Ich will halt auch nicht durchgehend Selfies posten.
Wie kannst du am besten abschalten?
Yoga, Fit Ballet, generell Sport – alles, was meinen Körper bewegt und meine Gedanken befreit. Kopf und Körper sind bei mir sehr miteinander verbunden.
Gibt es ein Lied von dir, das du gerne in einem neuen Genre remixen würdest?
Ich mag einfach Hard Pop und elektronische Musik, bin da tatsächlich über einen meiner Exfreunde drauf gestoßen, der ein großer Fan von Charli XCX war. Aber ich finde es auch unglaublich schön, mit einem Orchester zu spielen. Ich würde immer elektronische Elemente behalten, aber sie vielleicht mit akustischen Elementen verschmelzen lassen. Das wär eine spannende Herausforderung.
Welche österreichischen Künstler*innen inspirieren dich?
Oh, ich liiiebe Verifiziert und Elli Preis.
Und finally: Du spielst in Wien am 11. Dezember in der Szene Wien. Worauf dürfen wir uns einstellen?
Be ready to dance, be ready to cry, be ready for a safe space.